Men in Black II
zu verstecken.«
»So etwas machen wir nicht«, stellte Jay fest. Die Neutralität der Erde in dem Durcheinander interplanetarischer Politik war heilig, beinahe wie die Neutralität der Schweiz, nur ohne besondere Betonung der Schokolade. Das war der Grund, warum die Men in Black existierten. Sie sorgten dafür, dass die Erde ein sicherer Hafen für Flüchtlinge aus anderen Welten blieb und sich aus den diplomatischen Missstimmigkeiten heraushielt, mit denen ihre Bewohner derzeit noch nicht umgehen konnten, damit Sie und alle, die auf ihr hausten, am Leben blieben.
»Richtig«, entgegnete Zed. »Darum habe ich befohlen, es von diesem Planeten fortzubringen. Das war ein Krieg, bei dem ich nicht zwischen die Fronten geraten wollte.«
So? Dann sag mir doch mal, bei welchem Krieg du zwischen die Fronten geraten möchtest, dachte Jay.
Laut fragte er: »Und warum steht dann ein kylothianischer Klasse C Kreuzer in meinem Park? Sind Sie sicher, dass das Licht nicht mehr hier ist?« Ein Irrtum in diesem Punkt schien die einzig sinnvolle Erklärung für die Ereignisse der jüngsten Zeit zu sein. Erinnerungen an seine Ausbildung im New York Police Department wurden wach, verknüpft mit all den Sherlock-Holmes-Geschichten, die er je gelesen hatte: Nichts passiert ›einfach so‹; es gab für alles einen Grund. Gewöhnlich war die offensichtlichste Erklärung auch die richtige, außer in den Wiederholungen alter Perry-Mason-Folgen.
»Positiv«, beteuerte Zed. »Ich habe den Befehl selbst erteilt, und mein bester Agent hat ihn ausgeführt. Das ist so gut, als hätte ich Ihnen den Befehl erteilt.«
Jay speicherte das verkappte Kompliment, um sich später daran zu erfreuen. Jetzt musste er sich erst um wichtigere Dinge kümmern.
»Dann fragen Sie doch den Agenten …«
»Unmöglich«, fiel ihm Zed ins Wort.
»Tot?«, hakte Jay nach.
»Gewissermaßen. Er arbeitet in einem Postamt.«
Vor dem Zelt herrschte tiefste Nacht, hier drinnen jedoch erlebte Jay gerade eine verfrühte Dämmerung.
»Nein«, ächzte er, obwohl er wusste, wie unsinnig seine Äußerung war.
Mein bester Agent hat ihn ausgeführt. Wer hätte das schon sein sollen, wenn nicht Kay?
Kay, der die Men in Black verlassen hatte, um sein altes Leben wieder aufzunehmen. Kay, der so vollständig und gründlich neuralisiert worden war, wie es nur machbar war. Kay, der endlich zu seiner Freundin hatte zurückkehren können, die er in jener schicksalhaften Nacht zurückgelassen hatte, als eine Kette unglückseliger Zufälle ihn genau zu der Stelle geführt hatte, an der die erste Begegnung irdischer mit außerirdischen Besuchern stattgefunden hatte, womit im Grunde festgestanden hatte, dass er Teil der MIB und all dessen, wofür sie standen, hatte werden müssen.
Kay, dessen letzter bekannter Arbeitsplatz in einem Postamt in Truro, Massachusetts, war.
»Die Existenz der Erde könnte von dem abhängen, was Kay weiß«, sagte Zed mit ernster Stimme. »Wirklich schade, dass Sie seine Erinnerungen daran komplett ausgelöscht haben.«
Jay setzte zu einem Protest an. Agenten der MIB, die, aus welchen Gründen auch immer, den Dienst quittierten, mussten neuralisiert werden. Sie durften nicht den Hauch einer Erinnerung daran zurückbehalten, was sie gesehen oder getan hatten, um ihre Heimatwelt vor dem Abschaum des Universums zu schützen. Das waren Dinge, die niemand versehentlich im Bowlingcenter oder mitten in einem Kiwanis-Clubtreffen ausplaudern sollte.
Zed wartete Jays Rechtfertigung nicht ab. »Holen Sie ihn her«, sagte er. »Sofort.«
Kapitel 8
Es war ein wunderschöner, klarer Sommermorgen in Truro, Massachusetts. Truro hatte gewiss mindestens so viel Geschichte zu bieten wie New York City, drängte sie einem Besucher jedoch nicht annähernd so hartnäckig auf.
Die Straßen verströmten Charme und Liebreiz und Frieden. Die Menschen auf diesen Straßen verströmten die neuenglischen Tugenden Pflichtbewusstheit, Diskretion und Schicklichkeit. Das Erbe des kolonialistischen Amerika überlagerte die ganze Szenerie, wie eine Patina die goldenen Glanzlichter eines alten Ölgemäldes von einem der Gründungsväter erst zu wahrer Geltung bringt. Sollte je ein Bürger von Truro zu Ihnen sagen: ›Reden Sie etwa mit mir? Reden Sie mit mir?‹, so können Sie davon ausgehen, dass er lediglich verunsichert ist und nicht weiß, ob Sie tatsächlich ein Gespräch mit ihm führen wollen.
Alles hier war sehr friedlich und liebenswürdig. Engstirnige Geister würden es
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