Men in Black II
Mädchen, dachte er.
»Noch so ein Experte«, stellte Laura mit einer Spur Ironie in der Stimme fest.
Jay musste einsehen, dass er diese Zeugin auch mit den geschicktesten Worten nicht würde einwickeln können, also versuchte er es auf dem direkten Weg. »Warum erzählen Sie mir nicht einfach, was Sie gesehen haben?«
»Wenn ich Ihre Fragen beantworten soll, müssen Sie meine beantworten«, entgegnete sie. Friss oder stirb, fügte ihr Blick hinzu. Jay nickte, und sie entspannte sich ein wenig. »Okay. Ich habe einen Typ mit zwei Köpfen gesehen. Und eine Frau in Leder.«
»Weiß?«
»Grau. Mit Tentakeln an den Händen. Und sie …«
Mitten im Satz brach Laura ab, als ihr plötzlich auffiel, dass Jays Augen unverwandt auf den ihren ruhten. Was sie zu der logischen Vermutung veranlasste, dass dieser Mann sie anstarrte, wie die meisten Menschen einen delirierenden Irren anstarren würden, während sie sich fragten, welche Kostprobe des Wahnsinns als Nächstes Eingang in die Konversation finden würde und ob sie eine Eskalation in das weit gefährlichere Reich der Gewalt zu befürchten hatten. Wütend verteidigte sie sich.
»Sie halten mich für verrückt!«, beschuldigte sie ihn. »Schön. Wie Sie wollen. Ich bin verrückt, und darum habe ich auch nicht wirklich gesehen, wie sie …«
»… ihm die Haut abgezogen hat«, vollendete Jay ihren Satz gleichmütig.
»… ihm die Haut abgezogen hat«, bestätigte Laura und stutzte. Hey, wenn ich verrückt bin, dann bin ich aber nicht die einzige Verrückte hier.
»Eigentlich ist das allerdings keine Haut«, fuhr der MIB-Agent fort. »Es ist ein Protoplasmapolymer und ähnelt der chemischen Zusammensetzung der Versiegelung von Baseballkarten.«
Laura zog eine Braue hoch. »Begegnen Ihnen solche Dinge öfter?«
»Nicht südlich der Dreiundzwanzigsten Straße.«
Die Braue wanderte noch ein Stück weiter in Richtung Haaransatz. »Wer sind Sie?«, fragte sie, ohne ihn aus den Augen zu lassen. »Wer sind Sie wirklich?«
»Mögen Sie Kuchen?«, fragte Jay ungerührt.
Kapitel 7
Der Kuchen war wirklich gut. Gut genug, um Jay zurück in das Diner zu locken, in dem sich vor wenigen Stunden jene hässliche, scheußlich peinliche Szene mit Tee abgespielt hatte.
Ja, im Empire Diner gab es verdammt guten Kuchen, und der Kaffee war auch gar nicht so schlecht. Jay aß und trank abwechselnd, während er zuhörte, wie Laura Vasquez ihre Geschichte erzählte.
»… ein Licht«, sagte sie gerade. »Sie haben Ben immer wieder nach einem Licht gefragt. Das Licht von Zartha. So was in der Art.« Im Gegensatz zu Jay genoss sie ihren Kuchen nicht, was auch ein wenig schwer fallen musste, solange ihre Hand zu sehr zitterte, um eine Gabel zu führen.
»Sind Sie in Ordnung?«, erkundigte sich Jay ein wenig besorgt.
»Vor einer Stunde ist ein Mann, den ich mein ganzes Leben lang kenne, vor meinen Augen verschwunden«, antwortete Laura, tapfer bemüht, ihre Stimme davon abzuhalten, beinahe genauso zu zittern wie ihre Hand. »Er wurde von einer Frau ermordet, der etwas aus den Fingern herausgewachsen ist, und ihr Komplize war ein Typ mit zwei Köpfen. Was ich gesehen habe, gibt es nicht.« Unnötig hinzuzusetzen: Wären Sie nach so einer Geschichte in Ordnung? Wäre irgendjemand in Ordnung? Auch hier in New York?
»Laura …«, setzte Jay an.
»Als wir Kinder waren – bevor man uns beigebracht hat, wie wir denken und was wir glauben sollen – haben unsere Herzen uns gesagt, dass es da draußen noch mehr gibt«, sprach sie mühsam aus, was gesagt werden musste. Ihre Augen fixierten voller Sehnsucht den Nachthimmel vor dem Fenster des Diners. »Aber wir haben aufgehört, daran zu glauben, weil wir aufgehört haben, auf diese Stimme zu hören«, fuhr sie fort und legte eine Hand an die Brust. »Tief in meinem Herzen weiß ich, was ich gesehen habe. Jetzt können Sie mir sagen, was ich glauben soll.« Um Antworten bettelnd erkundete ihr forschender Blick sein Gesicht.
Jay tat ihr den Gefallen.
»Ich gehöre einer geheimen Organisation an, die außerirdische Aktivitäten auf der Erde kontrolliert und überwacht. Ben war ein Alien, ebenso wie die Typen, die ihn ermordet haben. Ich weiß nicht, warum sie es getan haben, aber ich verspreche Ihnen, ich werde es herausfinden.«
Laura hörte ihm schweigend zu. Schließlich sagte sie: »Okay.«
»Okay?«, wiederholte Jay zweifelnd. Das ist alles? Wirklich alles?
»Ich traue meinen Augen«, verkündete sie geradeheraus. »Und Ihren
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