Men in Black II
kleinere Scharmützel und erstickten Buschfeuer im Ansatz.
Irgendwann gingen sie dann in den wohl verdienten und gut bezahlten Ruhestand. Es machte ihnen nichts aus, dass sie keine aufregenden Einsätze erlebten, von denen sie zu Hause Frau und Kindern erzählen konnten, denn sie hatten weder Frau noch Kinder. Und sollten sie es fertig bringen, noch eine Familie aufzubauen, nachdem sie aus der Organisation ausgeschieden waren – kein Problem. Neuralisierte Rentner brauchten keine Geschichten, sie konnten genauso gut angeben wie jeder andere Durchschnittsbürger auch.
An diesem speziellen Tag war die Schlange der Immigranten und Touristen ordnungsgemäß in Bewegung, als eine attraktive Frau in schwarzem Leder an die Reihe kam und zum Tresen gewunken wurde. Nach irdischen Maßstäben sah sie ziemlich normal aus, obwohl ein Pedant sicher darauf bestanden hätte, dass sie nach irdischen Maßstäben einfach toll aussah. Sogar mit dem gewaltigen Bissen Hamburger im Mund war sie noch bezaubernd. Nun, je länger die Schlange vor der Zollabfertigung wird, desto besser läuft das Geschäft bei Burger King.
Begleitet wurde sie von einer schmuddeligen Gestalt, die man im weitesten Sinne als humanoid bezeichnen konnte, wenngleich die irdischen Maßstäbe hier keine Anwendung fanden, zumindest, solange sich der Typ nicht mit einem einzigen Kopf zufrieden gab.
Der Agent hinter dem Tresen blickte kaum auf, als sich die kleine Reisegesellschaft vor ihm aufbaute. Er hatte diese stets gleich bleibenden Formalitäten heute schon hundertmal hinter sich gebracht, womit ihm bis zu seinem Feierabend noch weitere hundertmal bevorstanden, höchstens. Eigentlich standen ihm eine Kaffeepause und eine Mittagspause zu, aber irgendjemand hatte Mist gebaut und vergessen, seine Ablösung reinzuschicken. Was vermutlich ganz gut so war, denn derselbe Verwaltungstrottel hatte auch seine Toilettenpause vergessen.
»Name und Herkunftsplanet?«, fragte er automatisch.
Die Dame schluckte einen Mund voll Hamburger und fixierte ihn mit einem durchdringenden Blick. »Serleena Xath«, sagte sie, und ihre Stimme klang rauchiger als jene legendären Hinterzimmer am sechzigsten Tag einer wochenlangen politischen Tagung. »Planet Jörn. Kylothianisches System.«
Vorschriftsgemäß gab der Agent die Informationen in seinen Computer ein. Serleenas verführerischer Tonfall hatte auf ihn ebenso wenig Wirkung wie ihre glühenden Augen. Die Dienstordnung der Men in Black verbot ausdrücklich jegliche Verbrüderung mit Außerirdischen, was hieß, dass dieser Sachbearbeiter entweder loyal war und den erlernten Maßstäben buchstabengetreu Folge leistete, oder im Zuge seiner Arbeit in der bürokratischen Unterwelt all seine natürlichen menschlichen Reaktionen eingebüßt hatte.
»Haben Sie Obst oder Gemüse bei sich?«, fragte er.
»Ja«, antwortete Serleena, die sich prächtig amüsierte, obwohl es ihr nicht gelungen war, den Agenten mit ihren weiblichen Tricks einzuwickeln. »Zwei Kohlköpfe.« Sie deutete auf Scrad und Charlie.
Auch dieser Scherz vermochte den überarbeiteten Agenten nicht aus der Reserve zu locken. So etwas hatte er sich schon viel zu oft angehört. Was zur Hölle war nur mit einigen dieser Aliens los, dass sie sich, kaum hatten sie einen Fuß auf die Erde gesetzt, gleich für Jerry Seinfeld halten mussten? Gut, wenigstens hatte Jerry selbst den Anstand besessen, nach seiner Ankunft sechs Monate zu warten, ehe er beschlossen hatte, sich als Stand-up Comedian zu versuchen. Aber er hatte nie versucht, seinen so genannten Humor einem hilflosen Zollagenten aufzudrängen, nein, Sir. Ja, das hatte Klasse.
»Grund Ihres Besuches?«
»Bildung«, gurrte Serleena und legte noch ein wenig mehr Hitze in ihre Stimme. »Ich möchte eine Ausbildung zum Unterwäschemodel machen.«
Endlich blickte der Agent auf. Das klang in der Tat interessant.
Und siehe, da war schwarze Spitze. Und siehe, da war ein tiefes Dekolleté.
Offensichtlich hatte der Immigrationssachbearbeiter im Zuge der Ausbildung bei den MIB doch nicht alle menschlichen Grundbedürfnisse aufgegeben. Sicher, er kannte die Regeln, er hatte sie auswendig gelernt, und er wusste genau, dass er sich grundsätzlich und ausnahmslos professionell zu verhalten hatte, denn immerhin gehörte er zu den Besten der Besten. Aber er war auch ein Mensch.
Seine Augen traten aus den Höhlen, sein Unterkiefer sackte herab, und er nahm angesichts der Pracht von Serleenas halb entblößten Aktivposten die
Weitere Kostenlose Bücher