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Men in Black II

Titel: Men in Black II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther M. Friesner
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man beim Überqueren der Straße einen Bordstein zur Kenntnis nehmen würde.
    Und sollte doch jemand auf die Tanks aufmerksam werden, so würde er sie vermutlich keines zweiten Blickes würdigen. Stickstoff? Was zum Henker weiß der Durchschnittsbürger über Stickstoff? Besonders der New Yorker Durchschnittsbürger.
    Diese Stickstofftanks jedoch … Nun, diese Tanks waren etwas Besonderes.
    Dämmerung senkte sich über die Stadt und über die Ecke 44. und Broadway, als sich ein Paar identischer Türen öffneten, die nahtlos in die Außenwände jener beiden speziellen Tanks eingearbeitet waren. Und dort standen Jay und Kay, klatschnass vom Scheitel bis zur Sohle. Auch die aufregendste Wildwasserfahrt musste irgendwann einmal enden, und hier war Endstation.
    Gemeinsam betraten sie den Bürgersteig, auf dem die Fußgänger an ihnen vorbeirauschten, unterwegs zu einem ganz bestimmten Ort, zu einer ganz bestimmten Person oder einem ganz bestimmten Feierabenddrink.
    New York … man muss es einfach lieben.
    Es heißt, während der schlimmsten Tage der spanischen Inquisition wäre ein großer Gelehrter in den Verdacht geraten, ein Ketzer zu sein. Die Häscher ergriffen ihn, als er gerade eine Vorlesung vor seinen Schülern hielt; sie brachten ihn fort, um ihn dem hochnotpeinlichen Verhör zu unterziehen. Er wurde im Kerker der Inquisition gefangen gehalten, doch trotz aller Mühe gelang es seinen Peinigern nicht, sich ein Todesurteil aus den Fingern zu saugen, und so kam er nach drei Jahren oder so wieder frei.
    Worauf er zurück zu seiner Universität ging, sich vor seinen Studenten aufbaute und in lateinischer Sprache sagte: »Wie wir bereits neulich besprochen haben …«, als wäre nichts Erwähnenswertes vorgefallen.
    Als Jay aus seinem Tank trat, wandte er sich zu Kay um und sagte: »Gespült.« Und hätte er selbst ein wenig Latein beherrscht, so hätte er vielleicht »Q.E.D.« – quod erat demonstrandum – hinzugefügt, die altrömische Entsprechung für: »Sag ich doch!«
    Doch man brauchte kein Latein zu können, um Kays triefendem Gesicht anzusehen, dass er drauf und dran war, sich nach dem nächsten Bus nach Truro umzuschauen. Jay dachte blitzschnell nach, dann setzte er ein breites Grinsen auf und ließ einen Strom rasend schnellen Geplappers vom Stapel: »Gespült!«, rief er begeistert. »Mann, damals, als Sie noch Agent waren, sind Sie total auf die Spülerei abgefahren.« Ein rascher Blick zeigte Jay, dass Kay ihm das nicht abkaufte, also sattelte er noch drauf. »Echt, jeden Samstagabend war’s das Gleiche, ›Spülen Sie mich, Jay! Spülen!‹ Und ich dann immer: ›Nein …‹«
    Er verstummte. Die Masche zog einfach nicht. Nun wieder ernst, wandte er sich mit der ganzen Aufrichtigkeit seines Herzens an seinen früheren Partner.
    »Sie können mich jetzt nicht hängen lassen, Kay.«
    »Ich rette die Welt, und dann erzählen Sie mir, warum ich nachts die Sterne anstarre.« Kay stand immer noch bewegungslos vor seinem Tank. Er rückte seine triefende Krawatte zurecht.
    »Cool!« Jay war erleichtert, dass er Kay nicht so schnell wieder verlieren würde, wie er gefürchtet hatte.
    »Einsteigen«, kommandierte er, zog seinen Schlüsselbund aus der Tasche, an dem der kleine Sender baumelte, und drückte auf einen Knopf.
    »Wo einsteigen?«, erkundigte sich Kay.
    Der elegante schwarze Mercedes, Jays ganzer Stolz, seine Freude und Egopumpe auf Rädern, kam mit kreischenden Pneus und einem MIB-Agenten am Steuer um die Ecke und hielt genau vor ihnen an. Jay drückte auf einen anderen Knopf, und der Agent schrumpfte zusammen. Eine aufblasbare Puppe tut so etwas, wenn der eingebaute Mechanismus das PVC-Modell wieder in sein Fach in der Lenksäule saugt.
    »Gehört das zur Standardausrüstung?«, wollte Kay wissen, als sie in den Wagen stiegen und die Türen zuknallten.
    »War mal ‘n Schwarzer«, erklärte Jay trocken. »Ist einmal zu oft von den Cops angehalten worden.«
    Der Wagen glitt durch die Straßen wie ein Traum, während Jay am Steuer versuchte, Kontakt zu irgendjemandem aufzunehmen, der ihm hätte verraten können, was den feuchten Zwischenfall ausgelöst hatte, und ihm vielleicht eine vage Vorstellung vom Zustand der Zentrale hätte vermitteln können. Er betätigte eine Taste am Lenkrad und befahl: »Computer. Überwachung. MIB.«
    Sogleich klappte vor ihnen ein Videodisplay auf, über das eine Reihe wechselnder Bilder flackerte, von denen jedes einen anderen Blickwinkel auf Räumlichkeiten

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