Men in Black II
doch die beste Verteidigung. »Wie Sie, als Sie Lauranna begegnet sind?«
Kay widersprach nicht. Er gehörte nicht zu den Menschen, die der pseudopsychologischen Theorie anhingen, dass jeder je begangene Fehler erstens okay und zweitens nicht ihre Schuld war, solange sie nur Mittel und Wege fanden, Letztere jemandem anderen in die Schuhe zu schieben. Er übernahm für alles, was er vor all diesen Jahren getan oder nicht getan hatte, die volle Verantwortung.
»Ich habe unseren ganzen Planeten in Gefahr gebracht, weil ich mich nicht an die Regeln gehalten habe.« Er bedachte Jay mit einem strengen Blick. »Werden Sie mir ja nicht weich, Kleiner.«
Die Strecke von der Bandwurm-Videothek bis zum Appartement der Wurmkreaturen schien eine Million Jahre zu erfordern. Kays alte Pulsar verriet ihnen bar jeden Zweifels, dass die Zeit noch immer im gleichen Rhythmus voranschritt wie zuvor, doch Jay kam es vor, als dehnten sich die blinkenden Sekunden wie Flüssiglatex. Er wünschte, unter all der außerirdischen Technologie, die die MIB gesammelt hatten, gäbe es ein Gerät, das ihn innerhalb eines Lidschlags von einem Ort zum nächsten hätte transportieren können.
Tatsächlich gab es so etwas, doch die Außerirdischen, denen das Patent gehörte, hatten sich geweigert, es den Erdlingen zur Verfügung zu stellen, nachdem irgendein Idiot in der Zentrale ihnen gestattet hatte, sich beide Verfilmungen von Die Fliege anzusehen. Die Cronenberg-Version hatte ihnen für die nächsten fünfzehn Jahre den Appetit verdorben, und das Angebot eines Globalen Translokators wurde gnadenlos zurückgezogen.
Jay fühlte sich geradezu physisch erleichtert, als er endlich vor der Tür der Wurmkreaturen stand und klopfte.
Keine Antwort.
Vermutlich waren die kleinen Weiberhelden viel zu sehr von ihrem Spiel gefesselt, um Jay und Kay hereinzulassen.
Aber wäre das der Fall gewesen, warum rief dann nicht jemand »Kommt rein« oder »Wartet, bin gleich da« oder …?
Jays Erleichterung verflüchtigte sich wie ein Tropfen Wasser auf einer heißen Herdplatte. Er machte einen Schritt zurück und trat die Tür ein.
Was er vorfand, bestätigte seine schlimmsten Befürchtungen.
Das Appartement der Wurmwesen hatte sich von einer Junggesellenbude in ein Schlachtfeld verwandelt. Wo Jay auch hinschaute, er sah nur Zerstörung und Chaos. Das Echo des Lärms, den er beim Eintreten der Tür veranstaltet hatte, war das einzige Geräusch in diesen verwüsteten Räumen, ein Geräusch, das nur allzu schnell verhallte. Die Stille, die ihm folgte, und all das, was sie repräsentierte, fühlte sich an wie ein gewaltiges Gewicht auf seinen Schultern und seinem Herzen.
»Laura!«, brüllte er in das Chaos.
»Kommen Sie her«, lautete die einzige Antwort, die er erhielt, und sie stammte von Kay, der ihm zeigen wollte, was er entdeckt hatte.
Jay folgte der Stimme und sah sich einem entsetzlichen Anblick ausgeliefert: Der Boden des Appartements war von den leblosen Körpern der Wurmkreaturen bedeckt. Jemand hatte sie in Stücke gehackt, hatte jeden einzelnen von ihnen in zwei Teile zerlegt. Jemand, dessen Vokabular keinen Begriff für das Wort ›Overkill‹ kannte.
Nur gut, dass sie Linoleum auf dem Boden verlegt hatten. Es war schon schwer genug, gewöhnliche Flecken aus Teppich zu entfernen, aber Körperflüssigkeiten … Selbst Heloise – die mit den hilfreichen Haushaltstipps – würde Ihnen sagen, dass ein Gemetzel diesen Ausmaßes einige mächtig schlimme, mächtig hartnäckige Flecken hinterlassen würde.
Schlimm genug, von einer mordlüsternen Kylothianerin in Stücke gehauen zu werden, aber deswegen muss man ja nicht auch noch seinen Notgroschen für eine umfassende Renovierung opfern.
»Neeble!«, rief Jay, während er auf einen der zerteilten Körper von Serleenas Opfern hinabblickte. Für den Rest der Welt mochten sie Würmer sein, für ihn waren sie Kameraden, Kollegen und Freunde, auch wenn er das Silber einschließen musste, sobald sie zum Essen kamen.
Ein Stöhnen war von einem der Körperteile zu vernehmen. Der Wurm namens Neeble schlug die Augen auf und sah sich benommen um. Eines der ersten Dinge, die in sein Blickfeld gerieten, war die andere Hälfte seines verstümmelten Körpers, was kaum ein beruhigender Anblick gewesen sein konnte. Jay war bereit, Neebles letzte Atemzüge mit so viel Trost wie nur möglich zu begleiten.
»O Mann«, murrte Neeble. Er hörte sich nicht gerade wie ein Sterbender an, sondern schlicht
Weitere Kostenlose Bücher