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Men in Black II

Titel: Men in Black II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther M. Friesner
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Polyesteranzügen, sondern echte, reale, wachsame, scharfsinnige Profis. Auch die Zarthaner und die Kylothianer waren so echt, wie Kays zurückkehrende Erinnerungen sie nur darstellen konnten: die Kylothianer ein Haufen scheußlicher Neuralwurzeln, gnädig verhüllt von Kapuzen und langen Roben, die Zarthaner weit menschenähnlicher und Prinzessin Lauranna …
    Prinzessin Lauranna …
    Sie war wunderschön. Ein Wort, das gleichzeitig zu wenig und zu viel über sie sagte. Ihr Gesicht, umrahmt vom Saum ihrer kelchförmigen blauen Kapuze, strahlte eine exotische Schönheit aus, die sich keinem einzelnen ihrer Züge zuschreiben ließ – leuchtende Augen, volle Lippen, glänzendes, rabenschwarzes Haar –, sondern die atemberaubende Wirkung all dieser Aspekte zusammen war.
    Wieder leuchtete etwas in Kays Verstand auf. Dieses Mal war es ein Blitz, das Bild eben jener Blitze, die vor 25 Jahren den Himmel über diesem Maisfeld versengt hatten. Es hatte geregnet, als Kay und die anderen sich versammelt hatten, um der jüngsten Bedrohung für die Sicherheit des Planeten Erde zu begegnen.
    Von irgendwoher, unendlich weit entfernt in Newtons Zimmer, hörte Kay sich sagen: »Regen«, während er immer tiefer in seinen Erinnerungen versank.
    Der Regen peitschte hernieder. Beinahe konnte er ihn fühlen, auf seinen Haaren, auf seinem Gesicht, Tropfen, die über seinen Kragen rannen, noch nach 25 Jahren. Damals war er jung und stark gewesen, neu bei den Men in Black, aber bereit zu tun, was immer notwendig war.
    Was immer notwendig war.
    Eine vermummte Gestalt löste sich aus den Reihen der Kylothianer und kam auf ihn zu. Aus der Tiefe unter der Kapuze sprach ein wirres Knäuel neuraler Wurzeln mit Serleenas Stimme zu ihm: »Du hast sehr klug gehandelt.« Ihr Tonfall klang scheußlich zufrieden und siegesgewiss.
    »Kay. Bitte. Ich bitte Sie …« Eine andere weibliche Stimme drang mit der Gewalt einer Pistolenkugel in sein Hirn. Prinzessin Lauranna. Und die Regentropfen jener vergangenen Nacht rannen wie Tränen über ihr liebliches Gesicht. »Wenn sie das Licht bekommen, ist das das Ende unserer ganzen Zivilisation.«
    Der jüngere Kay drehte sich zu ihr um, und sein Gesicht zeigte die gleiche eiserne Miene, die innerhalb der Organisation zu seinem Markenzeichen geworden war. Agent Kay, das bedeutete: Kenne die Regeln, halte dich an die Regeln. Alles nach Vorschrift.
    Ohne Ausnahme.
    »Botschafterin Lauranna«, sagte er. »Wenn wir unseren Schutz über die Erde hinaus ausdehnen, bringen wir die Erde selbst in Gefahr. Wir haben keine Wahl. Wir müssen neutral bleiben.«
    »Wo ist es?«, begehrte Serleena zu wissen. Gier, Ungeduld und Blutdurst tränkten jede Silbe, die sie aussprach.
    Kay wandte sich der Neuralwurzelkreatur mit präzise der gleichen geschäftsmäßigen Haltung zu, die er auch schon Lauranna gegenüber eingenommen hatte. »Sie haben doch wohl nicht gedacht, wir würden es Ihnen geben?«, erwiderte er. »Wir sind neutral. Wenn Sie es haben wollen …«
    Das Silo explodierte, und ein Raumschiff schoss aus der Glut feuriger Abgase zum Himmel empor, hinauf in die undurchdringliche Finsternis des interstellaren Raumes.
    »… dann suchen Sie es.«
    »Neiiin!« Serleenas wütendes Gebrüll übertönte mühelos das Donnern des entkommenden Raumschiffes. Sie rannte zu ihrem eigenen Schiff, doch ehe sie die Luke schloss und sich daranmachte, das entschwindende Objekt ihrer Begierde zu verfolgen, drehte sie sich noch einmal um. Eine Waffe blitzte in der Dunkelheit auf. Sie sah lächerlich aus: ein Wirrwarr glänzender goldener Röhren, die sich zu einem Strauß trompetenförmiger Kelche öffneten, ein Kuriosum, das geradewegs aus den schlimmsten Alpträumen des Komponisten John Philip Sousa stammen mochte.
    Doch dieser Ausbund wahren Grauens verbreitete keine Klänge, sondern den Tod.
    Serleena feuerte die Waffe mit tödlicher Genauigkeit in dem Augenblick ab, als Kay gequält aufschrie:
    »Lauranna!«
    Zu spät, die Warnung kam zu spät, und der Schuss der Kylothianerin fiel zu plötzlich, zu zielgenau, um ihm noch auszuweichen. Lauranna brach sterbend zusammen, während die anderen Men in Black sinnlos auf Serleenas flüchtendes Schiff feuerten. Der Regen fiel und durchnässte Kay, als er in dem Maisfeld niederkniete und Lauranna in seine Arme zog. Er spürte ihn nicht. Und nicht nur Regentropfen rannen über sein Gesicht. Dort oben, auf dem Bett in Newtons Zimmer, überwältigten ihn die Bilder einer durch

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