Men in Black II
diese Schiffe ausgeschlachtet, um sich die Teile zu besorgen, die er zum Bau des unglaublichen Raumschiffes brauchte, das Serleena von ihm geordert hatte. Nun waren sie kaum mehr als abgewrackte Haufen interstellaren Mülls, zerlegt wie unzählige Spielzeugautos in allen Kinderzimmern des Landes, und ihre ausrangierten Einzelteile bedeckten das Dach, verwandelten es in einen Raumschifffriedhof, den die Bussarde bereits geplündert hatten.
Mit der Lötlampe machte sich Jarra an die abschließenden Arbeiten. Er war immer noch vom Hals bis zu den Füßen in den langen, schwarzen Umhang gekleidet, was ihm eine gewisse Ähnlichkeit mit Dracula verlieh. Schließlich, zufrieden damit, sein Bestes getan zu haben, drehte er die zischende, blau-weiße Flamme ab und erhob sich.
»Wir sind so weit«, verkündete er.
Wenn seine Erscheinung es auch nahe legte, war er nicht dem konventionellen Syndrom des wahnsinnigen Wissenschaftlers anheim gefallen und übergeschnappt, oder, um es genau zu sagen, wahnsinnig geworden. Er führte keine Selbstgespräche, und er sprach auch von sich selbst nicht im Pluralis Majestatis. Eine Überwachungskamera erfasste sowohl sein Gesicht und das fertige Raumschiff als auch Laura, an Händen und Füßen gefesselt und bereits sicher im Schiff verstaut.
In Zeds Büro, von dem aus sie das ganze Projekt aus der Ferne überwachte, erhielt Serleena Jarras Nachricht auf dem eiförmigen Schirm. Scrad/Charlie waren bei ihr, und auf ihren beiden Gesichtern zeichnete sich eine tiefe Erleichterung darüber ab, dass sie dieses eine Mal glücklich aussah.
»Ich bin schon unterwegs«, antwortete sie Jarra, ehe sie sich ihrem zweiköpfigen Handlanger zuwandte. »Das Einzige, was ich an der ganzen Geschichte bedauere, ist, dass die Erde gerettet wird, wenn ich das Licht von dem Planeten fortbringe.« Dann reichte sie ihnen eine schimmernde Metallkugel. »Protonenbombe und Sprengkapsel. Stark genug, um die MIB-Zentrale in die Luft zu jagen. Benutz sie, wenn ich weg bin.«
Ehe sie endgültig verschwinden konnte, verkündete ein lautes Dingdong die Ankunft des Fahrstuhls. Nur beiläufig interessiert, wer da plötzlich um diese Zeit auftauchen mochte, blickte Serleena in die Haupthalle hinunter.
Nicht dass es irgendetwas ausmachen würde. Wer auch immer den Fahrstuhl benutzt hatte, er würde aus eigener Kraft nicht herauskommen. Sicher, er mochte herausfallen, vielleicht auch noch kriechen, vermutlich eher sickern, aber gehen …? Nein. Nicht, nachdem sie dem kleinen Gatbot nach der Übernahme der MIB-Zentrale ein paar spezielle Anweisungen erteilt hatte.
Gat: Nomen, abgeleitet von Gatling gun, einer irdischen Bezeichnung für ein Maschinengewehr mit mehreren rotierenden Läufen.
Gatbot: Ein hübsches Musterexemplar außerirdischer Robotertechnologie in Verbindung mit massiver Feuerkraft und der Beweis dafür, dass irgendwo in den Weiten des Weltalls ein Markt für die guten alten Gangsterfilme mit Jimmy Cagney, George Raft oder Edward G. Robinson existierte.
Wie aufs Stichwort glitten die Türen auf und gaben den Blick auf eine Fahrstuhlkabine frei, die von Hunderten von Einschusslöchern durchsiebt war. Und noch immer spuckte der wild herumwirbelnde Alienroboter Kugel um Kugel aus.
Von dem Gatbot abgesehen, war die Kabine leer.
Zumindest sah sie leer aus.
Serleena war eine erfahrene Kriegerin und klug genug, sich nicht auf ihren ersten Eindruck zu verlassen, besonders wenn es um die Men in Black ging.
»Sieht aus, als ob da ein kleiner Snack auf mich wartet«, stellte sie fest, als sie zur Tür ging.
Jemand, der nicht Serleenas militärische Ausbildung genossen hatte, mochte vielleicht fragen: Wo? Wer jedoch wenigstens einen Bruchteil ihrer Kampferfahrung besaß, würde auch einen vermeintlich harmlosen Blechkasten erst persönlich in Augenschein nehmen, um ihn anschließend mit Hilfe einer Strahlenkanone in eine Partikelwolke zu verwandeln.
Fazit: Unterschätze nie den Feind.
Im Innern des Fahrstuhls waren Jay, Kay und die Wurmkreaturen diesem weisen Rat gefolgt, weshalb sie auch nicht in Form von kugeldurchsiebten Fleischhaufen auf dem Kabinenboden lagen. Stattdessen klebte ein Haufen kugelfreier Kämpfer, die sich so klug gezeigt hatten, sich schon beim ersten ballistischen Schluckauf des Gatbots in Sicherheit zu bringen, an der Kabinendecke.
»Gehen Sie zu der Abschussrampe auf dem Dach«, wies Kay Jay an, während der Gatbot unter ihnen eine Salve nach der anderen ausspuckte. »Holen Sie das
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