Menetekel
genug, um mehrere Stunden lang in der Luft zu schweben und Daten in Echtzeit zu übermitteln, ohne dass man sie orten konnte. Das Militär war sofort interessiert. Die Vorstellung, staubkorngroße Sensoren über einem Schlachtfeld zu verteilen, um Truppenbewegungen zu registrieren und zu überwachen, war verlockend. Ebenso verlockend war es, sie in U-Bahn -Netze einzubringen, um chemische oder biologischeBedrohungen festzustellen, oder eine Gruppe Demonstranten damit einzusprühen, um aus der Ferne ihre Bewegungen verfolgen zu können. DARPA hatte das Startkapital geliefert, und obwohl das Konzept auch eine Reihe ziviler und medizinischer Nutzungsmöglichkeiten enthielt, erschien der missbräuchliche Einsatz im Bereich der Überwachung ungleich reizvoller. Aber die Bereitstellung öffentlicher Mittel führt nicht immer zum Erfolg.
Das Konzept hatte Hand und Fuß. Durchbrüche in der Nanotechnologie ließen den Traum immer greifbarer werden. In der Theorie war die Herstellung der Staubkörner kein Problem. In der Praxis klappte es noch nicht. Nicht komplett. Die Größe der Sensoren ausreichend zu reduzieren, war nicht weiter schwer. Das Problem waren die Prozessoren für die Datenanalyse, die Sender für die Übermittlung zum Stützpunkt und die Stromversorgung des Geräts, eine winzige Lithiumbatterie. Wenn man all das zusammenfügte, wurde aus dem staubkorngroßen Partikel der Theorie ein Objekt von der Größe eines Golfballs.
Rydells Team musste es irgendwie geschafft haben, diese Hürden zu überwinden und neue Stufen der Miniaturisierung und Stromversorgung zu erreichen.
Im Verborgenen.
Jabba hatte Mühe, Ordnung in die Fragen zu bringen, die ihm durch den Kopf schossen. «Dann haben Sie für DARPA daran gearbeitet, ja?»
«Nicht ich, Reece. Die Anwendungsmöglichkeiten waren endlos, nur bekam niemand die tatsächliche Herstellung hin. Bis er es schaffte. Er erzählte mir davon, bevor erDARPA Bericht erstattet hatte. Wir blieben die ganze Nacht auf und stellten uns vor, was wir alles damit anfangen könnten.» Er hielt inne, schien sich an diese Nacht zu erinnern.
«Und was haben die Biosensoren damit zu tun, von denen so viel die Rede war?», fragte Jabba.
«Ein Ablenkungsmanöver.»
«Aber … woher kommt der Staub? Wird er von Drohnen abgeworfen?»
«Wir nehmen Behälter dafür. So ähnlich wie Feuerwerkskörper.»
«Aber es gibt kein Geräusch, keine Explosion. Oder doch?»
«Wir benutzen luftdruckbetriebene Abschussvorrichtungen. So ähnliche wie neuerdings in Disneyland. Kein Geräusch, keine Explosion.»
«Und die Staubkörner? Wie funktioniert das mit dem Aufleuchten? Und wie haben Sie die Energiequelle auf eine anwendbare Größe reduziert? Was benutzen Sie, Solarzellen? Oder sind Sie zur Atomenergie übergegangen?» Die Erfassung, Sortierung und Übermittlung von Daten brauchte jede Menge Strom. Eine Option, die Wissenschaftler erforschten, war das Benetzen der Körner mit einem radioaktiven Isotop, um jedem Korn seine eigene Langzeitenergiequelle zu geben.
Rydell schüttelte den Kopf. «Nein. Sie brauchen eigentlich gar keine eigene Energiequelle.»
«Womit laufen sie denn dann?»
«Das war Reeces brillante Erfindung. Sie versorgen sich gegenseitig. Wir bringen sie vom Boden aus mit einem elektromagnetischenSignal zum Aufleuchten. Sie wandeln es in Strom um und verteilen ihn über die Wolke dorthin, wo er gebraucht wird.»
«Aber wie leuchten sie?»
Rydell zuckte die Schultern. «Das ist eine chemische Reaktion. Es sind Januspartikel. Hybride. Sie leuchten auf und gehen wieder aus, wie wir es für die Gestalt brauchen, die wir erschaffen wollen. Wie Fallschirmspringer in einer Luftaufnahme. Nach ungefähr fünfzehn Minuten sind sie ausgebrannt, aber das genügt.»
Jabba hatte sichtlich Mühe, die Informationen zu verarbeiten und das Puzzle zu vervollständigen. Die Skepsis ließ seine Stimme höher werden. «Aber sie bewegen sich doch unablässig. Das geht doch gar nicht anders. Schon die kleinste Brise wirbelt sie umher, oder etwa nicht? Und trotzdem hat sich das Zeichen kein Stück bewegt.» Er stutzte und riss die Augen auf. «Haben sie etwa auch noch einen eigenen Antrieb?» Seine Stimme klang ungläubig.
«Nein.» Rydell sah kurz zu Matt hinüber, und seine Miene verdunkelte sich vor Reue. «An dieser Stelle kam Dannys dezentrale Datenverarbeitung ins Spiel. Das Programm gestaltet extrem verteilte Denkvorgänge. Der ganze Entwurf stammt von ihm. Er hat sich dieses brillante
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