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Menetekel

Menetekel

Titel: Menetekel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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entscheidenderen Spiel ausgewählt hatte, eine weit größere Quelle der Befriedigung dar.
    Es wäre ihm lieber gewesen, den Produzenten nicht zu töten. Das Risiko, enttarnt zu werden, war hoch. Das Risiko, einen bis dahin reibungslos verlaufenden Plan durcheinanderzubringen, ebenfalls. Bis jetzt hatte das Nachrichtenteam durchgehend gehandelt wie erwartet. Es hätte nicht besser arbeiten können, wenn es eine verdeckte Einheit gewesen wäre. Finchs Tod brachte Unruhe hinein. Sie waren ein guteingespieltes Team gewesen. Sie sahen etwas und reagierten angemessen darauf. Sie waren Profis, und bei Profis, die wussten, was sie taten, konnte man sich darauf verlassen, dass sie nach einer gutdurchdachten Methodik handelten – und Argumenten gegenüber aufgeschlossen waren. Finch hatte entscheidenden Anteil daran gehabt. Er war leicht zu lenken gewesen. Ohne ihn verschob sich alles, die Dinge würden weniger vorhersehbar sein.
    Aber er hatte keine andere Wahl gehabt. Finch hätte ihm nie abgenommen, dass ein Mönch ein Satellitentelefon benötigte, noch dazu eines mit einem Verschlüsselungsmodul.
    Er sah zu Gracie hinüber. Jetzt, wo sie allein war, war sie in sich zusammengesunken und starrte aus dem Fenster. Er wusste, dass sie keinen Rückzieher machen würde, nur weil Finch tot war. Auch sie war ein Profi. Und sie besaß, wie alleProfis, Elan. Ehrgeiz. Und die kalte, rationale Fähigkeit, Tragödien wie den Tod ihres Produzenten wegzustecken und weiterzumachen.
    Was gut war.
    Sie spielte schließlich immer noch eine Rolle in diesem Stück. Eine wichtige.
     
    Eine halbe Stunde nachdem die Gulfstream vom Flughafen in Alexandria gestartet war, hatte sich ein anderes Flugzeug an sie gehängt und folgte ihr in ein paar hundert Meilen Entfernung, während sie nach Westen flog.
    Die gecharterte Boeing 737 war viel größer – und älter. Sie hatte in ihren sechsundzwanzig Betriebsjahren für diverse Fluggesellschaften noch nie einem so ungewöhnlichen Zweck gedient wie dem heutigen.
    Im Laderaum des Düsenflugzeugs war eine höchst begehrenswerte Auswahl neuester technischer Errungenschaften verstaut, unter anderem eine Schallkanone, Behälter mit nanogefertigtem intelligentem Staub und ultraleise Luftdruckwerfer. Hinzu kam die entschieden weniger elegante, aber ebenso effektive Ausrüstung: Scharfschützengewehre, Handfeuerwaffen mit Schalldämpfern, Kampfmesser, Tarnzeug. Die Passagiere im Raum darüber waren nicht weniger ungewöhnlich: sieben Männer, deren Aktionen die Welt geradezu hypnotisiert hatten. Sechs davon waren hervorragend ausgebildete Spezialisten: ein Drei-Mann-Team, das über ein Jahr in der Wüste verbracht hatte, ein zweites, das überall auf dem Globus Extremwetter getrotzt hatte. Dersiebte Mann fiel aus dem Rahmen. Weder besaß er eine nennenswerte militärische Ausbildung, noch teilte er ihre Ziele.
    Danny Sherwood war an Bord, weil er Angst hatte.
    Er war jetzt seit fast zwei Jahren ihr Gefangener. Zwei Jahre hatte er herumgebastelt, wieder und wieder getestet und gewartet. Zwei Jahre hatte er gegrübelt und Fluchtpläne geschmiedet, trickreiche, komplizierte Fluchtpläne, nur um sie am Ende doch zu verwerfen. Bis es endlich losgegangen war. Dafür hatten sie ihn am Leben gelassen. Dafür brauchten sie ihn. Es war so weit.
    Er hatte keine Ahnung, was sie eigentlich vorhatten oder worauf das alles hinauslief. Er schnappte nur gelegentlich Wortfetzen auf. Er ahnte die ungefähre Richtung, aber sicher war er sich nicht. Er hatte an Sabotage gedacht, daran, ihre Pläne zu durchkreuzen und die Software so abzuwandeln, dass anstelle dieses mystischen Zeichens, das sie entworfen hatten, ein riesiges Coca-Cola- oder Red-Sox-Zeichen erschien. Aber ihm war klar, dass sie seine Arbeit streng überwachten und wahrscheinlich merken würden, was er vorhatte, bevor es so weit war. Wenn er es versuchte, unterschrieb er sein eigenes Todesurteil – und wahrscheinlich auch das seines Bruders und ihrer Eltern. Also spielte er bloß mit dem Gedanken, spann alles aus und genoss die flüchtige Befriedigung. Aber zugleich wusste er, dass er das nie bringen würde. Er war keine Kämpfernatur, alles andere als ein knallharter Typ.
    Wäre Matt an seiner Stelle gewesen, hätte er ihnen ganz schön was zu knabbern gegeben. Aber nicht Matt war hier, sondern er.
    Manchmal wünschte er sich, dass seine Überlebensinstinkte nicht so hervorragend funktioniert hätten, als der Jeep über den Rand der Schlucht geflogen war. Dass

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