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Menetekel

Menetekel

Titel: Menetekel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Technologie. Sie wussten, wo der intelligente Staub hergestellt und gelagert wurde. Sie konnten ihn problemlos produzieren. Und sie hatten Danny.
    Sie brauchten ihn für die Umsetzung nicht. Nicht mehr.
    Und trotzdem hatten Maddox’ Kugeln ihn bisher verschont.
    Diese Tatsache lenkte seine Gedanken zu der Frage zurück, was Drucker eigentlich vorhatte. Sie hatten sich da zusammen reingestürzt, als Waffenbrüder, vereint für eine gerechte Sache. War das immer noch der Fall? Auf einmal dämmerte ihm, dass es ihnen vielleicht gar nicht mehr um dasselbe ging. Vielleicht waren Drucker und seine Männer inzwischen ja auf etwas ganz anderes aus. Sie hatten einen Gesandten Gottes geschaffen, der ihre Botschaft unters Volk brachte. Der ihr ursprüngliches Anliegen in den Schattenstellte und zweitrangig werden ließ. Die Verschiebung in der Aufmerksamkeit der Medien bestätigte seine Befürchtungen.
    Sie berichteten nicht mehr über Gottes Warnung. Sondern über Seinen Boten.
    Das konnte kein Zufall sein. Drucker musste eine andere Botschaft im Sinn haben.
    Stellen Sie sich nur mal vor, zu was wir die Menschen bringen können,
hatte Drucker gesagt. Der Satz hallte in Rydells Kopf wider.
    Mit Unbehagen rief er sich eine weitere Bemerkung von Matt Sherwood in Erinnerung.
    Für mich wäre das ein eindeutiger Hinweis, dass die Typen jetzt meine Feinde sind.
Er hatte recht. Das Ganze konnte kein gutes Ende mehr nehmen. Jedenfalls nicht für ihn. Für diese Schweine schon. Sie hatten Rebecca. Es brachte nichts, sich die Sache schönzureden. Sich einzureden, dass es sich nur um eine vorübergehende Meinungsverschiedenheit handelte. Es gab kein Zurück mehr. Es war vorbei.
    Sie waren Feinde.
    Sein Handy klingelte. Drucker kam schnell auf den Punkt.
    «Was haben Sie ihm gesagt?»
    «Er wollte bloß wissen, was aus seinem Bruder geworden ist», sagte Rydell vage.
    «Und?»
    «Ich habe ihm gesagt, dass er meines Wissens noch am Leben ist. Dass ich nicht weiß, wo er ist. Dann bin ich losgerannt.»
    Nach einer kurzen Pause fragte Drucker: «Und das war alles?»
    «Keine Sorge, ihn interessiert überhaupt nicht, was Sie vorhaben», log Rydell. «Er weiß nicht einmal von Ihnen. Vielleicht hätte ich Ihren Namen ja besser erwähnen sollen.»
    «Wäre nicht gerade in Rebeccas Sinne gewesen», erinnerte Drucker ihn kalt. Man hörte förmlich, wie er die Informationen verarbeitete. «Na schön. Bleiben Sie im Hotel und halten Sie sich von der Presse fern, so gut es geht. Wir sollten Ihnen vielleicht eine unauffälligere Bleibe suchen, bis Ihr Haus wieder sicher ist.»
    Rydell legte auf. Wieder quälte ihn der Gedanke an Rebecca. Wieder gingen ihm Matt Sherwoods Worte durch den Kopf.
    Er hatte recht. Sie waren von nun an Feinde.
    Und vielleicht war Matt der Einzige, an den er sich wenden konnte, um sich gegen sie zu wehren.

KAPITEL 62
    AM HIMMEL ÜBER DEM ÖSTLICHEN MITTELMEER
    Die See erstreckte sich bis zum Horizont, als hätte jemand eine kobaltblaue Bettdecke über die Welt gebreitet und an den Seiten ordentlich festgesteckt. Über den linken Rand lugte keck die Sonne. Gracie lehnte sich an die Scheibe und nahm das ruhige Bild in sich auf. Obwohl sie öfter flog, als andere Leute U-Bahn fuhren, hatte der Blick aus einem Flugzeug in großer Höhe seinen Zauber bewahrt. Es war eine beinahe mystische Erfahrung – die Welt von oben zu sehen, die Wolken, die Sonne, die unermessliche Weite des Weltalls hinter alldem zu ahnen. Sie wurde dessen nie überdrüssig. Sie saß dann einfach da, starrte nach draußen und ließ ihre Gedanken schweifen, genoss den flüchtigen Moment seliger Abgeschiedenheit, bevor jemand oder etwas sie in die Gegenwart zurückholte.
    Diesmal war es Pater Hieronymus, der mit wohlklingender Stimme fragte: «Wie geht es Ihnen?»
    Sie sah zu ihm auf. Es kam ihr unwirklich vor, mit ihm in diesem Flugzeug zu sitzen und sich mit ihm zu unterhalten.Nach allem, was passiert war. Bei aller Unsicherheit, was sie eigentlich von ihm halten sollte.
    Sie brachte ein schiefes Lächeln zustande und zog die Schultern hoch. «Ehrlich gesagt komme ich mir ein bisschen verloren vor. Ein Gefühl, das ich eigentlich nicht kenne.»
    «Da haben Sie Glück gehabt.» Er schien sich nicht wohlzufühlen. Er stand leicht gebeugt da, trotz seiner geringen Körpergröße und obwohl die Deckenhöhe knapp zwei Meter betrug.
    Gracie zeigte auf Daltons Sitz. «Bitte nehmen Sie doch Platz.»
    Er nickte. Kaum dass er saß, kam Dalton aus der Bordküche

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