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Menetekel

Menetekel

Titel: Menetekel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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seine Hand nicht zur Seite geschossen wäre und die Tür aufgestoßen hätte. Dass er nicht aus dem Jeep gesprungen wäre, als den Vorderrädern schon fast der Boden ausgegangen war. Dass er sich nicht an der Klippenwand festgeklammert hätte, während über ihm dieser Raubvogel kreiste und nach einem Landeplatz Ausschau hielt, um ihn zu holen.
    Aber er hatte es getan. Und nun war er hier, mit einer Handschelle an seinen Sitz gekettet, und fragte sich, wohin in aller Welt sie nun schon wieder unterwegs waren und ob dieser Albtraum je aufhören würde.

KAPITEL 60
    FRAMINGHAM, MASSACHUSETTS
    Die Burger waren groß und saftig und genau richtig gegrillt, die Brötchen weich, aber nicht bröselig, der Krautsalat frisch und knackig, die Pommes dick, außen knusprig und innen zart, die Cola – in Glasflaschen, nicht in Dosen – angenehm kalt und serviert in hohen, geschwungenen Gläsern, die mit Eiswürfeln gefüllt waren, die nicht gleich schmelzen würden. Das Ganze stellte angesichts dessen, was sie hinter sich hatten, die perfekte Mahlzeit dar – eine anständige, eine behagliche, eine wohltuende Mahlzeit, die Sorte Mahlzeit, die einen schwere Zeiten vergessen und an glücklichere Tage denken ließ.
    Matt und Jabba saßen einander in der Nische eines kleinen Diners in Framingham gegenüber, ungefähr fünfzehn Meilen westlich von Brookline. Framingham war weit genug weg und das Lokal voll genug, dass sie sich einigermaßen sicher fühlten. Sie verspachtelten jeder einen Burger und redeten währenddessen kaum mehr als zehn Worte. Es war eine Menge passiert. Der Tag war brutal gewesen, der zweite schlechte Tag in Folge. Matt hatte mehrere Leute aufdem Gewissen. Er hatte bisher noch nie jemanden getötet. Nicht einmal annähernd.
    Wenn er die Bilder nun vor sich sah, fiel es ihm schwer zu akzeptieren, dass das alles wirklich passiert war. Dass er das alles getan hatte. Er war sich selbst fremd. Es kam ihm unwirklich vor, als wäre er nur als Zuschauer dabei gewesen. Er verscheuchte die Bilder und konzentrierte sich auf die eine Sache, die alles, was sonst noch geschehen war, in den Schatten stellte: die Tatsache, dass Danny quicklebendig war.
    Sie schwiegen. Der kleine Fernseher, der über der Registrierkasse an die Wand montiert war, war leise gedreht. Auf einem Lokalsender lief eine alte Simpsons-Folge, die Jabba auswendig kannte und die Matt überhaupt nicht interessierte. Auf den Abspann folgten einige erschütternd einfallslose Werbeclips, die zu den Abendnachrichten überleiteten. Als Erstes wurde über die neuesten Entwicklungen in Ägypten berichtet. Mit einem Schlag war Matt wieder in der Realität angelangt.
    Der Ton war zu leise, um etwas zu verstehen, aber die Bilder waren aussagekräftig genug. Ein durchlaufender Text am unteren Bildschirmrand informierte sie darüber, dass Pater Hieronymus nicht mehr gesehen worden war, seit am frühen Morgen das Zeichen über ihm erschienen war. Die Kellnerin drehte lauter. Unbestätigten Berichten zufolge hatte er das Kloster bereits mit unbekanntem Ziel verlassen. Reporter und Experten aus aller Welt ergingen sich in Vermutungen, wo er steckte und wie er dorthin gelangt sein mochte. Sie fragten sich, ob er unterwegs nach Jerusalemoder in den Vatikan war oder ob er in seine alte Heimat Spanien zurückkehren wollte.
    Anderswo waren nach wie vor riesige Menschenmengen versammelt, auf dem Petersplatz, in São Paulo, inzwischen auch in zahlreichen anderen Städten, wo die Leute Wache hielten und beteten. Die Welt wartete auf Pater Hieronymus’ nächsten Auftritt. In Pakistan, Israel und Ägypten war es vereinzelt zu Ausschreitungen gekommen, als Männer und Frauen aller Glaubensrichtungen auf die Straße gegangen waren, um ihr Vertrauen in Pater Hieronymus kundzutun, und mit Mobs unbeirrbarer und unerschütterlicher Gläubiger zusammengestoßen waren, die starr an ihren heiligen Schriften festhielten. Sicherheitskräfte waren aufmarschiert, Autos und Geschäfte hatten gebrannt, es hatte Tote gegeben.
    Matt starrte einen Moment lang auf den Bildschirm, dann sagte er: «Ganz egal, wo dieser Priester auftaucht, dort werden wir auch Danny finden.»
    «Du willst nach Ägypten?»
    Matt zuckte die Schultern. «Wenn er immer noch dort ist – klar, verdammt.»
    Jabba sackte in sich zusammen. Er nahm einen letzten Bissen und schob seinen Teller beiseite. Wischte sich den Mund ab, warf einen Blick durch den Raum und landete dann wieder bei Matt. Ihre Schicksale waren jetzt

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