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Menetekel

Menetekel

Titel: Menetekel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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füllen.
    Aber Matt entschied sich gegen einen Anruf. Wie es aussah, hörten die Entführer Anschlüsse aller Art ziemlich gerne ab. Da war ein persönliches Gespräch die bessere Wahl. Er notierte sich die Anschrift und schaute sich auf dem Stadtplan die genaue Position an. Dann beschloss er,sich nicht mehr länger zu drücken, und ging auf die Homepage des
Boston Globe
zu den Lokalnachrichten.
    Die Meldung stand ganz oben.
    Eine Messerstecherei in der Nähe einer Bar in South Boston, kurz nach Mitternacht. Das Opfer war identifiziert worden. Bellinger. Ein kurzer Hinweis auf eine Auseinandersetzung in der Bar, das war alles. Die Polizei hatte die Ermittlungen aufgenommen.
    Er selbst wurde in dem Bericht nicht erwähnt – aber das dürfte nur eine Frage der Zeit sein.
    Dafür würden sie schon sorgen.
    Er holte tief Luft, rieb sich über das Gesicht und las den Artikel noch einmal. Die nüchternen, trockenen Worte über etwas so Endgültiges brachten ihn zur Weißglut. Er musste seine gesamte Willensstärke aufbieten, um nicht mit den Fäusten auf die Tastatur zu schlagen und den Computer in seine Einzelteile zu zerlegen.
    So einfach war das also. Die Mistkerle konnten ungestraft jemanden von der Straße wegschnappen, ihn aufschlitzen, im Schnee abladen und sich dann ungerührt ihrem nächsten Job widmen. Pusteten einen Unschuldigen aus, der niemandem was getan hatte – und wieso? Wegen eines Anrufs? Wegen eines Verdachts?
    Er atmete tief durch, bis er sich etwas beruhigt hatte. Dann ging er auf die Homepage seines Peilsenders und loggte sich ein.
    Der Chrysler stand nicht mehr vor seiner Wohnung.
    Eine detaillierte Karte zeigte die Route des Wagens in Dreißig-Sekunden-Schritten. Wie es aussah, hatten die Typendie Überwachung vor knapp einer Stunde aufgegeben – oder sich ablösen lassen. Hieß das, dass sie schon von seinem kleinen Abstecher nach Cambridge wussten? Wenn ja, wussten sie auch, was die Cops taten, entweder weil sie den Polizeifunk abhörten oder weil sie einen Informanten hatten.
    Er zoomte den aktuellen Standort des Chryslers heran. Der Wagen stand unweit der St.-Elizabeth-Klinik geparkt und war seit dreiundzwanzig Minuten nicht mehr bewegt worden. Die Webseite des Peilsenders war mit einem Link zu Google Maps versehen. Matt klickte auf Street View, bewegte das kleine orangefarbene Männchen zum Standort des Chryslers und klickte erneut. Eine Breitwinkelaufnahme öffnete sich, so klar und detailliert, als stünde er selbst mitten auf der Straße – nicht in Echtzeit natürlich, aber allzu lange konnte es nicht her sein, dass das Google-Fahrzeug mit der Panoramakamera die Aufzeichnung gemacht hatte. Er scrollte die Straße hinauf und hinunter, dann drehte er die Kamera, um die gegenüberliegende Straßenseite einsehen zu können.
    In der schmalen Wohnstraße standen schindelverkleidete Einfamilienhäuser. Der Peilsender war angeblich auf neunzig Zentimeter genau. Das hieß, dass der Wagen vor einem heruntergekommenen, dunkelgrauen Haus mit einem kleinen Balkon über der Veranda und einem Giebelfenster stand.
    Er musste sich die Sache aus der Nähe ansehen. In der Realität.
    So früh am Tag war der Berufsverkehr in die andere Richtung unterwegs, und die Fahrt dauerte nicht lange. DerSchnee der gestrigen Nacht war fast getaut, und der alte Taurus   … nun, er funktionierte. Matt bog in die Beacon Street ein und überlegte, wie er die Sache am besten anging. Klar, diese Typen waren miese, blutrünstige Schweine, und es würde ihm verdammt schwerfallen, sie bei passender Gelegenheit
nicht
zu Brei zu schlagen. Aber das war noch lange kein Grund für eine Kamikazeaktion. Wenn sie dort waren, dann musste er mehr über sie rauskriegen – wer sie waren, was sie dort wollten, für wen sie arbeiteten.
    Was sie über Danny wussten.
    Was mit ihm geschehen war.
    Wenn er das alles herausgefunden hatte – dann gab es eigentlich keinen Grund mehr, sie am Leben zu lassen.
    Der Gedanke kam ihm unvermittelt, und er entsetzte ihn nicht. Was seltsam war, denn er hatte noch nie jemanden getötet. Klar, geprügelt hatte er sich oft genug. Bevor er in den Knast kam. Als er im Knast war. Ein paarmal war er richtig übel zusammengeschlagen worden, aber auch er hatte aus ein paar Leuten Kleinholz gemacht. Dabei hatte er es nie darauf angelegt. Er war unbeherrscht gewesen und leichtsinnig, und er hatte sich von niemandem etwas sagen lassen wollen, aber ein Schläger war er nie gewesen. Daran hatte sich auch im

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