Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Menetekel

Menetekel

Titel: Menetekel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
Vom Netzwerk:
gewesen.
     
    Maddox brachte Drucker kurz auf den neuesten Stand in Sachen Bellinger, bis hin zu Matt Sherwoods Abstecher in die Wohnung des Wissenschaftlers, der inzwischen tot war.
    Maddox fand, dass Drucker die Infos bemerkenswert kühl aufnahm. Eigentlich hielt er nicht viel von dem Mann. Er war schließlich Politiker, ein Strippenzieher in Washington. Aber seine Nüchternheit gefiel ihm. Er kam bei Problemen nie im Nachhinein an und stellte Dinge in Frage, von denen er nichts verstand. Es ging ihm nicht um seinen Stolz, und er blies sich auch nicht so auf wie andere Politfuzzis – aus denen Maddox nur zu gern die heiße Luft abließ. Drucker verstand es, die Drecksarbeit den Leuten zu überlassen, die nichts dagegen hatten, sich die Finger schmutzig zu machen. Maddox hatte bis heute nichts dagegen; dabei hätte er das inzwischen anderen überlassen können. Seine Firma für «Sicherheitsdienstleistungen und Risikomanagement», die er nach seiner Verwundung im Irak gegründet hatte, war inzwischen richtig gut aufgestellt. Maddox war jemand, der die Zügel gern fest in der Hand hielt. Er war zwanzig Jahre bei den Marines und der Force Reconnaisance gewesen –dort hatte er auch den Spitznamen «The Bullet» wegen seines glattrasierten Schädels bekommen.
    Er hatte damals mit seiner Einheit in den Bergen von Afghanistan gute Arbeit geleistet, den Taliban und ihren Kumpanen von Al Kaida ordentlich eins übergebraten, ihre Berge und Höhlen ausgeräuchert und sie über die Grenze nach Pakistan gehetzt. Seine Männer und er waren Bin Laden immer näher auf den Leib gerückt. Und dann hatte man sie unfassbarerweise abgezogen und mit einem neuen Marschbefehl ausgestattet. Für den Irak. Neun Monate später hatte Maddox an jenem Schreckenstag in Falludscha vierzehn Mann und ein Ohr verloren. Wer von seinen Männern überlebt hatte, dem fehlten Finger, Arme, Beine. Diese Tragödie hatte Drucker und ihn zusammengebracht.
    Maddox vermied jeden Blick in den Spiegel. Aber manchmal spiegelte sich sein Kopf in einer Fensterscheibe oder in der Sonnenbrille eines Kollegen. Jedes Mal, wenn er die sternförmige Brandnarbe sah, die sich von dem winzigen Rest Ohr ausbreitete, den die Chirurgen hatten retten können, durchlebte er Falludscha aufs Neue. Und alles, was danach gekommen war. Die Untersuchungen. Die Art und Weise, wie seine Vorgesetzten ihn hatten fallenlassen, wie das System ihn und seine Männer ausgespuckt hatte. Als wäre das alles nicht schlimm genug gewesen, hatten sie auch noch erfahren müssen, dass sie belogen worden waren. Sie und das ganze Land. Der Krieg war eine Farce. Eine katastrophale Farce. Und selbst das hatte anscheinend nicht gereicht. Dieselben verlogenen Mistkerle, die ihn in den Krieg geschickt hatten, vom einfachen Kongressabgeordnetenbis zum Kriegshelden, der beinahe Präsident geworden wäre, hatten gegen Rentenerhöhungen für Soldaten gestimmt, die wie er mit massiven Schäden an Körper und Psyche heimgekehrt waren. Gleichzeitig wurden Veteranen verhaftet und für die kleinsten Verstöße gegen die Richtlinien für militärische Gewaltanwendung vor Gericht gestellt, aus politischem Kalkül, von Männern, die nie auch nur auf hundert Meilen an eine Gefechtssituation herangekommen waren. Und mit jeder neuen Enthüllung, mit jeder Lüge und jeder Manipulation, die zum Krieg, zum Tod seiner Kameraden und zu seinem buchstäblichen Gesichtsverlust geführt hatten, wuchs Maddox’ Zorn. Seine Verbitterung. Seine Rachsucht. Schließlich erkannte er, dass er die Angelegenheit selbst in die Hand nehmen musste, wenn er irgendetwas ändern wollte.
    Sein Verwundetenstatus hatte die Firmengründung erleichtert. Es hatte nicht lange gedauert, bis er Dutzende von hochausgebildeten, gutausgerüsteten Männern beschäftigte, die für ihn in der Hölle von Afghanistan, Irak oder sonst wo arbeiteten, je nachdem, wo seine Auftraggeber sie brauchten. Dort erledigten sie Sachen, die anderen zu heiß waren, mit denen andere nicht in Verbindung gebracht werden wollten. Sachen, bei denen sie sich nicht an willkürliche Regeln halten mussten, die sich Politiker beim Nippen an zwanzig Jahre altem Cognac ausgedacht hatten. Und irgendwie fand er mit jedem neuen Auftrag mehr Trost, mehr Befriedigung. Rache wurde zu einer Droge, ohne die er nicht mehr leben konnte. Und trotz der Regierungsaufträge und Honorare im Wert von mehreren hunderttausend Dollar, die seinekleine Firma einbrachte, trotz der kleinen Armee bewährter,

Weitere Kostenlose Bücher