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Menetekel

Menetekel

Titel: Menetekel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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unvorstellbaren Sprünge, die große Geister manchmal machten und dann auch umsetzten. Und dann fiel plötzlich ein ganz bestimmtes Wort.
    Wunder.
    Ein einziges Wort. Ein Katalysator, der Rydells Vorstellungskraft auf unkartographiertes Gelände gebracht hatte. Auf dunkles, geheimnisvolles, wunderbares, unmögliches Gelände. Und hier war er, keine vier Jahre später, und das Unmögliche war Wirklichkeit geworden.
    Reece. Wieder stand ihm das Gesicht des brillanten Wissenschaftlers vor Augen. Andere Gesichter tauchten daneben auf – allesamt jung, talentiert, engagiert. Und mit ihnen keimte in ihm ein vertrautes Gefühl von Härte, von Kälte auf. Die Erinnerung an den letzten Tag in Namibia steckte ihm immer noch in den Knochen. Nach dem letzten Test, als sie sich alle zusammen darüber gefreut hatten, dass ihre harte Arbeit zu einem so beeindruckenden Ergebnis geführt hatte, war alles schiefgegangen. Er sah Maddox wieder vor sich, wie er dort neben ihm stand und den Abzug durchdrückte. Er konnte seinen eigenen Schrei hören, den dumpfen Schlag, mit dem die Kugel Reece in den Rücken drang, konnte sehen, wie ein Zucken durch seinen Freund ging und er in Danny Sherwoods Armen zusammenbrach.
    Das alles, die Geräusche und die Bilder, hatte ihn nie wieder losgelassen.
    Er verabscheute sich dafür, dass er es nicht verhindert hatte. Und nichts von dem, was andere dazu sagen mochten, half – keine der Platituden über den großen guten Zweck oder darüber, dass man wenige Leben opfern musste, um viele Leben zu retten.
    Er hatte sie nicht richtig eingeschätzt. Er hatte nicht begriffen, zu was sie bereit waren, wie weit sie gehen würden. Und nun war es zu spät, daran irgendetwas zu ändern. Sie brauchten einander. Wenn alles, wofür er je gekämpft hatte, Erfolg haben sollte, dann musste er diesen Brocken schlucken und weitermachen.
    Aber leicht war das nicht. Er spürte, wie es an ihm nagte, wie es ihn langsam zerfraß. Am Ende würde er daran zugrundegehen. Aber vielleicht würde ja alles gut ausgehen, sodass ihr Tod nicht umsonst gewesen sein würde. Bloß würden ihre Geister ihn selbst dann weiter heimsuchen, so viel stand fest.

KAPITEL 26
    Matt stand in der frühmorgendlichen Kälte hinter einer hohen Hecke und beobachtete den Hoteleingang. Schließlich verließ er sein Versteck und betrat die triste Lobby, der nur einige müde Geschäftsleute einen Anschein von Leben verliehen. Angespannt ging er an ihnen vorbei und vermied jeden Blickkontakt. Er nahm den Fahrstuhl zum vierten Stockwerk und war endlich in seinem Zimmer.
    Er war nicht nur erschöpft, er hätte platzen können vor Wut.
    Der Mustang, der nun ein paar Blocks von Bellingers Wohnung entfernt in einer dunklen kleinen Straße stand, war ein Riesenschritt für ihn gewesen, ein ganz persönlicher Meilenstein auf dem verdammt kurzen Weg in sein neues Leben. Und jetzt hatte er den Wagen einfach stehenlassen müssen – woran genau die gleichen Mistkerle schuld waren, die ihm auch Danny weggenommen hatten.
    Es machte ihn rasend.
    Nachdem er den Wagen abgestellt hatte, war er einige Blocks zu Fuß gegangen, hatte sich immer schön im Schattengehalten und kurz hinter dem Broadway einen unauffälligen, zehn Jahre alten Ford Taurus kurzgeschlossen. Damit war er erst aus der Stadt rausgefahren und dann von einer anderen Seite wieder rein, immer auf der Hut vor Streifenwagen. In der Nähe des Hotels hatte er den Ford auf dem Parkplatz eines kleinen Einkaufszentrums abgestellt.
    Er trat ans Fenster und sah zu, wie die Stadt erwachte. Wieder ein trüber Wintertag; die Sonne drang kaum durch die graue Wolkendecke. Er legte sich aufs Bett. Seine Nerven waren überreizt, seine Muskeln angespannt. So kaputt hatte er sich seit Jahren nicht mehr gefühlt. Aber noch war an Schlaf nicht zu denken. Stattdessen duschte er lange unter heißem Wasser, um seine Lebensgeister zu wecken. Es würde sicher nicht lange vorhalten.
    Zwanzig Minuten später saß er im kahlen, fensterlosen Business Center am Computer und machte den Besitzer des Anschlusses ausfindig, von dem die Nachricht auf Bellingers Anrufbeantworter stammte. Csaba Komlosy. Auch er wohnte im Ghetto der Technikfreaks aus Harvard und dem MIT, praktisch bei Bellinger um die Ecke. Vielleicht sollte er ihn einfach mal anrufen. Offenbar hatten die beiden ja über die Erscheinung in der Antarktis gesprochen, und zwar unmittelbar bevor Bellinger zu dem Treffen aufgebrochen war. Bestimmt konnte dieser Csaba einige Lücken

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