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Menetekel

Menetekel

Titel: Menetekel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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grelles Banner am unteren Bildrand verkündete:
Zweite unerklärliche Sichtung, diesmal über Grönland
.
    Matt trat näher heran. «Noch eine?»
    Komlosy brauchte einen Moment. «Ja», stammelte er. «Diesmal in der Arktis.»
    Matt sah ihn an. Er war wie vor den Kopf geschlagen und machte wohl ein ziemlich finsteres Gesicht, denn Komlosy zitterte förmlich.
    «Was denn?»
    «Bring mich nicht um, Mann. Ehrlich.»
    «Hör auf, das ständig zu sagen, ja? Was ist eigentlich los mit dir?»
    Komlosy machte ein paar Anläufe, dann sagte er mit dumpfer Stimme: «Ich weiß, dass du Vince umgebracht hast.»
    «Was?»
    Komlosy riss wieder die Hände hoch. «Dein Foto, Mann. Es ist in den Nachrichten.»
    Matt stellten sich die Nackenhaare auf. «Mein Foto?»
    Komlosy nickte. Ihm stand die nackte Angst in den Augen.
    «Lass sehen.»

KAPITEL 28
    KAIRO, ÄGYPTEN
    Draußen vor der großen Glasfront wimmelte es von Menschen. Ein Mann in einer schwarzen Soutane reckte den Hals, um in die Ankunftshalle zu schauen. Gracie winkte ihm zögernd. Er erwiderte den Gruß diskret, dann bewegte er sich seitwärts durch die Menge, um sie abzufangen.
    Die Reise zum Internationalen Flughafen von Kairo hatte eine Ewigkeit gedauert. Erst hatte der Hubschrauber sie bei der Rothera-Station abgesetzt, dann hatte eine Dash 7 sie nach Mount Pleasant gebracht, dem zentralen Stützpunkt der britischen Streitkräfte auf den Falklandinseln. Dort waren sie in eine betagte TriStar der Royal Air Force umgestiegen, die sie zur Wideawake-Basis auf Ascension und dann weiter zur RAF Brize Norton in Oxfordshire gebracht hatte. Und erst von dort war es schließlich mit dem Taxi nach Heathrow und im Laufschritt zum Schalter von EgyptAir gegangen.
    Auf Ascension war es kurz spannend geworden, als sie sich gerade noch vor einem britischen Filmteam hatten versteckenkönnen, das ihnen entgegenkam. Sie nutzten die Reisezeit, um sich über die koptische Kirche und vor allem über die Geschichte des Klosters schlauzumachen. Bei jedem Zwischenstopp checkten sie ihre Mailboxen nach neuen Nachrichten – ohne jedoch welche zu beantworten. In der Redaktion in Washington wusste niemand außer Ogilvy, dem Leiter des Auslandsressorts des Senders, dass sie die Antarktis verlassen hatten und wohin sie unterwegs waren – nicht einmal Roxberry war eingeweiht. Gracie und Ogilvy wussten nur zu gut, dass sich Kollegen und Konkurrenten wie die Geier auf die Story stürzen würden. Sie mussten ihre Exklusivität mit Klauen und Zähnen verteidigen.
    Über ihre Blackberrys hatten sie auch von der neuen Erscheinung über Grönland erfahren. Kurz nach der Landung der 777 in Kairo hatten sie im Gleichklang gepiepst. Und als sie jetzt auf der Rückbank von Yusufs Previa saßen, der sich durch das frühabendliche Verkehrsgewimmel langsam einen Weg in die Stadt bahnte, überschütteten sie Bruder Amin mit Fragen.
    Er erzählte ihnen, dass er das Zeichen in den Nachrichten gesehen hatte. Soweit er das beurteilen könne, stimme es sowohl mit der Erscheinung über dem Schelfeis als auch mit den Zeichnungen an den Wänden in Pater Hieronymus’ Höhle überein. Mit Zeichnungen, die bis zu sieben Monate alt waren.
    Nun war Gracie sicher, dass es die richtige Entscheidung gewesen war, nach Ägypten zu kommen. Die lange Reise um den halben Globus hatte sie zwar ganz schön mitgenommen, aber so voller Energie war sie schon lange nicht mehrgewesen. Sie war begierig, alles zu erfahren, darum fing sie gleich beim Grund für diese Reise an: Pater Hieronymus.
    «Wie ist er überhaupt hierhergekommen?», fragte sie den Mönch. «Und warum?»
    Bruder Amin zögerte. «Um die Wahrheit zu sagen, wissen wir das nicht genau.»
    Gracie und Finch wechselten einen fragenden Blick. «Er hat doch vorher im Sudan gearbeitet, richtig?», fragte Finch.
    «Ja. Wie Sie sicher wissen, war Pater Hieronymus in den letzten Jahren sehr besorgt über die Ereignisse in Darfur. Anfang des Jahres eröffnete er im Sudan ein weiteres Waisenhaus, gleich an der Grenze nach Ägypten. Und dann   … tja   … Er kann es sich selbst nicht erklären. Eines Nachts verließ er das Waisenhaus, allein, zu Fuß, ohne etwas mitzunehmen, nicht einmal etwas zu essen oder zu trinken. Er ging einfach hinaus in die Wüste.»
    «Einfach so? Hatte er vielleicht alles satt?», fragte Gracie. «Hatte man nicht befürchtet, dass er entführt oder ermordet worden sein könnte? Er hatte sich doch sehr kritisch über das Treiben der dortigen Kriegsherren

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