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Menetekel

Menetekel

Titel: Menetekel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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sich brav im Hintergrund, zumal dieses verschlafene kleine Paradies weit weg war von der Kidnapping-Hochburg Mexico City und den Drogenkriegen weiterim Norden. Sie kannte die beiden Männer seit über einem Jahr, und sie mochte sie und vertraute ihnen – deshalb setzte sie sich jetzt voller Angst rasch auf. Dass die beiden hereinstürmten, ohne auch nur anzuklopfen, konnte nur bedeuten, dass etwas Furchtbares passiert war.
    «Ziehen Sie sich an», wies Ben sie knapp an. «Wir müssen Sie hier rausschaffen.»
    Sie zog das Laken höher und ließ sich gegen das Kopfteil zurücksinken. «Was ist denn los?»
    Ben hob das helle Kleid mit Blumenmuster auf, das über einer Bank am Fußende des Bettes lag, und warf es ihr zu.
    «Wir müssen Sie hier rausschaffen. Sofort.»
    Irgendetwas an der Art, wie er es sagte, irgendetwas an der Art, wie Jons Blicke wachsam hin und her schnellten, ließ sie nach dem Handy auf ihrem Nachttisch greifen. «Wo ist mein Vater? Geht es ihm gut?» Sie aktivierte das Tastenfeld.
    Ben machte ein paar schnelle Schritte zu ihrem Bett und nahm ihr das Handy weg. «Ihm geht es bestens. Sie können später mit ihm reden. Wir müssen hier raus.» Er steckte ihr Handy ein und sah sie auffordernd an.
    Sie nickte zögernd und ließ sich ihr Kleid geben. Die beiden Männer wandten sich ab, damit sie sich ungestört anziehen konnte. Sie versuchte sich zu beruhigen, ihr Entsetzen nicht überhandnehmen zu lassen. Die beiden waren Profis. Sie wussten, was zu tun war. Dafür waren sie ausgebildet worden. Fragen waren unangebracht. Ihr Vater engagierte nur die Besten der Besten. Sie war in sicheren Händen. Einmal hatte sie den Boss der Leibwächter kennengelernt,einen ziemlich gruseligen Mann mit stahlhartem Blick, dessen Firma sich bei sämtlichen Unternehmungen ihres Vaters um die Sicherheit kümmerte und der nicht so aussah, als ob er die Dinge halbherzig angehen würde.
    Alles wird gut.
    Sie schlüpfte in ihre Sandalen. Sekunden später stiegen sie in ein vor dem Haus wartendes Auto, das sofort vom Grundstück und die holprige Straße Richtung Manzanillo hinunterschoss.
    Alles wird gut,
sagte sie sich erneut. Aber eine Stimme in ihrem Innern flüsterte ihr zu, dass sie sich irrte.

KAPITEL 34
    BRIGHTON, MASSACHUSETTS
    Matt hatte auf der gegenüberliegenden Straßenseite, sechs Wagenlängen vom Zielobjekt entfernt, geparkt. Seit einer Stunde hockte er auf seinem Beobachtungsposten und wartete. Ging seine Möglichkeiten durch, ohne dass ihm eine davon gefiel.
    Er hatte den RAV4 irgendwo abgestellt und einen emailleweißen Camry aufgetan, Baujahr vor 1989, also noch ohne Transponder. Wahrscheinlich war es das langweiligste Auto, das er je gestohlen hatte – dagegen hatte sogar der Taurus eine gute Figur gemacht, und das wollte was heißen. Dennoch hatte er beim Kurzschließen des Motors Gewissensbisse verspürt. Seinetwegen standen immer mehr Leute vor der unangenehmen Aufgabe, sich wegen ihrer gestohlenen Fahrzeuge mit ihren Versicherungen auseinanderzusetzen. Bloß hatte er keine andere Wahl. Das hätten sie sicher verstanden, wenn er es ihnen hätte erklären können.
    Das graue Haus, das er observierte, war genauso gesichtslos wie der Camry. Klein, schäbig, mit zwei Stockwerken und schindelverkleidetem Giebeldach. Wahrscheinlichwar es auf den Namen einer Strohfirma angemietet und die Miete im Voraus bezahlt worden. Vermutlich war das nicht zurückverfolgbar. Die grauen Schindeln schienen sich dem trüben Winterhimmel anpassen zu wollen, das ganze Haus sah genauso trostlos und tot aus wie die kahlen Roteichen, die hier und da in dem ruhigen Viertel standen. An der einen Seite war eine kleine Auffahrt, die zu einer Einzelgarage führte. Der Chrysler stand draußen, außerdem der Lieferwagen, den Matt das letzte Mal nach seinem Sprung auf die schneenasse Straße gesehen hatte.
    Seine Nerven lagen blank vor Ungeduld und Anspannung. Hinter dieser Tür waren wahrscheinlich die Antworten zu finden, die er so dringend brauchte, aber er konnte ja schlecht reintanzen und sie sich abholen. Er musste den richtigen Moment abpassen. Beobachten. Auf Details achten. Und sich etwas einfallen lassen. Einen Plan, der wenigstens ansatzweise vorsah, dass er die Aktion überleben könnte.
    Einer war ihm schon eingefallen, noch im Motel. Ein großartiger Plan, der sein Herz förmlich hatte höherschlagen lassen – jedenfalls für ein, zwei Minuten.
    Er würde die Cops rufen. Ihnen einen anonymen Hinweis geben und sagen, dass

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