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Menetekel

Menetekel

Titel: Menetekel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Hieronymus nicht aus den Augen. Sie rechnete mit allen möglichen emotionalen Reaktionen auf die Bilder   – Verblüffung, Bestürzung, Besorgnis, Angst sogar – und hoffte, dass der Priester nicht außer sich geriet. Das geschah auch nicht. Aber die Bilder schienen ihn zu verwirren. Starr saß er da, vorgebeugt, den Mund leicht geöffnet, die Stirn in tiefe Falten gelegt.
    Als das Video zu Ende war, drehte er sich zu ihnen um. «Der Film ist von Ihnen?»
    Gracie nickte.
    Seine Augen huschten hin und her. «Was hat das zu bedeuten?»
    Das konnte Gracie ihm nicht beantworten. Keiner hatte eine Antwort auf seine Frage. Um sie herum herrschte Stille. Ihr Magen krampfte sich zusammen, als sie ergänzte: «Es hat noch eine solche Erscheinung gegeben. In Grönland. Vor ein paar Stunden.»
    «Noch eine?»
    «Ja.»
    Pater Hieronymus stand auf und trat ans Fenster. Er starrte auf seinen Schreibtisch, schüttelte den Kopf. Dann nahm er eines der Notizbücher. Er blätterte es durch, bis er das Gesuchte gefunden hatte, dann stand er einfach da und starrte auf die Seiten. «Ich verstehe das nicht», sagte er leise. «Genau das habe ich gesehen. Und dennoch   …» Er drehte sich zu ihnen um, das offene Notizbuch in der Hand. Gracie streckte zögernd die Hand aus. Er gab ihr das Buch, einen verstörten, gehetzten Ausdruck im Gesicht. Sie sah sich die Seiten an, blätterte weiter. Alle Seiten waren ähnlich: dicht mit einer eleganten Handschrift beschrieben und hier und da mit aufwendigeren Darstellungen des Zeichens versehen. Sie gab das Notizbuch an Finch weiter. Ihre Hände zitterten.
    «Wenn ich es sehe», fuhr der alte Priester fort, «dann   … dann spricht es zu mir. Als ob es mir die Worte und Ideen eingibt.» Er sah mit flackerndem Blick zwischen ihnen hin und her. «Hören Sie sie auch? Oder nicht?»
    Gracie wusste nicht, was sie antworten sollte. Auch die anderen schwiegen. Der Abt stand auf und legte Pater Hieronymus tröstend einen Arm um die Schultern. «Vielleicht sollten wir eine kleine Pause machen», sagte er zu Gracie. «Damit der Pater seine Gedanken ordnen kann. Das ist eine ganze Menge auf einmal.»
    «Selbstverständlich.» Sie lächelte bereitwillig. «Wir warten solange draußen.»
    Die drei ließen Pater Hieronymus mit dem Abt und dem jüngeren Mönch allein und traten auf die kleine freie Fläche vor dem Höhleneingang. Das letzte Tageslicht war verloschen. So weit das Auge reichte, gab es nirgendwo eineLaterne oder ein erleuchtetes Haus, und so wirkte der samtschwarze Himmel über ihnen geradezu unwirklich, mit einer Fülle an Sternen, wie Gracie sie nur selten gesehen hatte.
    Niemand sagte etwas. Gracie warf geistesabwesend einen Blick auf ihre Uhr und sah, dass sie fast die volle Stunde zeigte. Plötzlich fiel ihr wieder ihre Vereinbarung mit Ogilvy ein. «Wo ist das Satellitentelefon?»
    Finch holte es aus seiner Tasche, setzte den Akku wieder ein und schaltete das Telefon an. Binnen weniger Sekunden verkündeten Pieptöne den Eingang mehrerer Textnachrichten. Finch warf einen Blick auf das Display und reichte Gracie das Telefon. «Da läuft irgendwas.»
    Ruft mich zurück, so schnell ihr könnt,
hatte Ogilvy geschrieben. Mit einem mulmigen Gefühl drückte sie die Rückruftaste. Ogilvy nahm beim ersten Klingeln ab und ließ sie gar nicht erst zu Wort kommen.
    «Sie haben gerade die Aufnahmen aus der Höhle gesendet.»
    Gracie erstarrte. «Was?»
    «Sie haben sie gezeigt. Die Story ist draußen. Komplett. Pater Hieronymus, das Kloster, das Zeichen auf den Höhlenwänden. Es ist alles zu sehen, auf jedem Fernseher von hier bis Shanghai. Die Bombe ist hochgegangen, Gracie – und ihr steht mitten auf Ground Zero.»

KAPITEL 33
    BOSTON, MASSACHUSETTS
    Als sie aus dem Lift traten, konnte sich Larry Rydellkaum noch darauf konzentrieren, was sein Werbeleiter und sein Marketingchef zu sagen hatten. Schon während des Mittagessens in der Firmenkantine – die wegen ihres Sushis und der feinen mediterranen Küche wahrlich eine andere Bezeichnung verdient hätte – waren seine Gedanken immer wieder abgeglitten. Er kannte die beiden leitenden Angestellten gut. Sie gehörten zum Expertengremium an der Spitze der Firma – der Firma, die er vor dreiundzwanzig Jahren gegründet hatte, kurz bevor er sein Studium in Berkeley abgebrochen hatte. Normalerweise genoss er die zwanglosen Meetings mit ihnen. Auch sie sorgten für den atemberaubenden Höhenflug der Firma, und eigentlich widmete er sich ihnen mit der

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