Menetekel
sich Bellingers wirkliche Mörder in diesem Haus befanden. Sie würden jemanden schicken, der sich das mal ansah. Vielleicht dieselben Cops, die in der Nacht in Bellingers Wohnung aufgekreuzt waren. Sie würden an der Tür klingeln. Einer der Gangster würde aufmachen – nicht die Kleine mit dem Bob, die «Zeugin», die gesehen hatte, wie er Bellinger aus der Kneipe gejagt hatte.Sie würden sich kurz mit dem Mann unterhalten. Den üblichen Fragenkatalog runterspulen.
Und dann würde Matt ein bisschen Bewegung in die Sache bringen.
Er würde ein paar Flaschen und irgendeinen Kleiderfetzen aus einem Müllcontainer fischen. Sich an einer Tanke einen Kanister Benzin und ein Feuerzeug besorgen. Das Benzin in die Flaschen füllen. Den Kleiderfetzen in Streifen reißen und in die Flaschenhälse stopfen. Als Lunten. Und dann das Haus mit Brandbomben eindecken.
Vielleicht von der Rückfront aus. Oder von der Seite. Sich einfach an eine Stelle schleichen, wo man ihn nicht sehen konnte, und ein, zwei Flaschen durch ein Fenster jagen. Und dann mal schauen, was geschah. Sie würden alle total überrascht sein. Die Cops würden reingehen und helfen wollen, das Feuer zu löschen. Die Gangster würden ihnen den Weg versperren, damit die Cops ihre Ausrüstung nicht zu sehen bekamen. Sie würden nicht gerade unbefangen wirken, sich vielleicht sogar verdächtig verhalten. Auf jeden Fall würden die Cops neugierig werden, zumal vor dem Hintergrund seines Anrufes. Vielleicht würden sie Verstärkung anfordern. Damit hätten sie eine Pattsituation. Die Gangster würden einiges erklären müssen. Während der Ermittlung in Sachen Brandanschlag würde die Spurensicherung vielleicht sogar auf forensisches Beweismaterial stoßen, das mit dem Mord an Bellinger in Verbindung stand. Dann hätte Matt die Kerle vom Hals, und die Polizei würde seinen Namen möglicherweise sogar wieder von den Fahndungslisten streichen.
Alles möglich.
Aber es konnte auch schiefgehen, die Cops würden ihn erschießen und den Fall zu den Akten legen. So oder so würde es ihn am Allerwichtigsten hindern – nämlich herauszufinden, was die mit seinem Bruder angestellt hatten.
Also ließ er den Plan fallen und beschloss, die Sache vorsichtiger anzugehen und einen Schritt nach dem anderen zu machen. Vielleicht konnte er einen der Ganoven allein zu fassen bekommen. Dafür würde eine Waffe sicher nicht schaden. Vielleicht ließ sich in dem Lieferwagen oder in dem Chrysler eine finden. Nur um die Kräfteverhältnisse ein bisschen auszugleichen. Und mit ein bisschen Glück bekam er dann auch gleich seine Antworten.
Schon möglich.
Seit seinem Eintreffen hatte niemand das Haus betreten oder verlassen, aber die Autos und das Licht vorn im Erdgeschoss ließen darauf schließen, dass die Gangster im Haus waren. Er versuchte sich zu erinnern, wie viele in dem Lieferwagen gewesen waren – vier wahrscheinlich. Schlimm genug. Aber er wusste nicht, ob die zwei im Chrysler auch darunter gewesen waren oder noch dazukamen, womit es dann sechs gewesen wären. Was noch schlimmer sein würde.
Das Nachbarhaus wirkte verlassen und dunkel. Das einzige Lebenszeichen war ein Weihnachtsbaum, der in einem der Fenster zur Straße nervtötend blinkte. Zwischen den Häusern verlief parallel zur Auffahrt eine anderthalb Meter hohe Hecke. Matt überlegte kurz, bis zum Einbruch der Dunkelheit zu warten, um bessere Deckung zu haben, aberer hatte keine Lust, sich so lange zu gedulden. Er wusste ja auch nicht, wie lange sie überhaupt bleiben würden.
Er beschloss, das Risiko einzugehen.
Er schlich die Hecke entlang, duckte sich hinter den Chrysler und sah zum Haus. Nichts rührte sich. Alles lag dunkel und still. Er spähte durch die Seitenscheibe. Im Innenraum war nichts weiter zu erkennen, aber ihn interessierten ja auch nur das Handschuhfach und der Kofferraum. Die Türen waren verriegelt – Pech, aber damit hatte er gerechnet. Der Wagen war neu und technisch voll auf der Höhe, mit stabilen Schlössern und serienmäßig eingebauter perimetrischer sowie volumetrischer Alarmanlage. Was bedeutete, dass Matt zunächst möglichst sanft die Motorhaube aufbekommen musste, wenn er ins Wageninnere wollte. Nicht gerade das einfachste Auto für einen Einbruch, erst recht nicht mit dem bisschen Werkzeug, das ihm zur Verfügung stand.
Er schlich zum Transporter hinüber. Der war ein bisschen älter und hatte einen simpleren Schließmechanismus, der leichter zu überwinden war. Er warf einen
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