Mensch Hund
Luxuskoje. Naturgemäß wird es ihm jedoch unter dem dicken Plumeau jeweils gegen ein, drei und fünf Uhr zu warm, und er bekommt furchtbaren Durst.
Regelmäßig springt er dann aus dem Bett, geht — ohne das Licht anzumachen — ins Badezimmer, klettert in die Badewanne und betätigt dort die eigens für ihn angebrachte Schwenkarmarmatur. Dort also löscht er seinen Durst. Vor Kälte schlotternd steigt er dann wieder mit nassen Pfoten und Lefzen ins gut vorgewärmte Bett.
Man bewundere die Intelligenz, denn die nassen Pfoten trocknet er sich nur deshalb nicht ab, um damit Herrchen zu wecken, damit dieser endlich aufwacht und das laute, entsetzlich schlafstörende Plätschern im Badezimmer abstellt, denn Copper — so heißt dieser phantastische Hund — hat es nur gelernt, den Hebel in eine Richtung zu bewegen. Was die bösartigen Nachbarn tratschen und was die Wasserrechnung beweist, gelingt dieses Weckmanöver jedoch nicht immer.
Was uns jedoch, seit wir diese rührende Geschichte erfahren haben, schwer auf dem Gewissen lastet, ist, wie unbedacht und egoistisch wir Menschen doch sind: Die menschlichen Toiletten sind immer noch nicht hundegerecht. Aber diese schon längst fällige Integration der Hunde in das so menschlich-tierische Leben wird sicher nicht lange mehr auf sich warten lassen. Bis dahin müssen unsere armen, vernachlässigten Hunde noch in ihrem Kästchen schlafen und ihr Geschäft nackt draußen in der grauslichen Kälte verrichten.
Erziehung — oder was man alles falsch machen kann
Ich streite absolut ab, daß unsere Hunde auch nur annähernd gut erzogen sind. Deshalb will ich hier auch keine komplette Abhandlung über Erziehung oder das Abrichten von Hunden geben. Dazu gibt es jede Menge Bücher von wirklichen Autoritäten und Wissenschaftlern, die aus ihrem großen Erfahrungsschatz sprechen können.
Auch wir haben uns lange mit vielen dieser Bücher beschäftigt und versucht, die darin enthaltenen Verhaltensmuster und Erziehungsschematas nachzuvollziehen. Leider ist uns dies nicht immer gelungen, und wir sind zu der Erkenntnis gelangt, daß entweder wir oder unsere Hunde nicht in die vorgegebenen Verhaltensmuster passen, jedenfalls nicht in alle.
So ist zum Beispiel der Vergleich des Menschen mit dem Leit- oder Kopfhund der Meute unvollkommen, und die Annahme, daß alle Erziehungsprobleme gelöst sind, wenn der Hund Herrchen oder Frauchen als Kopfhund anerkannt hat, irrig.
Abgesehen von der Frage, ob eine absolute Unterordnung überhaupt wünschenswert ist, begegnet man dieser auch in den seltensten Fällen. Denn auch in der natürlichen Gemeinschaft einer Meute muß der Kopfhund immer wieder seine Führungsrolle beweisen und verteidigen. So auch der Mensch, nur daß ihm dies viel schwerer fällt.
Ich gehe also mit meiner Beaglehündin Danny frei bei Fuß durch den Wald. Ich bin der Kopfhund, und alles klappt vorzüglich. Sie folgt mir, wenn ich stehen bleibe, setzt sie sich, gehe ich weiter, geht sie auch bei Fuß weiter. Ein friedliches Bild eines gut erzogenen Hundes.
Doch plötzlich reißt es sie regelrecht zusammen, ein Zittern geht durch ihren Körper. Sie ist auf eine frische Fährte gestoßen und weg ist sie. Ich pfeife und rufe, und nach zirka hundert Metern bleibt sie stehen, um sich nach mir umzudrehen. Sie kommt jedoch nicht zurück.
Wenn ich jetzt ein echter Kopfhund wäre, gäbe es zwei Möglichkeiten des Verhaltens für mich: Entweder ich würde dieser frischen Fährte, die mein Meutemitglied gefunden hat, folgen und die Jagd anfuhren oder, wenn ich diese Jagd unbedingt verhindern wollte, wäre ich als Leithund schnell genug, um Danny einzuholen und sie mit einem unmißverständlichen Stüber von ihrem Vorhaben abzubringen.
Aber ich will weder das eine, noch bin ich in der Lage, das andere auszuführen. Ich verhalte mich also in keiner Weise wie ein Kopfhund, und daher wird meine Autorität durchbrochen, und Danny geht alleine jagen.
Traurig werde ich mir bewußt, daß ich von meinen körperlichen Eigenschaften her nicht als Leithund geeignet bin, und komme zu dem Entschluß, daß ich die fehlenden körperlichen Vorzüge durch meine geistige Überlegenheit ausgleichen muß.
Also setze ich mich auf einen Baumstamm und überlege. Was mache ich, wenn sie wieder zurückkommt?
Loben für die gute Nase und die Jagd? Unmöglich, denn damit gebe ich ihr einen Anreiz, sich immer wieder genauso zu verhalten.
Strafen für das Abhauen, wenn sie wiederkommt? Das geht auch
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