Mensch Hund
erstens war meine Treffsicherheit nicht so groß, und zweitens war Daffke wieder mal schneller als sein Kopfhund. Er benutzte dann stets die entgegengesetzte Gartenecke als Ausgang.
Letzte Rettung war ein elektrischer Weidezaun, der jedesmal, wenn er zur Untat ansetzte, ihm einen Schlag verpaßte. Durch diesen Schlag zum richtigen Zeitpunkt hat er es dann sehr schnell gelernt, die Gartengrenze zu respektieren. Nach drei Tagen konnten wir die Batterie abschalten, und Daffke hält einen Sicherheitsabstand von einem Meter vom Zaun.
Ich höre die Leute jetzt schon über diese brutale Methode schimpfen, aber Daffke ist vielleicht durch diese drei Schläge, die er sich geholt hat, vor Autounfällen oder anderen schlimmen Sachen bewahrt worden. Außerdem ist mir zu Ohren gekommen, daß es doch tatsächlich Menschen gibt, die ihren Hund lieber einschläfern lassen, als sich die Mühe zu machen, ihn vor unerlaubten Spaziergängen abzubringen. Da lobe ich mir doch den Weidezaun.
Abschließend sei gesagt, daß diese Schematik nur auf eigenem Mist gewachsen ist, und daß das Befolgen dieser Maßnahmen fast unmöglich ist, wenn man den Hund nicht nur als Erziehungsobjekt, sondern auch als Freund und Lebewesen sieht, mit allen seinen Bedürfnissen, Freuden, Leiden und Eigenheiten.
Die gegenseitige Sympathie führt wie auch beim Menschen sehr oft zu Inkonsequenz und oft sogar zum Dulden von nicht erwünschten Tätigkeiten und Unterlassungen.
Das ist auch der Grund, warum ich so sicher bin, daß unsere Hunde bestimmt nicht gut erzogen sind, wie ich eingangs schon gesagt habe. Neben Erziehungsversuchen, Mühen, Sorgen haben wir jedoch auch sehr viel Freude und Spaß an unseren drei „Rüpeln“.
Körperpflege — oder „naturbelassen“
Als wir am Anfang unserer Hundelaufbahn noch blutige Laien waren, hatten wir keinerlei Vorstellung von den mannigfachen Möglichkeiten der Betätigung, die ein Hundekörper bietet.
„Ein gesunder Hund, der ordentlich und sauber gehalten wird, pflegt sich selbst und bedarf keiner Schaumbäder und Duftsprays“, so hatte uns einmal ein alter Hundemensch gesagt, und wir hielten das für recht vernünftig.
Aber weit gefehlt, als wir uns später durch die renommierte Hundeliteratur arbeiteten, bekamen wir ein schlechtes Gewissen. Nägelschneiden, Zähneputzen, Ohrenwischen, Analdrüsen ausdrücken, hier ein Bad, dort eine Spülung, Bürsten, Trimmen, Schnippeln und Frisieren.
Also zunächst einmal ab in die Badewanne, ihr schmutzigen Hunde! „Ob es wohl mit beiden zusammen geht?“, unmöglich, einer entfleuchte immer mit dem Handtuch in der Schnauze. Also einzeln! „Ob wir Schampoo nehmen oder Seife?“ Na, erst mal nur mit Wasser versuchen. „Du hältst fest, und ich brause ihn ab!“ Das Ergebnis war entmutigend: Herrchen und Frauchen waren naß bis auf die Haut, Badewanne zerkratzt, Badezimmer unter Wasser, Handtuch zerrissen. Die Hunde sahen sehr unbehaglich und fremd aus, aber sie waren jetzt sauber!
Nach dieser Prozedur, die von den Kindern hämisch belächelt und entsprechend kommentiert wurde, sind wir standhaft bei unserer Meinung geblieben, daß ein tüchtiger Regenguß noch immer die beste Dusche für einen Hund ist. Wir haben uns zukünftig darauf beschränkt, den Hunden bei wirklichem Dreckswetter in der Waschküche die Pfoten mit dem Schlauch abzuspritzen. Inzwischen wissen wir natürlich auch, was wir bei unserem Bade falsch gemacht haben und warum es für uns und die Hunde zu einer solch negativen Erfahrung kommen mußte: Wir haben vergessen, die Hunde anschließend zu föhnen!
Wir wurden dann im weiteren Verlauf unserer „Hundeentwicklung“ in unserer Zufriedenheit mit unseren ungepflegten und schmutzigen
Jagdhunden bestärkt, als wir die ersten Hundeausstellungen besuchten. Dort konnten wir, wie an anderer Stelle schon beschrieben, den Umgang mit Kamm, Bürste, Puderquaste, Eyeliner und Schleifchen ausgiebig beobachten. Auch unsere Hunde wandten sich mit Grausen ab.
Als wir jedoch wegen unserer Zuchtziele selber gezwungen waren, unsere Hunde auszustellen, wurden wir wiederum eines Besseren belehrt. Es ist wie bei den Menschen, die Körperpflege dient nicht nur der Sauberkeit, sondern vor allem auch der Schönheit.
Was das Haaren der Hunde anbetrifft, so hatten wir inzwischen wohl auch gemerkt, daß alle unsere Besucher, die mit dunkler Kleidung aus einem von unseren Sesseln aufstanden, anschließend von hinten recht hell und haarig aussahen. Einige von ihnen
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