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Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)

Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)

Titel: Mensch ohne Hund: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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waren irgendwo außerhalb von Kymmen zum Zelten, ich weiß nicht, ob das wichtig ist, aber die Zeugin, die damals also eine Freundin von Jane war, behauptet, dass Jane fast wahnsinnig geworden ist und davon geredet hat, sie wolle Walter umbringen. Hat es offenbar auch versucht.«
    »Damals schon?«
    »Damals schon. Sie war sechzehn Jahre alt, das kann in dem Alter anfangen … Auf jeden Fall gibt es also eine alte Verbindung zu Walter. Vielleicht ist es ja so, wie du gesagt hast, dass ihr wieder eingefallen ist, wie er sie im Stich gelassen hat, als sie ihn zwanzig Jahre später im Fernsehen gesehen hat. Und Sören Karlsson war die direkte Ursache dafür, dass ihre Ehe in Kalmar zerbrochen ist, wir können also davon ausgehen, dass es ein Rachemotiv gibt. Was beide Opfer betrifft.«
    »Eine alte Geschichte in einem Zelt?«
    »Weißt du, so etwas kann lange schwelen. Und nach zwanzig oder dreißig Jahren wieder aufflammen, besonders in verdrehten Köpfen.«
    »Ja, danke, das weiß ich. Aber wie war das dann mit ihrem Mann … ihrem Ex-Mann, meine ich?«
    »Ja, genau. Er muss auch ein denkbares Opfer gewesen sein. Aber er und die Kinder haben eine Art geschützte Identität. Sie wohnen in Drammen, in Norwegen – was meinst du, was Jane Almgren in Oslo wollte? Wäre sie nicht überfahren worden, hätte sie ihn vielleicht auch noch ins Visier genommen.«
    Gunnar Barbarotti kaute auf der Unterlippe und dachte eine Weile darüber nach.
    »Verdammte Scheiße«, sagte er.
    »Ja«, bestätigte Eva Backman. »Damit fasst du die Situation ziemlich gut zusammen. Aber du und ich, wir können sie jetzt vielleicht ad acta legen. Oder?«
    Barbarotti nickte. »Ich denke schon. Berggren und Toivonen werden sicher noch die Lücken füllen. Es geht ja wohl nur noch darum, den psychischen Zustand einzuschätzen, und Toivonen ist ja ein Fuchs in solchen Dingen.«
    Eva Backman lächelte kurz. »Und worin bist du ein Fuchs?«, fragte sie. »Sei mal ehrlich?«
    Gunnar Barbarotti streckte sich und wich ihrem Blick aus. Er verzog das Gesicht und überlegte. »Ich bin froh, dass du das ansprichst«, sagte er. »Ich habe selbst schon darüber nachgedacht.«
    »Und zu welchem Ergebnis bist du gekommen?«
    »Ich glaube … ich glaube, ich bin ein Fuchs darin, nicht locker zu lassen.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Einmal, als ich noch zur Schule ging, habe ich zwei Wochen damit verbracht, das Problem mit den Brücken in Königsberg zu lösen. Wir hatten damals einen Lehrer, der uns immer solche Rätsel aufgegeben hat. Das sagt dir doch was, die Brücken in Königsberg?«
    »Ich dachte, das wäre nicht zu lösen.«
    »Stimmt. Und das hat der Lehrer auch gesagt. Aber ich habe mich nicht darum gekümmert, ich habe trotzdem versucht, es zu lösen.«
    Eva Backman nickte und kaute auf einem Fingernagel. »Ich verstehe«, sagte sie. »Und Henrik Grundt, denn auf den willst du doch wohl hinaus?«
    »Alles andere als nicht zu lösen«, sagte Gunnar Barbarotti. »Gib mir nur ein wenig Zeit.«
    Eva Backman schwieg eine Weile.
    »Wie viel Zeit?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Das spielt keine Rolle. Ein paar Monate oder ein paar Jahre. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass es klappt. Sie sahen ziemlich heruntergekommen aus, nicht wahr?«
    »Heruntergekommen? Wer?«
    »Die Familienmitglieder. Alle da auf der Beerdigung. Ich kann nicht sagen, wem von ihnen es am schlimmsten ging. Aber eines ist sicher: Es war nicht Walter, den sie da in der Kirche betrauert haben. Der arme Teufel, es ist ihm nicht einmal gelungen, auf seiner eigenen Beerdigung die Hauptperson zu sein. Du musst doch zugeben, dass das wirklich das Kümmerlichste überhaupt ist.«
    »Existenzielle Niete«, bestätigte Eva Backman. »Aber du glaubst doch wohl nicht, dass Henrik Grundt noch am Leben ist?«
    »Kann ich mir nur schwer vorstellen«, antwortete Gunnar Barbarotti. »Sehr schwer.«
    »Ebenso schwer wie sich vorzustellen, dass er eines natürlichen Todes gestorben ist?«
    »Fast ebenso schwer«, seufzte Barbarotti. »Aber wenn ich Asunander überzeugen kann, würde ich mich gern drei Tage hinsetzen und den ganzen Fall noch einmal durchgehen. Alles, was wir haben. Alle Vernehmungen, jedes Wort von allen Seiten betrachten und jeden armen Schlucker in Frage stellen.«
    »Wäre es nicht besser umgekehrt?«
    »Was?«
    »Jedes Wort in Frage zu stellen und jeden armen Schlucker von allen Seiten betrachten.«
    »Frau Backman ist eine scharfe Beobachterin, wissen Sie das?«
    »Mein Mann sagt das auch

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