Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)
neununddreißig Jahre alt geworden. Wir wissen nicht genau, ob er es noch bis zu seinem letzten Geburtstag im November geschafft hat oder nicht, da wir nicht genau sagen können, wann er gestorben ist. Und ich habe seine Mutter noch nicht angerufen, ich dachte, du könntest das tun. Ich bin nicht so gut am Telefon. Ja, dann tschüs.«
Zwei Minuten später rief er noch einmal an.
»Es kann noch hinzugefügt werden«, begann er mit einem schweren Seufzer, »es kann noch hinzugefügt werden, dass der Grund, warum Jane Almgren das Handy ihres Opfers benutzt hat, wahrscheinlich der war, dass ihr Festnetzvertrag von Telia am fünfundzwanzigsten November gekündigt wurde. Nur zur Information.«
»Danke, Gerald«, sagte Gunnar Barbarotti und legte den Hörer auf.
Eine Stunde später saß er in seinem Arbeitszimmer mit Sören Karlssons Vorleben in der Hand. In Sorgsens minimalistischer Schrift – er war einer der letzten noch lebenden Menschen, die immer noch gern mit der Hand schrieben – umfasste es gut einen halben Din-A4-Bogen und gab darüber Auskunft, dass SK 1965 in Karlstad geboren worden war, dass er nach zwei Jahren auf dem Gymnasium 1984 sein Zuhause verlassen und nach Stockholm gezogen war. Dass er an zehn verschiedenen Orten im Lande gewohnt hatte, an die zwanzig verschiedene Jobs ausgeübt hatte, sowie dass seine erste dokumentierte kriminelle Tat in der Misshandlung einer 76jährigen Frau im Zusammenhang mit einem Handtaschenraub in der Västerlånggatan in Gamla Stan bestanden hatte. Das war im Sommer 1988 gewesen. Er war nie verheiratet gewesen und hatte soweit bekannt keine Kinder. Während einer Periode von achtzehn Monaten Ende der Neunziger hatte er in Kalmar gewohnt, während er bei einer kleineren Reinigungsfirma gearbeitet hatte, und es gab eine verlässliche Zeugenaussage darüber, dass er während dieser Zeit für einen kürzeren Zeitraum mit einer gewissen Jane Almgren zusammengewesen war – die damals noch verheiratet war, zwei Kinder hatte und bei dem gleichen Putzunternehmen arbeitete.
Aha, dachte Gunnar Barbarotti, und seufzte schwer. Das war es also.
Ganz unten auf der Seite hatte Sorgsen eine Telefonnummer und einen Namen vermerkt. Barbarotti schloss die Augen und holte ein paar Mal tief Luft durch die Nase. Zweifellos war es an der Zeit, Frau Sylvia Karlsson in Kristinehamn anzurufen. Sie anzurufen und ihr zu erklären, dass es ganz und gar kein Akt der Vergesslichkeit war, dass ihr einziger Sohn es unterlassen hatte, sie an ihrem siebzigsten Geburtstag anzurufen.
Ich hoffe nur, dass sie nicht zu Hause ist, dachte er und wählte die Nummer.
Aber er ließ sich nicht auf irgendwelche Wetten mit Gott ein, und Sylvia Karlsson antwortete munter bereits nach dem zweiten Klingelton.
»Wie war die Beerdigung?«, fragte Eva Backman.
Es war Montagmorgen. Es regnete. Gunnar Barbarotti hatte einen großen Teil des Sonntags in Helsingborg und Helsingör (und Louisiana) verbracht und war erst gegen zwölf Uhr nachts wieder zu Hause gewesen. Insgesamt fast zehn Stunden im Auto, aber was machte man nicht alles?
»Sehr nett«, sagte er. »Nur schade, dass du es versäumt hast. Und Sören Karlsson wird wahrscheinlich in Karlstad begraben, vielleicht kannst du ja stattdessen dorthin gehen?«
»Ich werde es mir überlegen«, antwortete Eva Backman. »Du siehst aus, als ob es dir gut ginge … verregneter Montag und elf Monate bis zum nächsten Urlaub, nimmst du Valium oder Helium oder was sonst?«
Gunnar Barbarotti schüttelte den Kopf.
»Hm«, sagte Eva Backman. »Geht mich ja auch nichts an. Sind wir uns einig, dass der Fall damit erledigt ist?«
»Abgesehen von der kleinen Nebensache Henrik Grundt ist der Fall glasklar«, stimmte ihr Gunnar Barbarotti zu. »Aber du darfst mir gern The Jane Almgren Story fertigerzählen, wenn du Lust hast. Wie war das mit den neuen Zeugenaussagen? Wir haben doch noch einige ergänzende Informationen gekriegt, oder?«
»Ja, ein paar«, bestätigte Eva Backman und trank den letzten Schluck aus ihrem Kaffeebecher. »Wie gesagt kam gestern eine Frau, die erzählt hat, dass Jane wahrscheinlich in ihrer Jugendzeit eine kleine Affäre mit Walter Hermansson gehabt hat … wenn man es überhaupt so nennen kann. Sie waren eine ganze Truppe gewesen, und Walter hatte offenbar … ja, zu dieser Zeugin gewechselt, mitten in der Nacht.«
»Ach was.«
»Das kann man wohl sagen. Und dann noch im gleichen Schlafsack.«
»Was?«
»Ja, so hat sie sich ausgedrückt. Sie
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