Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)
Hendegrens und habe drei Stück gekauft. Dieses Detail ist also erledigt. Aber was hältst du nun von ihm?«
»Ich kann mich nicht mehr erinnern, Jakob. Mein Gott, ich habe doch schon gesagt, dass ich mich nicht mehr erinnere. Was für einen Verdacht hast du eigentlich?«
»Verdacht?«
»Ja.«
»Gibt es denn einen Grund für einen Verdacht?«
»Nein, aber du klingst, als hättest du einen Verdacht.«
»Es fällt mir nur einfach schwer, an einen Zufall zu glauben. In bestimmten Situationen.«
»Ich verstehe nicht.«
»Das tust du wohl.«
»Nein, Jakob, das tue ich nicht. Was willst du eigentlich von mir hören? Ich habe nichts zu verbergen.«
Er trank einen Schluck und nahm einen Zug. Schärfte seine Argumente.
»Nun hör mal«, sagte er. »Dieser Bulle ruft Anfang der Woche hier an und fragt nach dir. Er wohnt unten in Kymlinge, das liegt vierhundert Kilometer von hier entfernt. Drei Tage später sehe ich ihn aus dem Royal Viking kommen, genau zu dem Zeitpunkt, als meine Ehefrau da drinnen sitzt und sich angeblich mit einer Freundin unterhält, von der ich noch nie gehört habe …«
»Wie viele meiner Freundinnen kennst du, Jakob?«
»Die eine oder andere.«
»Das stimmt nicht. Können wir jetzt nicht ins Bett gehen, ich bin wirklich müde …«
»Ich würde mich gern noch eine Weile mit dir unterhalten, Kristina. Aber gut, lass uns das Thema beenden. Kannst du nicht das große Licht ausmachen, und wir setzen uns aufs Sofa? Und dazu ein wenig Coltrane?«
Er wird geil, dachte sie. Dann spricht er besonders laut. Aber das war natürlich auch gleich. Sie seufzte. Lautlos und vorsichtig. Noch zwei Tage, das müsste sie schon schaffen.
Inspektor Barbarotti kam um elf Uhr wieder im Hotel an. Obwohl er zwei Gläser Rotwein und ein Glas Cognac getrunken hatte, fror er. Stockholm war nasskalt, ein nördlicher Wind fegte durch die Straßen und wirbelte den Schnee auf, der es nicht geschafft hatte, auf den beheizten Straßen zu schmelzen. O je, dachte Gunnar Barbarotti. Ich bin nur froh, dass ich nicht hier wohne. Was machen die Obdachlosen eigentlich? Die müssen ja jede Nacht erfrieren.
Als er wieder auf seinem Zimmer war, rief er Marianne an. Das Wetter in Helsingborg war nicht viel besser, wie sie mitteilte. Drei Grad plus, Regen und kräftiger Westwind.
Ein Mann und ein Glas Rotwein, um sich dran zu wärmen, wären nicht schlecht, wie sie außerdem mitteilte.
Gunnar Barbarotti fragte, ob nicht vielleicht in ungefähr einer halben Stunde ein Nachtzug von Skåne nach Stockholm gehe. Er war bereit, sie morgen in aller Frühe am Hauptbahnhof abzuholen, und er hatte das Hotelzimmer für noch eine weitere Nacht reserviert.
»Ich dachte, du arbeitest?«, entgegnete Marianne.
»Nicht die ganze Zeit«, erklärte Inspektor Barbarotti.
»Ich fürchte, meine Kinder brauchen mich das ganze Wochenende«, sagte Marianne. »Wie wäre es mit etwas besserer Vorausplanung?«
Gunnar Barbarotti versprach, sich in Zukunft Mühe zu geben, dann tauschten sie noch eine Weile sinnlose Turteleien aus, um dann aufzulegen.
Arbeit?, dachte er, stellte sich ans Fenster und blickte auf den Bahnhof und die Gleisanlagen. Doch, so war es ja wohl gedacht. War so gedacht gewesen. Aber es war ein wenig schiefgelaufen.
Oder etwa nicht? War das nur seine übliche Abenddepression, die ihm einen Streich spielte? Was hatte er eigentlich von dem Gespräch mit Kristina Hermansson erwartet? Dass sie zusammenbräche und etwas gestände, weiß der Teufel, was?
Wohl kaum. Aber genau besehen, dachte er mit einer ebenso plötzlich wie unerwartet auftauchenden Welle des Optimismus, während er den Verschluss der kleinen Rotweinflasche in der Minibar abschraubte … war es nicht genau besehen so, dass sein Verdacht Wasser auf seine Mühlen bekommen hatte? Genau besehen. Als sie da in der Lobby des Royal Viking gesessen und deutlich etwas zurückgehalten hatte?
Oder etwa nicht? Und war es nicht genau das gewesen, was er hatte bestätigt haben wollen? Dass mit dem Paar Hermansson-Willnius da draußen im Idyll in Gamla Enskede etwas im Argen lag. Dass etwas nicht stimmte, was er nicht einfach so auf sich beruhen lassen konnte, jetzt, wo er schon einmal hergefahren war.
Er trank einen Schluck aus der Plastikflasche und kippte dann den Rest ins Waschbecken im Badezimmer. Was für ein Rattengift, dachte er. Und für den Mist muss ich 65 Kronen bezahlen, wenn ich abreise.
Aber zurück zu Jakob Willnius. Wäre es nicht ebenso gut, den Stier gleich
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