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Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)

Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)

Titel: Mensch ohne Hund: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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räusperte sich und setzte zu einer Rede an.
    »Ich schlage vor, ihr wartet noch ein wenig. Du willst doch auch nicht, dass die Polizei ausrückt und nach ihm sucht, Mama? Dann steht es morgen in den Zeitungen. Oder dass sie herkommen und uns verhören, das wäre doch auch keine lustige Entwicklung, oder?«
    Das Telefon klingelte. Rosemarie nutzte die Gelegenheit und ging ins Schlafzimmer, um abzunehmen.
    »Wo ist Henrik?«, fragte Ebba.
    Kristoffer zuckte mit den Schultern und goss sich Fruchtjoghurt in einen tiefen Teller. »Weiß ich nicht.«
    Ebba schaute auf die Uhr. »Wir müssen in einer Stunde los. Weißt du, ob Papa schon in der Dusche war?«
    »Ich glaube schon«, sagte Kristoffer.
    Karl-Erik faltete seine Zeitung zusammen und betrachtete seinen Enkelsohn einen Moment lang. Er schien abzuwägen, ob er ihm einen guten Rat – ein Stückchen Lebensweisheit – mit nach Sundsvall auf den Weg geben sollte, fand aber offenbar nicht die richtige Alternative zwischen Tausenden von denkbaren und stand stattdessen vom Tisch auf. Er ging ans Fenster, schob die Gardine beiseite und schaute hinaus.
    »Zwölf Grad minus«, stellte er fest. »Ja, da ist nur zu hoffen, dass ihr Frostschutzmittel reingefüllt habt.«
    »Aber selbstverständlich, Papa«, sagte Ebba. »Wie es dagegen um Walters Schneehaufen steht, das weiß ich natürlich nicht.«
    »Eine dicke Schneedecke funktioniert gut als Schutz gegen die Kälte«, sagte Karl-Erik Hermansson. »Ich dachte, das wüsstest du.«
    »Das wusste ich auch, lieber Papa«, sagte Ebba.
    Rosemarie kam genau in dem Moment zurück, als auch Leif Grundt auftauchte, frisch geduscht und putzmunter. »Guten Morgen, liebe Christenschar«, grüßte er die Runde. »Ich weiß nicht, ob ihr es bemerkt habt, aber ein neuer Tag ist angebrochen.«
    »Doch, das haben wir bemerkt«, sagte Ebba. »Wer war das, der angerufen hat, Mama? Du siehst besorgt aus.«
    »Nein, nein«, wehrte Rosemarie mit einem kurzen Lächeln ab. »Das war nur Jakob. Sie kommen nicht zum Frühstück, es gibt da irgend so einen Termin in Stockholm, der plötzlich ganz eilig ist. Der Kaffee steht hier, Leif, soll ich dir eine Tasse einschenken?«
    »Danke, schöne Schwiegermutter«, sagte Leif Grundt. »Na, es ist wohl das Beste, man isst einen Happen, damit man durchhält. Denn jetzt geht es ja bald wieder in den Norden. Ist der berühmte Fernsehstar inzwischen aufgetaucht?«
    »Leif«, sagte Ebba.
    Rosemarie seufzte tief und verließ die Küche. Kristoffer stopfte zwei Scheiben in den Toaster und dachte, dass sein Vater ein ziemliches Talent hatte, genau das Falsche zu sagen. Die Frage war nur, ob er es mit Absicht tat oder nicht; auf jeden Fall war es schon fast bewundernswert.
    »Danke für das schöne Frühstück, lieber Papa«, sagte Ebba. »Ich gehe nach oben und packe die Sachen zusammen. Sag doch Henrik, dass er sich etwas beeilen soll. Brauchst du noch irgendeine Hilfe, bevor wir fahren, Papa?«
    Das war gleichbedeutend mit einer Einladung einer medizinbewanderten Tochter, von irgendwelchen Zipperlein zu berichten, alten oder neuen, das verstand sogar Karl-Erik Hermansson, aber er schüttelte nur den Kopf und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Das einzige Symptom, das er spürte, war dieses schwache Sausen im Kopf, das nach dem Klick gestern Morgen eingesetzt hatte, wenn es nicht doch die Heizung gewesen war, und er hatte absolut nicht die Absicht, das mit irgendjemandem zu diskutieren. Und schon gar nicht mit Leuten, die möglicherweise mit irgendeiner nicht erwünschten Erklärung dafür kommen könnten.
    »Mir ist es mein ganzes Leben lang nie besser gegangen, mein Mädchen«, sagte er und schob die Brust vor. »Und ich habe geschlafen wie ein Säugling.«

15
    K ristoffer legte sich wieder aufs Bett im HZdW.
    Es war halb zwölf, sie waren mehr als eine Stunde verspätet.
    »Geh in dein Zimmer und warte dort, Kristoffer«, hatte Mama ihm beschieden. »Ich komme gleich zu dir hoch, aber vorher müssen wir Erwachsenen das hier erst einmal besprechen.«
    Das hier bezog sich auf Henrik. Nach diversen Unklarheiten, Fragen und Zeugenaussagen – denn allen Anwesenden im Hermanssonschen Haus in der Allvädersgatan in Kymlinge: Mama Ebba, Papa Leif, Oma Rosemarie, Opa Karl-Erik und Kristoffer selbst – war so langsam klar geworden, dass Henrik tatsächlich nicht vor Ort war. Niemand hatte ihn den ganzen Morgen über gesehen. Jeder hatte gedacht, jemand anderes hätte mit ihm gefrühstückt, jemand anderes hätte

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