Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)
Kristoffer Grundt begnügte sich damit, den Blick zu senken und sich auf die Lippen zu beißen.
»Etwas, das so unbedeutend wie nur irgendetwas ist, wenn man es hört, das aber im Nachhinein den entscheidenden Hinweis bringen kann. Du bist dir klar darüber, worüber ich rede, oder?«
Kristoffer Grundt nickte. Dann sank er ein wenig über dem Tisch in sich zusammen und starrte mit leerem Blick vor sich hin. Gunnar Barbarotti lehnte sich zurück und betrachtete ihn. Das moralischste Alter überhaupt?, dachte er erneut. Entweder kommt jetzt was, oder es kommt nichts.
»Ich bin mir klar darüber, worauf Sie hinauswollen«, sagte Kristoffer Grundt schließlich. »Aber mir fällt trotzdem nichts ein.«
Nun ja, das war’s dann also, dachte Inspektor Barbarotti mit einem müden Seufzen.
20
D ie Weihnachtsfeiertage kamen und gingen.
Sara ging es langsam besser. Den Heiligabend verbrachten Vater und Tochter größtenteils vor dem Fernseher. Weise hatte Geschlecht und Hautfarbe gewechselt und hieß jetzt Blossom. Sara hatte ihr Lager auf dem Sofa aufgeschlagen, er selbst lümmelte auf dem Sessel herum oder lief zwischen Küche und Wohnzimmer hin und her und versah sie mit kleinen Leckereien, die den Magen füllten. Sushi-Happen. Schwarze Oliven. Blinis mit Sahnefüllung und Kaviar. Er hatte alles binnen einer halben Stunde in der Kaufhalle erstanden, und ab und zu schickte er einen Gedanken voller Dankbarkeit hinauf zum existierenden Gott und versuchte sich vorzustellen, was an der Weihnachtstafel hoch oben in Malmberg eingenommen wurde. Er hatte das einmal mitgemacht und erinnerte sich mit Schaudern, wie er eine halbe Stunde dagesessen und an einer Schweinepfote geknabbert hatte. Nach Donald Duck rief er an und wünschte fröhliche Weihnachten, erfuhr, dass Martin sich beim morgendlichen Skilaufen bei zweiundzwanzig Grad Kälte auf dem Dundret das Handgelenk verletzt hatte, aber sonst alles okay war.
Ansonsten lasen sie die Bücher, die sie zu Weihnachten geschenkt bekommen hatten. Was Sara betraf, so handelte es sich dabei um Moa Martinson und Kafka, auf merkwürdige Weise Hand in Hand, wahrscheinlich lag irgendeine Schulaufgabe dahinter, aber er fragte nicht danach. Er selbst hatte den gewünschten Roman Train von Pete Dexter bekommen.
Der Fall mit den Vermissten trat auf der Stelle. Zumindest scheinbar. Beide Abendzeitungen brachten die Neuigkeit, aber auf barmherzige Art und Weise schien sie in der allgemeinen Weihnachtserstarrung untergegangen zu sein. Vielleicht hatten aber auch Dokusoap-Berühmtheiten eine so phantastisch kurze Halbwertzeit, dass sie nach zwei Monaten bereits vergessen waren. Eine Gnade, um die man schweigend bitten sollte?, fragte sich Gunnar Barbarotti. Er war mit der Allvädersgatan in Kontakt gewesen und hatte erfahren, dass ein paar Journalisten geklingelt hatten, ein Fotograf hatte offensichtlich das Haus abgelichtet, aber das war dann auch schon alles.
Weiteres Futter hatte er nicht bekommen. Die Familie Grundt blieb vor Ort und feierte Weihnachten im Elternhaus. Es war ihnen in jeder Hinsicht falsch erschienen, ohne Henrik zurück nach Sundsvall zu fahren, erklärte dessen Mutter. Aber früher oder später, wenn weiterhin nichts geschehen sollte, war man natürlich gezwungen, auch diesen Schritt zu machen.
Gunnar Barbarotti erklärte, dass er es für einen klugen Entschluss hielt, bis auf weiteres zu bleiben, und versicherte, dass die Polizei alle zur Verfügung stehenden Kräfte einsetzte, um herauszubekommen, was eigentlich geschehen war.
Das war natürlich eine Wahrheit der wachsweichen Art. In der Realität wartete man auf Tipps vom Kommissar Bevölkerung und auf die Informationen von den Mobilfunkbetreibern, offensichtlich hatte Weihnachten auch diesen Zweig ausgebremst, das ging normalerweise schneller – und außerdem waren Sorgsen und die Assistenten Lindström und Hegel damit beschäftigt, die Listen möglicher Bekannter von Walter Hermansson durchzugehen. Spät am Nachmittag des Ersten Weihnachtstages erhielt Gunnar Barbarotti einen ersten Bericht über die letztgenannte Inventarisierungsarbeit, und der Bescheid war ebenso deutlich wie negativ. Keine der bis dahin befragten dreizehn Personen (die vier, die die Bezeichnung »nahestehend« bekommen hatten, plus neun von der Klassenliste – alle immer noch wohnhaft in der Nachbarschaft und leicht zu erreichen) hatte überhaupt gewusst, dass Walter zu Besuch in Kymlinge war. Das behaupteten sie zumindest, und Sorgsen sah
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