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Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)

Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)

Titel: Mensch ohne Hund: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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nicht den geringsten Grund, eine der Zeugenaussagen zu bezweifeln.
    Soweit also dazu. Gunnar Barbarotti fragte Rosemarie Hermansson außerdem, ob man überhaupt jemandem gegenüber erwähnt habe, dass Walter und Henrik vor Weihnachten zu Besuch kommen sollten – irgendwelchen Außenstehenden gegenüber. Sie beriet sich eine Weile mit ihrem Mann, kam dann zurück an den Telefonhörer und erklärte, dass weder sie noch Karl-Erik darüber weiter geredet hätten. Wirklich nicht. Obwohl natürlich dennoch Leute darüber etwas erfahren haben konnten.
    In der Schule beispielsweise. Wie sie annahm. Da machten früher oder später alle Neuigkeiten die Runde. Zumindest die schlechten.
    Aber was Walter betraf, so hatte man sich doch sicher bedeckt gehalten?, wollte Gunnar Barbarotti wissen. Ja, räumte Frau Hermansson ein, was Walter betraf, so hatte man sich bedeckt gehalten.
    Er bedankte sich und legte auf. Fühlte sich nicht sehr viel klüger, aber das war er gewohnt. Er nahm den letzten übriggebliebenen Sushi-Happen und wandte sich wieder Pete Dexter zu.
     
    Am zweiten Weihnachtstag ging es Sara schon wieder so gut, dass sie sich anzog, ihr Zimmer aufräumte und einen Spaziergang mit einer Freundin machte, und Gunnar Barbarotti beschloss, bei Eva Backman durchzuklingeln. Die Kollegin hatte nun vier Tage im Schoße ihrer Familie zugebracht und konnte womöglich eine Abwechslung gebrauchen. Auch wenn die Zeit nicht täglich und stündlich dem Unihockey gewidmet wurde.
    Eine Stunde bei einer Tasse Kaffee bei Storken vielleicht? Das war so ein Fall, zu dem er gern Backmans Meinung gehört hätte.
    Eva Backman willigte sofort ein. Ville und die Jungs wollten sowieso ins Kino, wie sie erklärte, deshalb brauchte sie kein schlechtes Gewissen zu haben. Gunnar Barbarotti konnte nicht erkennen, ob sie log oder nicht, aber das Bedürfnis, mit einem gescheiten Menschen über die Geschehnisse in der Allvädersgatan zu sprechen, war so groß, dass er alle Skrupel beiseite schob.
     
    Sie saßen eine Stunde und fünfundvierzig Minuten im Café Storken. Er legte alle Fakten auf den Tisch, und Inspektorin Backman hörte mit gefalteten Händen und den charakteristischen halb geschlossenen Augenlidern zu. Sie arbeiteten nun schon fast acht Jahre zusammen, und er wusste, dass das kein Zeichen dafür war, dass die Kollegin kurz davor war, einzuschlafen. Im Gegenteil, der verschwommene Blick bedeutete, dass sie konzentriert zuhörte.
    »Verdammte Scheiße«, sagte sie, als er fertig war.
    »Und das sagst du?«, bemerkte Gunnar Barbarotti.
    »Ja. Das ist mit das Merkwürdigste, was ich je gehört habe. Hast du eine Idee?«
    Gunnar Barbarotti schüttelte den Kopf. »Das ist ja das Problem. Nicht die geringste.«
    »Überhaupt keine?«
    »Überhaupt keine.«
    Eva Backman sammelte mit einem angefeuchteten Zeigefinger ein paar Krümel vom Kuchenteller auf. »Wie wirken sie?«
    »Wer?«
    »Na, die Familie. Die ganze Truppe. Man kriegt doch einen Eindruck, ob …«
    Sie brach ab.
    »Was für einen Eindruck, Eva?«
    Eva Backman schwieg und zog eine Packung Zigaretten heraus.
    »Du hast wieder angefangen zu rauchen?«
    »Nein, das sieht nur so aus. Ich schaue mir die Packung nur eine Weile an, außerdem darf man ja drinnen gar nicht mehr rauchen, und ich denke überhaupt nicht daran, mich draußen in den Wind auf den Balkon zu begeben.«
    »Entschuldige. Aber was für einen Eindruck hast du gekriegt?«
    »Es ist doch so«, sagte Eva Backman, senkte ihre Stimme und beugte sich über den Tisch. »Wenn wir eine ermordete Frau finden, dann überprüfen wir, ob sie verheiratet war. Stellt sich heraus, dass sie es war, dann knöpfen wir uns ihren Ehemann vor. In acht von zehn Fällen ist er der Täter. Man soll nicht den Garten des Nachbarn umgraben, wenn der Hund im eigenen begraben liegt. It’s all in the family. Das wollte ich damit sagen.«
    »Glaubst du, ich bin ein Idiot?«, fragte Gunnar Barbarotti. »Glaubst du, ich hätte nicht auch schon daran gedacht?«
    »Schon gut, ich bin nur ein bisschen nervös.« Sie lehnte sich zurück, zog eine Zigarette aus dem Päckchen und schnupperte daran.
    »Hm«, sagte Barbarotti.
    »Betrachten und riechen«, erklärte Eva Backman. »Das schadet nichts. Was hast du gesagt?«
    »Ich weiß nicht mehr genau«, sagte Barbarotti ein wenig irritiert. »Aber ich glaube, ich habe zu erklären versucht, dass es etwas schwierig ist, sich dieser Familiengeschichte anzunähern.«
    »Warum?«
    »Meinst du, Rosemarie Hermansson

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