Mensch versteh mich doch
sichern. Sie wägen ab, ob sich ein Verhalten für sie lohnt oder nicht. Reagiert ein Hund also nicht auf die von uns gewünschte Weise, so liegt das daran, dass er aus seiner Sicht keinen Nutzen davon hätte. Diese Tatsache ist vielen Hundehaltern nicht bewusst.
Manchmal ist die Ursache für Probleme allerdings auch in der Vergangenheit zu suchen. Vielleicht sind bereits im Welpenalter durch mangelnde Sozialisation, unangenehme Erfahrungen oder eine reizarme Aufzucht Defizite entstanden, die es dem Hund nun erschweren, sich in unserer Welt zurechtzufinden.
Zu den häufigen Problemen, die aus den beschriebenen Gründen entstehen können, zählen Angst, Unsicherheit und aggressives Verhalten. Die Anlagen für diese natürlichen Verhaltensmuster sind jedem Hund angeboren. Konkrete Ängste vor etwas oder Aggressionen gegen etwas entstehen aber erst durch Erfahrungen, die der Hund in seinem Leben macht oder auch nicht machen konnte.
Welpen sollten möglichst viele positive Umwelterfahrungen sammeln. (Foto: Tierfotoagentur.de/S. Schwerdtfeger)
Definition Problemhund/verhaltensauffälliger Hund
Definition Problemhund/verhaltensauffälliger Hund
Welche Verhaltensweisen Probleme bereiten und welche nicht, ist individuell ganz verschieden. Was der eine Hundebesitzer als ein Problem bei seinem Hund ansehen würde, ist vielleicht für den anderen Hundehalter gar keines. In manchen Haushalten soll der Hund anschlagen, wenn sich Fremde nähern, in anderen darf er das absolut nicht, weil es die Nachbarn und den Halter selbst nervt. Der eine Hund darf seinen Menschen zur Begrüßung anspringen und abends mit ihm auf dem Sofa kuscheln, der andere wird für dasselbe Verhalten gerügt.
Kann man schon von einer Verhaltensauffälligkeit sprechen, wenn der Hund nur nicht gehorcht? Vielleicht hat er das Kommando noch gar nicht gelernt oder er beherrscht es noch nicht sicher genug? Wenn Ihr Hund beispielsweise plötzlich nicht mehr auf das ihm gut bekannte Hörzeichen „Komm“ reagiert, könnte das daran liegen, dass er mit der Zeit mutiger geworden ist und sich nicht mehr so stark an Ihnen orientiert. Das zeigt, dass die Bindung zu Ihnen noch nicht ausreichend gefestigt ist, aber ist der Hund deshalb schon verhaltensauffällig? – Sicher nicht!
Auch ein jagender Hund ist nicht verhaltensauffällig. Jagen ist genetisch bedingt und gehört zum normalen Verhaltensrepertoire. Lediglich dem Halter bereitet ein jagender Hund Probleme, denn dieses Verhalten passt nicht in unseren Alltag.
Das Jagen liegt den Hunden im Blut. Wenn sie diesen Trieb nicht kontrolliert ausleben dürfen, kann er zum Problem werden. (Foto: Tierfotoagentur.de/S. Starick)
Ebenso verhält es sich mit Hütehunden mit ausgeprägtem Hütetrieb und Wachhunden oder Herdenschutzhunden mit ausgeprägtem Schutztrieb. Diese Hunde stellen besondere Anforderungen an ihre Halter. Sollen sie in einer ganz normalen Familie leben, können ihre Bedürfnisse dort oft gar nicht erfüllt werden. Massive Probleme im Zusammenleben sind nicht selten die Folge, doch müssen wir immer die Hintergründe dafür sehen. Wenn der Hütehund nach Kleinkindern schnappt, ist das für die Familie sicher ein großes Problem, aber ist der Hund deshalb verhaltensauffällig? Oder ist er nur ein Hund, der seine natürlichen Veranlagungen nicht unterdrücken kann und der statt der fehlenden Schafherde Kinder „hütet“?
Auch einen Hund, der das Alleinbleiben nicht gelernt hat und in dieser Situation Möbel zerstört oder in die Wohnung pinkelt, kann man nicht als Problemhund bezeichnen. Zweifellos steht dieser Hund unter massivem Stress und sicherlich hat der Halter Probleme mit ihm, aber verhaltensgestört ist er nicht. Der Mensch hat lediglich versäumt, dem Hund das richtige Verhalten während des Alleinseins beizubringen.
Hund auf dem Sofa – erwünscht oder streng verboten? Das entscheidet der Halter. (Foto: Tierfotoagentur.de/S. Schwerdtfeger)
Einige Hunde mögen es auch nicht, wenn sie berührt oder gestreichelt werden. Das sollten wir akzeptieren, denn mal ehrlich – wer von uns mag sich schon von jedem überall anfassen lassen? Ein Problem könnte entstehen, wenn wir die Nähe erzwingen wollen und unserem Hund ständig Streicheleinheiten aufdrängen.
Ein Problem ist also immer dann vorhanden, wenn der Hund ein Verhalten zeigt, das wir Menschen in unserem Alltag und/oder Haushalt nicht dulden können oder wollen. Meiner Meinung nach ist es falsch, deshalb von einem
Weitere Kostenlose Bücher