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Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt

Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt

Titel: Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Navarro
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nennen müssten, der am ehesten die authentischen Gefühle oder Absichten eines Menschen verrät, auf welchen Teil würden Sie tippen? Raten Sie mal! Sobald ich Ihnen die Antwort gegeben habe, werden Sie wissen, wohin Sie zuerst blicken müssen, wenn Sie herausfinden wollen, was ein Geschäftspartner, Familienangehöriger, ein Freund oder ein völlig Fremder denkt, fühlt oder zu tun gedenkt. Ich werde Ihnen auch die physiologischen Grundlagen für nonverbales Verhalten erläutern, also die Rolle, die das Gehirn in diesem Zusammenhang spielt. Außerdem werde ich darauf eingehen, wie beziehungsweise ob man vorsätzliche Täuschung entlarven kann -dazu hat noch nie ein auf Gegenspionage spezialisierter behördlicher Ermittler in einem Buch Stellung genommen.
    Mein Ziel ist es, dass Sie verstehen, wie nonverbales Verhalten funktioniert und was es über menschliche Gedanken, Gefühle und Absichten verrät. Deshalb beginne ich das nächste Kapitel mit einem Blick auf das, was uns Menschen ausmacht, ein fantastisches Organ, unser Gehirn, und zeige auf, wie es jede Nuance unserer Körpersprache steuert. Zuvor lassen Sie mich Ihnen aber noch von einem Vorfall berichten, der verdeutlicht, wie zuverlässig Körpersprache genutzt werden kann, um menschliches Verhalten zu verstehen und einzuschätzen.
    Ein schicksalhafter Tag
    An einem denkwürdigen Tag im Jahr 1963 beobachtete der erfahrene 39-jährige Polizeiermittler Martin McFadden in Cleveland, Ohio, wie zwei Männer vor dem Schaufenster eines Geschäfts auf und ab gingen. Sie spähten abwechselnd in den Laden hinein und entfernten sich dann wieder. Nachdem sie dies mehrere Male wiederholt hatten, begaben sich die Männer ans Ende der Straße, steckten die Köpfe zusammen und drehten sich immer wieder um, während sie mit einer dritten Person sprachen. Da McFadden befürchtete, dass die Männer das Geschäft auskundschafteten und einen Raub planten, griff der Ermittler ein, tastete einen der Männer ab und entdeckte eine Pistole. Detective McFadden verhaftete die drei Männer und verhinderte so einen Überfall, möglicherweise sogar einen Raubmord.
    Officer McFaddens genaue Beobachtungen bildeten die Grundlage einer wegweisenden Entscheidung des Obersten Gerichtshofs der USA, die heute noch jeder Polizeibeamte in den Vereinigten Staaten kennt. Seit 1968 erlaubt es diese Regelung Polizeibeamten, Personen auch ohne Durchsuchungsbefehl jederzeit anzuhalten und zu durchsuchen, wenn deren Verhalten eine verbrecherische Absicht erkennen lässt. Mit dieser Entscheidung erkannte der Oberste Gerichtshof erstmals an, dass nonverbale Verhaltensweisen kriminelle Taten ankündigen können, sofern diese Verhaltensweisen richtig beobachtet und gedeutet werden. Dieser Fall lieferte einen klaren Beweis für den Zusammenhang zwischen unseren Gedanken, Absichten und nonverbalen Verhaltensweisen. Vor allem aber brachte die Entscheidung des Gerichtshofs die juristische Anerkennung, dass ein solcher Zusammenhang besteht und zulässig ist (Navarro & Schafer, 2004, 22-24).
    Wenn Ihnen also das nächste Mal jemand sagt, nonverbales Verhalten sei unwichtig oder unzuverlässig, dann rufen Sie sich diesen Fall in Erinnerung, da er das Gegenteil beweist und sich die daraus abgeleitete Vorgehensweise über Jahrzehnte hinweg bestens bewährt hat.

2. Unser limbisches Erbe
    Halten Sie einen Moment inne und beißen Sie sich auf die Lippe. Im Ernst, nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit und tun Sie’s. Reiben Sie sich jetzt die Stirn. Fahren Sie zu guter Letzt mit der Hand über den Nacken. Alles das tun wir ständig. Achten Sie einmal bei den Menschen darauf, mit denen Sie täglich zu tun haben, und Sie werden feststellen, wie allgegenwärtig diese und ähnliche Verhaltensweisen sind.
    Haben Sie sich eigentlich jemals gefragt, warum das so ist? Warum auch Sie sich so verhalten? Die Antwort liegt in uns selbst - und zwar in unseren kleinen grauen Zellen. Wir müssen also erst einmal verstehen, warum und wie das menschliche Gehirn bewirkt, dass der Körper Gefühle nonverbal zum Ausdruck bringt. Erst dann wissen wir, wie wir diese Verhaltensweisen zu bewerten haben. Werfen wir also einen eingehenden Blick in unser Oberstübchen und befassen wir uns ein wenig genauer mit diesem erstaunlichen, nur drei Pfund schweren Organ.
    Die meisten Menschen glauben, sie hätten nur ein einziges Gehirn, und halten dieses für den Sitz ihrer kognitiven Fähigkeiten. In Wirklichkeit aber gibt es im menschlichen Schädel

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