Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt
das auf mangelnde Überzeugung oder Unsicherheit hin.
Abbildung 37: Wir zucken mit den Schultern, um Unkenntnis oder Zweifel anzudeuten. Achten Sie darauf, ob sich beide Schultern heben; wenn sich nur eine Schulter hebt, ist die Botschaft zweifelhaft.
Geduckte Haltung
Apropos Schultern: Achten Sie besonders auf Personen, die im Gespräch oder als Reaktion auf ein negatives Ereignis die Schultern langsam in Richtung Ohren bewegen, sodass der Eindruck entsteht, der Hals würde verschwinden (siehe Abbildung 38). Im Vordergrund steht hier das langsame Schulterheben. Die Person versucht, quasi wie eine Schildkröte den Kopf einzuziehen. Solche Zeitgenossen haben nur wenig Selbstvertrauen und fühlen sich unwohl. Man sieht dieses Verhalten immer wieder in Geschäftsbesprechungen, wenn der Vorgesetzte hereinkommt und fordert: »In Ordnung, ich möchte von jedem hören, was er ausgearbeitet hat.« Während die fleißigen Kollegen stolz über ihre Leistungen berichten, werden andere immer unscheinbarer und sinken in sich zusammen, während sich ihre Schultern immer weiter heben in dem unbewussten Versuch, den Kopf zu verstecken und sich ganz zu verkriechen.
Dieses Verhalten trifft man auch in Situationen in der Familie an, wenn etwa der Vater bedauert: »Es hat mich sehr gekränkt, dass jemand meine Leselampe zerbrochen hat, ohne mich darüber zu informieren.« Wenn er dann seine Kinder nacheinander ansieht, wird aller Voraussicht nach eins davon zu Boden blicken und die Schultern in Richtung Ohren ziehen. Dasselbe gilt für die bereits erwähnte Fußballmannschaft, die nach einer Niederlage in die Umkleide zurückkehrt. Die Köpfe der Spieler hängen traurig zwischen den Schultern herab.
Abbildung 38: Schultern, die in Richtung Ohren gezogen werden - man spricht auch vom Schildkröteneffekt. Die Person strahlt Schwäche, Unsicherheit und negative Gefühle aus. Denken Sie an Sportler, die nach einer Niederlage vom Platz schleichen.
Noch eine letzte Bemerkung: Rumpf und Schultern
Es gibt eine Menge Bücher über nonverbales Verhalten, die leider überhaupt nicht auf den Rumpf und die Schultern eingehen. Das ist bedauerlich, weil gerade diese Regionen des Körpers eine Menge wertvoller Informationen liefern können. Sollten Sie es also bisher versäumt haben, hier nach nonverbalen Hinweisen zu suchen, hoffe ich, dass die Informationen in diesem Kapitel Sie überzeugt haben, Ihre Aufmerksamkeit auch einmal auf die so bedeutsame Körpermitte zu richten - die ganz besondere Aussagekraft hat. Gerade Reaktionen des Rumpfes sind besonders aufrichtig, denn dort befinden sich viele unserer lebenswichtigen Organe, die das limbische Gehirn instinktiv zu schützen versucht.
5. Greifbares Wissen - Die nonverbale Sprache der Arme
Wenn wir nonverbales Verhalten zu deuten versuchen, richten wir unser Augenmerk normalerweise hauptsächlich auf Gesicht und Hände. Die Arme hingegen werden meist stiefmütterlich vernachlässigt. Suchen wir allerdings gezielt nach Zeichen für Behagen, Unbehagen, Zuversicht und andere Gefühlszustände, dann sind die Arme überaus zuverlässige Auskunftgeber.
Seit unsere urzeitlichen Vorfahren begannen, sich aufrecht fortzubewegen, sind die Arme frei, um sie auf vielfältige Weise zu nutzen. Sie können Lasten tragen, Schläge austeilen, Gegenstände greifen und uns helfen, vom Boden aufzustehen. Sie sind stromlinienförmig »designt«, äußerst beweglich und reagieren erstaunlich schnell auf jede von außen kommende Bedrohung, vor allem im Zusammenspiel mit den unteren Gliedmaßen. Wenn jemand etwas nach uns wirft, heben sich unsere Arme instinktiv und zielgenau, um den Gegenstand abzuwehren. Unsere Arme, ebenso wie unsere Füße und Beine, sind also reaktionsschnell und darauf ausgerichtet, uns zu verteidigen. Und sie tun das teilweise sogar entgegen jeder Logik. Während meiner Arbeit beim FBI habe ich beispielsweise Menschen gesehen, die sich Schussverletzungen am Arm zuzogen, weil sie versuchten, sich mit den Armen vor Pistolenkugeln zu schützen. Unser logisch »denkender« Neocortex käme niemals auf die Idee, dass so etwas funktionieren könnte, aber das limbische Gehirn sorgt trotzdem dafür, dass wir instinktiv unsere Arme heben, um das Geschoss abzuwehren, das mit über 270 Metern pro Sekunde auf uns zujagt. In der forensischen Wissenschaft werden solche Verletzungen als Abwehrverletzungen bezeichnet.
Jedes Mal, wenn Sie sich den Arm stoßen - vor allem wenn Sie an einer scharfen
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