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Menschen minus X

Menschen minus X

Titel: Menschen minus X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Z. Gallun
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tiefster Stille. Dann plötzlich erklang aus dem Lautsprecher in einer Ecke des Raumes eine Stimme, die seit zehn Jahren nicht mehr an Eds Ohr gedrungen war: „Hallo, Schlingel! Oder muß ich jetzt Ed zu dir sagen? Nun sind wir also gemeinsam auf dem Mars. Und du hast deine Barbara mitgebracht. Hör zu, Ed, ich brauche Hilfe. Und du bist mir immer am brauchbarsten erschienen, du hast viel von meiner eigenen Art. Ich habe dich in der Hoffnung hierhergeholt, daß du mir helfen wirst, den Hitzköpfen auf der Erde entgegenzuwirken. Hört mir zu, Ed und auch Barbara! Kommt hierhin, wo ich bin! Ich habe zwei Rohformen vorbereitet, die jedermanns Gestalt und Persönlichkeit annehmen können, also auch die euren. Ihr braucht nichts zu tun, als die Schalthebel über den zwei leeren Wannen ganz herumzulegen und euch selbst in die Flüssigkeit sinken zu lassen. Alles Weitere geschieht vollautomatisch unter meiner Überwachung. Eure Originalkörper würden für eine spätere Wiederbelebung unversehrt erhalten bleiben …“
    Die Stimme im Lautsprecher verstummte. Von den gleichen Gedanken und Empfindungen bewegt, blickten sich Ed und Barbara in die Augen. Was von ihnen erwartet wurde, war beinahe ungeheuerlich – ihr echtes physisches Selbst hinter sich zu lassen und zu Vitaplasmageschöpfen werden! So etwas stellte für viele Menschen den furchtbarsten aller Schrecken dar, auch ohne die enorme Größenveränderung. Dazu kam die Furcht, die eigene Identität zu verlieren. Daß man zu einem mit dem Original genau übereinstimmenden Duplikat wurde, bedeutete ja nicht, daß man die gleiche Persönlichkeit bleiben würde.
    Ed hatte eine tiefgehende Panik zu überstehen. Zum erstenmal wünschte er, Barbara nicht bei sich zu haben.
    Ganz allmählich nur wurde ihm etwas leichter und entschlossener zumute, und schließlich sagte er vorsichtig: „Ja, Babs, ich werde wohl abwärtsgehen müssen. Anscheinend gibt es keinen anderen Weg. Du aber …“
    „Wenn du abwärtsgehst, werde ich dich selbstverständlich begleiten.“
    Ed widersprach nicht. Hilfe und Trost würde Barbaras Dabeisein bedeuten, aber keine Belastung. Und daß sie dem Neuen, dem Abenteuer, zugetan war wie er selbst, wußte er schon lange. Die Entscheidung war getroffen!
    Er schickte sich zu einer Antwort an. Doch ehe er etwas sagen konnte, wurden sie durch ein rasendes Hämmern erschreckt. Es kam von oben, aus der Richtung des Einschlupfes. Der verwünschte Kanarienvogel hatte sie also bis dorthin verfolgt und nun seine Auftraggeber herangelotst!
    Wieder meldete sich die Stimme im Lautsprecher: „Ich wußte, daß man euch verfolgt. Aber uns bleibt genügend Zeit. Es ist sehr schwer hier einzudringen, ohne alles zu zerstören. Und sicher wünscht man doch zu sehen, was ich inzwischen fertiggebracht habe. Kommt ihr, Ed und Babs?“
    Wie mit einem Schlag waren Eds letzte Zweifel geschwunden. „Gut, Onkel Mitch“, rief er, „wir kommen!“
     
    Befreit vom Schuhwerk und den Schutzausrüstungen legten Ed und Barbara die Hebel der Schalttafeln um, bestiegen die Wannen und ließen sich in deren gelatineartigem Inhalt nieder. Die erste Folge des Kontaktes mit der zähen, energiedurchpulsten Flüssigkeit war eine langsam einsetzende, angenehme Betäubung. Ihre Glieder wurden kraftlos, immer tiefer sanken sie in die Masse.
    Schließlich sanken auch ihre Gesichter unter die Oberfläche der Schicht. Das Bewußtsein erlosch vollends, sie brauchten nicht mehr zu atmen.
    Ihre Reise hinab in eine kleinere Region vollzog sich, ohne daß sie auch nur das geringste davon spürten, in einem einzigen ununterbrochenen Prozeß.
    Nach kaum mehr als einer Stunde war die Überführung des Extrakts zweier Menschenwesen in die Dimensionen von Staubpartikeln vollzogen.
     
    Allmählich erwachte Ed wieder zum Bewußtsein. Von überraschender Kraft erfüllt, begann er gegen die zähe Substanz anzukämpfen, die seinen ganzen Körper umgab.
    Schließlich kam Ed Dukas – oder sein zehntausendfach kleineres Ebenbild – aus der Wanne und ihrem Inhalt frei. Als er um sich blickte, erschrak er. Die Atomkraftlampe irgendwo an der Decke des Raumes war in eine Sonne verwandelt, das vorher so winzige Elektronenmikroskop in einen ragenden Monumentalbau! Sein Sehvermögen hatte sich eigentümlich verändert. In der Nähe zeigte sich alles leicht verschwommen. Etwas weiter weg war alles scharf und klar zu erkennen.
    Barbara kam ihm in den Sinn. Eilig zu ihrer Wanne kriechend – ein Instinkt gebot

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