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Menschen minus X

Menschen minus X

Titel: Menschen minus X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Z. Gallun
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Steinplatte, die sich um mächtige Stahlscharniere drehen ließ. Als Ed die Platte berührte, klappte sie wie von selbst herum und schloß den Einschlupfspalt. Unsichtbar angebrachte Riegel klickten, der Zugang war hermetisch versperrt. Und von draußen würde bestimmt nichts zu erkennen sein.
    Nun leuchteten atomenergiegespeiste Lampen auf und erhellten den Weg. Immer wieder kamen Ed und Barbara durch schwere Türen, darunter mehrere aus dicken Stahlplatten, die sie allesamt hinter sich verriegelten. Die ganze Anlage glich einer kleinen verborgenen Festung. Am Ende einer langen Wendeltreppe und durch eine letzte Luftschleuse gesichert, lag Mitchell Prells Laboratorium.
    Ohne fremde Hilfe schien er es in den harten Marsboden gesprengt zu haben.
    Der kleinste Raum, den Ed und Barbara zuerst betraten, diente gleichzeitig als Küche und als Schlafgemach und sah aus, als wäre er seit Jahren nicht mehr benutzt worden.
    Von Mitchell Prell selbst entdeckten sie zunächst nichts. Erst im letzten Raum fanden sie ihn, und der Anblick ließ sie im ersten Moment vor Schreck erstarren. Denn Prell lag leblos und von einer trüben zähen Flüssigkeit bedeckt in einer mannslangen, luftdicht mit einer Plastikplatte verschlossenen Laborwanne, wie man sie auf Erden zur Heilung Schwerverletzter und zur Wiedererschaffung Verstorbener verwendete. Dicht daneben standen zwei ähnliche Wannen, jedoch nur mit der gleichen trüben zähen Flüssigkeit gefüllt. Über jeder Wanne war eine Schalttafel, von der dicke Kabel zur Wanne hinabreichten.
    Eine lange Minute blickten die beiden schweigend in Mitchell Prells ewigjunges, im Tode friedlich lächelndes Gesicht …
    Im Tode? Dieser Anblick konnte nicht Tod im alten Sinne bedeuten! Das wäre unvereinbar gewesen mit Mitchell Prells Wirken und Streben! Und alles ringsum kündete davon, daß Prell gerade hier in dieser geheimen Zufluchtsstätte sein Ringen um die Geheimnisse der Superbiologie fortgesetzt haben mußte!
    Ed trat an ein mit vielen Spezialhebeln, Stellrädchen und seltsam geformten Schrauben ausgestattetes großes Mikroskop modernster Bauart. Als er, und nach ihm Barbara, hindurchschauten, erkannten sie unter Staunen, daß alle diese Hebel, Stellrädchen und Schrauben dazu dienten, ganz winzige Werkzeuge zu bewegen, die dem bloßen Auge kaum sichtbar und von normalen Menschenfingern nicht zu handhaben gewesen wären. Auch eine Miniaturdrehbank befand sich dabei, eine Schweißanlage in passender Größe, ferner viele Greifgeräte, die wie mechanische Hände benutzt werden konnten. Das Ganze stellte ein komplett ausgestattetes Werkstattlabor modernster Art dar, aber auf einen hundertfach kleineren Maßstab reduziert. Selbst Laborwannen, genau nach dem normal-großen Vorbild verfertigt, fehlten nicht, und in einer von ihnen war sogar eine menschliche Gestalt zu erkennen – viel, viel kleiner als die kleinste Puppenfigur, aber absolut vollkommen!
    Barbara ließ ein nervöses Lachen hören. Selbst in dieser Epoche der Wunder hatte das menschliche Fassungsvermögen die Eigenheit bewahrt, vor unerwarteten Phänomenen zurückzuscheuen – Barbaras Lachen schien leugnen zu wollen, was ihre Augen sahen.
    Ed blieb über das Mikroskop gebeugt und ließ seine Blicke systematisch unter dem weiteren Zubehör des Miniaturlabors herumforschen. Auf einem Tisch neben den kleinen Wannen erspähte er ein modernes Mikroskop im gleichen Maßstab – äußerlich eine genaue Wiederholung des Mikroskops, durch das er selbst starrte. Aber es mußte sich um ein Elektronenmikroskop handeln; denn für derart reduzierte Größenverhältnisse wären sogar die normalen Lichtwellen bestimmt zu grob gewesen.
    Langsam richtete er sich vom Mikroskop auf und blickte zu seiner jungen Frau hinüber. „Babs“, sagte er, gedankenvoll, „ich habe dir ja schon erzählt, daß ich beobachten konnte, wie ein Teil von Onkel Mitchs zweiter Botschaft geschrieben wurde. Obwohl ich weder Mikroskop noch Lupe zur Verfügung hatte, glaubte ich in einer minimalen Verdickung der Tinte ein winziges Wesen von menschlicher Gestalt zu erblicken. Bisher dachte ich, es wäre doch nur eine Augentäuschung gewesen. Aber nun frage ich mich – war es etwa doch das, was Onkel Mitch jetzt ist? Ein Androide von so winziger Größe, daß seine einzige Möglichkeit, an eine Person von normaler Größe zu schreiben, darin besteht, sich in Tinte gehüllt oder mit Tinte getränkt selbst über das Papier zu schieben?“
    Ein Weilchen verging in

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