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Menschen und Maschinen

Menschen und Maschinen

Titel: Menschen und Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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sieht gar nicht wie ein Roboter aus«, sagte ein Kind. »Eher wie eine Schildkröte.«
    Damit hatte es nicht ganz unrecht. Robies Unterbau bestand aus einer Metallhalbkugel, die mit Schaumgummi eingefaßt war und eine Handbreit freien Raum bis zum Bürgersteig ließ. Das Oberteil war ein Metallkasten mit schwarzen Löchern. Der Kasten konnte sich drehen und sich in den Unterbau zurückziehen.
    Ein chromschimmernder Reifrock mit einer Art Geschützturm.
    »Erinnert mich zu sehr an die Little-Joe-Paratanks«, murrte ein beinamputierter Veteran des Persischen Krieges und rollte ähnlich wie Robie weiter.
    Sein Verschwinden öffnete eine Gasse in der Menge, und einige, die Robie bereits kannten, wußten, was kommen würde. Sie jubelten, denn Robie glitt geradewegs auf die Gasse zu.
    Robie bewegte sich sehr langsam und wich geschickt aus, wenn er zu nahe an Knöchel in Skylons oder Sockassins kam. Der Gummipuffer an seinem Reifrock war nur eine zusätzliche Sicherheitsmaßnahme.
    Der Junge, der Robie mit einer Schildkröte verglichen hatte, sprang ihm jetzt in den Weg und grinste.
    Robie blieb einen halben Meter vor ihm stehen. Der Kastenturm neigte sich. Die Menge wurde still.
    »Hallo, Kleines«, sagte Robie. Seine Stimme war so geschmeidig wie die eines Fernsehstars und stammte ehrlich gesagt auch von einem.
    Der Junge grinste nicht mehr. »Hallo«, flüsterte er.
    »Wie alt bist du?« fragte Robie.
    »Neun. Nein, acht.«
    »Das ist schön«, meinte Robie. Ein Metallarm schoß nach vorn und hielt Zentimeter vor dem Jungen an.
    Der Kleine zuckte zurück.
    »Für dich«, sagte Robie.
    Der Junge nahm vorsichtig das rote Lutschbonbon aus den stumpfen Metallklauen und wickelte es aus.
    »Wie sagt man?« fragte Robie.
    »Äh – danke.«
    Nach einer kleinen Pause fuhr Robie fort: »Und wie wäre es mit einem Glas Poppy Pop zu deinem Polly Lop?« Der Junge sah auf und lutschte an seinem Bonbon. »Wenn du mir nur fünfundzwanzig Cents gibst …«
    Ein kleines Mädchen drängelte sich durch den Wald von Beinen. »Ich will auch ein Polly Lop, Robie«, sagte sie.
    »Rita, komm zurück!« rief eine Frau in der dritten Reihe wütend.
    Robie prüfte das Mädchen sorgfältig. Bei Kindern konnten seine Taststrahlen das Geschlecht nicht feststellen, und so sagte er nur: »Hallo, Kleines!«
    »Rita!«
    »Gib mir ein Polly-Lop!«
    Robie überhörte beide Bemerkungen, denn ein guter Geschäftsmann verschwendet seine Köder nicht. Er sagte gewinnend: »Ich möchte wetten, daß du Die Killer aus dem All gelesen hast. Also ich hätte…«
    »Mm-mm, ich bin ein Mädchen. Er hat ein Polly-Lop bekommen.«
    Bei dem Wort Mädchen unterbrach sich Robie. Etwas schwerfällig sagte er: »Bestimmt kennst du Gee-Gee Jones, die Mondmieze. Ich habe die neueste Ausgabe dieses spannenden Comic Strips hier. In den normalen Automaten kannst du sie noch nicht bekommen. Für fünfzig Cents …«
    »Bitte, lassen Sie mich durch. Ich bin ihre Mutter.«
    Eine junge Frau in der vordersten Reihe sagte lässig über die gepuderte Schulter hinweg: »Ich hole sie Ihnen«, und glitt auf fünfzehn Zentimeter hohen Blickabsätzen in die Gasse. »Schert euch weg, Kinder«, sagte sie ruhig. Sie hob die Arme hinter den Kopf und drehte sich langsam um die eigene Achse, um den kurzen Bolero und die enge Hose, die über dem Knie in Skylons überging, besser zur Geltung zu bringen. Das kleine Mädchen starrte sie böse an. Sie beendete ihre Pirouette so, daß Robie sie im Profil vor sich hatte.
    In diesem Altersabschnitt konnte Robie aufgrund der eingespeicherten Daten das Geschlecht seiner Kunden erkennen, wenn ihm auch manchmal heitere oder peinliche Irrtümer unterliefen. Er pfiff bewundernd. Die Menge brüllte vor Begeisterung.
    Jemand sagte kritisch zu seinem Freund: »Es würde noch besser wirken, wenn er wie ein echter Roboter gebaut wäre. Du weißt schon – wie ein Mann.«
    Der Freund schüttelte den Kopf. »Auf diese Weise ist es noch raffinierter.«
    Niemand in der Menge beobachtete die Zeile, die hoch oben erschienen war: »Kalte Dusche für Waffenstillstand? Vanadin deutet an, daß Russ in puncto Pakistan nachgeben könnte.«
    Robie sagte: »… Marsblut, die exotische neue Farbe, komplett mit Sprühdose und Handschuhen, die nur den Nagel freilassen. Nur fünf Dollar – zerknitterte Scheine können in die Mangel neben meinem Arm gelegt werden –, und Sie bekommen …«
    »Nein, danke, Robie.« Die junge Frau gähnte.
    »Überlegen Sie gut«, beharrte Robie.

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