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Menschen und Maschinen

Menschen und Maschinen

Titel: Menschen und Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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benutzt hatte. Während Brant und Powell den Dschungel der Nervenverbindungen durchtrennten, sagte der Astronom:
    »Er gab uns zu viele Informationen. Er sagte mir, daß er die Steuerungsstromkreise mit den Nervenenden seines Gehirns verband. Und er erklärte, daß es nötig gewesen war, Hunderte dieser Verbindungen zu schaffen. So ist es, wenn man einem Computer völlige Freiheit läßt – er weiß nicht genug über zwischenmenschliche Beziehungen, um rechtzeitig zu schweigen … So, das hätten wir. Er wird bald zu sich kommen, aber ich glaube nicht, daß er uns jetzt noch schaden kann.«
    Er legte den Schneidbrenner mit einem Seufzer weg. »Wo war ich stehengeblieben? Ach ja, bei den Nervenverbindungen. Wenn er die Schmerznerven von den anderen sensorischen Nerven getrennt hätte, so hätte er Tausende von Verbindungen machen müssen und nicht Hunderte. Wäre Bennett ein echtes Lebewesen gewesen, so hätte ich diesen Satz als Untertreibung betrachtet. Aber da Bennetts Double nichts anderes als ein Computer war, nahm ich an, daß die Zahl die richtige Größenordnung darstellte. Computer untertreiben nicht.
    Außerdem konnte ich nicht glauben, daß Bennett Tausende von Verbindungen geschafft hätte, schon gar nicht durch telepathische Kontrolle anderer Menschen. Auch in der Neurochirurgie gibt es Grenzen. Bennett hatte also nur die allgemeinen Verbindungen durchgeführt und sich auf die Segmente seines eigenen Gehirns verlassen, die er eingebaut hatte, um die hereinkommenden Impulse auszuwerten. Das war übrigens einer der Hauptvorteile bei der Verwendung eines menschlichen Gehirns.«
    »Und als Sie gegen die Wand trampelten …«, begann Powell.
    »Ja, Sie haben das Kernproblem verstanden. Als ich gegen die Wand stieß, wollte ich mich vergewissern, daß er den Aufprall meiner Schuhe spürte. Wenn das der Fall war, konnte ich sicher sein, daß er beim Einbau der motorischen Nerven die sensorischen Nerven nicht ausgeschaltet hatte. Und wenn er die sensorischen Nerven mit angeschlossen hatte, mußte er Schmerzzentren besitzen.«
    »Aber was hat der Autopilot damit zu tun?« fragte Powell ein wenig vorwurfsvoll.
    »Der Autopilot«, sagte Brant mit einem Grinsen, »ist eine wichtige Zentrale seiner Nervenverbindungen. Er hätte sie wie den Hauptcomputer absichern sollen. Als ich sie einschlug, war es ebenso, als hätte ich ihm einen Boxhieb in den Solarplexus versetzt. Es hat ihm sehr weh getan.«
    Powell grinste ebenfalls. » K.O.«, sagte er.
     

 
Der neue Stromkreis von Robert Silverberg
     
    Ich leugne nicht, daß ich Macauleys Diagramm vernichtet habe; Herrschaften, ich habe es nie geleugnet. Natürlich habe ich es vernichtet – und zwar aus guten, gewichtigen Gründen. Mein großer Fehler war nur, daß ich die Sache nicht gleich zu Beginn richtig durchdachte. Als Macauley mir das erste Mal den Schaltplan brachte, beachtete ich ihn nicht sonderlich. Das war ein Fehler, aber ich konnte ihn nicht vermeiden. Ich war zu sehr damit beschäftigt, den alten Kolfmann zu beruhigen, und da hatte ich keine Zeit zu der Überlegung, was der Macauley-Stromkreis wirklich bedeutete.
    Wäre Kolfmann nicht gerade zu dem Zeitpunkt aufgetaucht, hätte ich den Plan sorgfältig überprüfen können. Und sobald ich seine ganze Bedeutung erkannt hätte, wäre das Diagramm mitsamt Macauley in die Verbrennungsanlage gewandert. Verstehen Sie mich recht, das geht nicht gegen Macauley; er ist ein netter, gescheiter Junge, einer der klügsten Köpfe in unserer ganzen Forschungsabteilung. Das ist ja der Haken.
    Er kam eines Vormittags zu mir herein, als ich gerade eine Skizze für Beethovens Siebte anfertigte, die wir in der nächsten Woche übertragen wollten. Ich fügte eben ein paar Ultraklänge hinzu, die den guten Ludwig begeistert hätten – natürlich hätte er sie nicht hören können, aber man spürte sie –, und ich war sehr stolz auf meine Interpretation. Im Gegensatz zu einigen anderen Computer-Interpreten halte ich nichts davon, die Partitur zu verändern. Ich schätze, daß Beethoven wußte, was er tat, und es steht mir nicht zu, seine Symphonie zu verschönern. Ich verstärkte sie lediglich durch die Ultraklänge. Die eigentlichen Noten wurden nicht angetastet; aber es lag jenes Gefühl in der Luft, das den großen künstlerischen Triumph des Computer-Interpreten ausmachte.
    Ich arbeitete also an meiner Skizze. Als Macauley hereinkam, wählte ich gerade die Frequenzen für den zweiten Satz, feierlich, aber nicht zu

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