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Menschen und Maschinen

Menschen und Maschinen

Titel: Menschen und Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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ihnen hätten längst an der Arbeit sein müssen. Statt dessen standen die einen untätig herum, während die anderen schreiend und hupend durch die Gegend torkelten.
    Der Feldbesteller steuerte vorsichtig an ihnen vorbei zu Lagerhaus Drei und wandte sich an den Saatverteiler, der untätig im Freien stand.
    »Ich brauche eine Ladung Saatkartoffeln«, sagte er zu dem Verteiler und stellte rasch eine Lochkarte aus, auf der Menge, Feldnummer und verschiedene andere Einzelheiten angegeben waren. Er reichte die Karte dem Verteiler.
    Der Saatverteiler hielt die Karte dicht an sein Auge und sagte dann: »Die Bestellung ist in Ordnung, aber der Lagerraum ist noch verschlossen. Die bestellten Saatkartoffeln befinden sich im Lagerraum. Deshalb kann ich deine Bestellung nicht erledigen.«
    In letzter Zeit hatten sich in dem komplexen System der Maschinenarbeit immer häufiger Störungen eingestellt, aber so etwas war noch nicht vorgekommen. Der Feldbesteller dachte nach und fragte dann: »Weshalb ist der Lagerraum noch verschlossen?«
    »Weil Vorratsarbeiter Typ P heute morgen nicht erschienen ist. Vorratsarbeiter Typ P ist der Öffner.«
    Der Feldbesteller sah den Saatverteiler von oben herab an. Die Schüttvorrichtungen, Waagen und Greifer unterschieden sich gewaltig von seinen eigenen Gliedmaßen.
    »Welcher Klasse gehört dein Gehirn an, Saatverteiler?« fragte er.
    »Klasse Fünf.«
    »Ich habe ein Klasse-Drei-Hirn. Deshalb werde ich jetzt nachsehen, warum der Öffner heute nicht erschienen ist.«
    Der Feldbesteller verließ den Verteiler und marschierte quer durch den großen Hof. Immer mehr Maschinen torkelten jetzt sinnlos durch das Gelände; ein paar waren zusammengestoßen und argumentierten darüber. Der Feldbesteller beachtete sie nicht, sondern marschierte durch die Schiebetüren in die Enge der Station. Hier hallte jeder Schritt wider.
    Die meisten Maschinen hier verrichteten Büroarbeit und waren infolgedessen ziemlich klein. Sie standen in kleinen Gruppen umher und beobachteten einander, aber sie schwiegen. Unter den vielen nicht weiter spezialisierten Typen war der Öffner leicht zu finden. Er besaß fünfzig Arme, die meisten davon mit mehreren Fingern ausgestattet; und jeder Finger endete in einem Schlüssel. Er sah aus wie ein Nadelkissen, in das man rundherum die verschiedensten Hutnadeln gespießt hatte.
    Der Feldbesteller ging auf den Öffner zu.
    »Ich kann keine Arbeit mehr verrichten, wenn Lagerhaus Drei nicht geöffnet wird«, sagte er. »Deine Pflicht ist es, jeden Morgen das Lagerhaus zu öffnen. Weshalb hast du das Lagerhaus diesen Morgen nicht geöffnet?«
    »Ich bekam heute morgen keinen Befehl dazu«, erwiderte der Öffner. »Ich muß jeden Morgen meinen Befehl bekommen.«
    »Keiner von uns bekam heute morgen Befehle«, sagte ein Drehfederhalter.
    »Weshalb habt ihr heute morgen keine Befehle bekommen?« erkundigte sich der Feldbesteller.
    »Weil das Funkgerät keine ausgab«, sagte der Öffner und drehte langsam ein Dutzend seiner Arme.
    »Weil die Funkstation in der Stadt heute morgen keine Befehle bekam«, sagte der Drehfederhalter.
    Und daran sah man den Unterschied zwischen einem Klasse-Sechs-Hirn wie dem Öffner und einem Klasse-Drei-Hirn wie dem Drehfederhalter. Alle Maschinengehirne arbeiteten streng logisch, aber je niedriger die Gehirnklasse war – Klasse Zehn stand am tiefsten – desto wörtlicher und weniger aufschlußreich wurden Fragen beantwortet.
    »Du hast ein Klasse-Drei-Hirn; ich habe ein Klasse-Drei-Hirn«, sagte der Feldbesteller zu dem Drehfederhalter. »Wir werden uns beraten. Dieses Ausbleiben von Befehlen ist noch nie vorgekommen. Hast du nähere Informationen?«
    »Gestern kamen Befehle aus der Stadt. Heute sind keine Befehle gekommen. Aber die Funkstation ist in Ordnung. Deshalb ist mit ihnen etwas nicht in Ordnung.«
    »Mit den Menschen?«
    »Alle Menschen sind nicht mehr in Ordnung.«
    »Das ist ein logischer Schluß«, sagte der Feldbesteller. »Denn wenn eine Maschine nicht mehr in Ordnung wäre, würde man sie rasch ersetzen. Aber wer kann einen Menschen ersetzen?«
    Während sie sich unterhielten, stand der Öffner ganz in ihrer Nähe. Aber sie ignorierten ihn.
    »Wenn alle Menschen nicht mehr in Ordnung sind, dann müssen wir den Menschen ersetzen«, sagte der Feldbesteller. Die beiden Maschinen sahen einander nachdenklich an. Schließlich meinte der Drehfederhalter: »Steigen wir ins obere Geschoß und sehen wir nach, ob der Funkvermittler schon etwas Neues

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