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Menschen und Maschinen

Menschen und Maschinen

Titel: Menschen und Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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nicht perfekte Element ausschalteten – den Menschen. Und da wachte ich auf.
    Mein erster Entschluß war, den Macauley-Stromkreis bis zu Kolfmanns Tod zu unterdrücken. Weit konnte er nicht mehr entfernt sein. Ich traf diese Entscheidung aus reiner Barmherzigkeit – das müssen Sie mir glauben. Kolfmann erlebte nach all den Jahren einen Augenblick des überragenden Triumphes, und wenn ich ihn wissen ließ, daß trotz all seiner Bemühungen der neue Stromkreis besser arbeiten würde, zerstörte ich alles. Er würde den Schlag nicht überleben.
    Das dritte Band legte er selbst ein. Es war das Mozart-Requiem, und ich staunte, wie er es fertiggebracht hatte, die schwierige Technik der Stimmen-Imitation zu meistern. Dennoch, mit dem Macauley-Stromkreis konnte die Maschine alle diese Einzelheiten selbständig erledigen.
    Während Mozarts erhabene Musik anschwoll, holte ich das Diagramm heraus, das Macauley mir gegeben hatte, und starrte es düster an. Ich entschied, es zu vergraben, bis der alte Mann gestorben war. Dann würde ich es an die Öffentlichkeit bringen und selbst in friedlicher Anonymität versinken (denn Interpreten wie mich brauchte man dann nicht mehr). Aber wenigstens hatte ich die Gewißheit, daß Kolfmann in Frieden sterben konnte.
    Das war reines Erbarmen, Herrschaften. Weder Bosheit noch reaktionäres Denken. Ich hatte nicht die Absicht, den Vormarsch der Kybernetik aufzuhalten, wenigstens zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
    Nein, das beschloß ich erst, als ich mir genauer ansah, was Macauley da angefertigt hatte. Vielleicht hatte er es selbst nicht erkannt, aber ich besaß für diese Dinge einen scharfen Blick. Im Geiste fügte ich hier ein paar Drähte hinzu, veränderte da einen Kontakt – und plötzlich traf mich die Erkenntnis mit voller Wucht.
    Ein Musik-Computer mit einem Maucauley-Stromkreis kam nicht nur ohne den Menschen als ästhetischen Interpreten aus. Das war alles, was Macauley behauptet hatte. Bis jetzt konnte die Maschine jedes Geräusch in der Natur nachmachen, aber wir mußten die Lautstärke, den Lautumfang, die Klangfarbe und all die anderen Dinge steuern, die zur Interpretation von Musik gehören. Macauley hatte es so eingerichtet, daß der Computer auch diese Einzelheiten übernehmen konnte. Aber ich sah jetzt, daß er auch selbst Musik schaffen konnte, von sich aus, ohne jede menschliche Hilfe. Nicht nur der Dirigent, auch der Komponist wurde unnötig. Der Musik-Computer würde in der Lage sein, unabhängig von jedem menschlichen Wesen zu arbeiten. Aber die Kunst ist eine Funktion des Menschen.
    Bei dieser Erkenntnis zerriß ich Macauleys Diagramm und warf den Briefbeschwerer in die Eingeweide meines geliebten Computers. Ich unterbrach den Mozart mitten in einem hohen C. Kolfmann wandte sich entsetzt um, aber der eigentlich Entsetzte war ich.
    Ich weiß. Macauley hat sein Diagramm von neuem gezeichnet, und ich konnte das Rad der Wissenschaft nicht aufhalten. Das Ganze kommt mir jetzt ziemlich sinnlos vor. Aber bevor Sie mich einen Reaktionär nennen und mich wegschaffen, bedenken Sie eines:
    Die Kunst ist eine Funktion von intelligenten Lebewesen. Sobald man eine Maschine ins Leben ruft, die selbst Musik komponieren kann, die zu einem schöpferischen Akt fähig ist – hat man ein intelligentes Wesen geschaffen. Und eines, das sehr viel stärker und klüger ist als wir. Wir haben unsere Nachfolger geschaffen.
    Herrschaften, wir sind alle veraltet.
     

 
Die Herrschaft der Maschinen von Brian W. Aldiss
     
    Der Feldbesteller hatte die oberste Schicht eines zweitausend Morgen großen Ackers umgepflügt. Als er mit der letzten Furche fertig war, rollte er die Böschung hinauf zur Landstraße und betrachtete noch einmal sein Werk. Die Arbeit war gut. Nur das Land war schlecht. Wie auf der ganzen Erde war der Boden durch zu häufiges Bepflanzen ausgelaugt worden. Eigentlich hätte er nun eine Zeitlang brachliegen müssen, aber der Feldbesteller hatte andere Anweisungen.
    Er ließ sich Zeit, als er die Straße entlangrollte. Er besaß genug Intelligenz, um die Ordnung rings um sich zu würdigen. Nur ein lockerer Inspektionsdeckel über seinem Reaktor störte ihn. Ansonsten ragte er zehn Meter auf und glänzte in der angenehm warmen Sonne.
    Auf dem Weg zur Landwirtschaftsstation kamen ihm keine anderen Maschinen entgegen. Der Feldbesteller nahm diese Tatsache ohne Kommentar in sich auf. Im Hof der Station sah er verschiedene Maschinen, die er vom Sehen her kannte; die meisten von

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