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Menschen und Maschinen

Menschen und Maschinen

Titel: Menschen und Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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weiß.«
    »Ich kann nicht mitkommen, weil ich zu groß bin«, erklärte der Feldbesteller. »Deshalb mußt du allein gehen und dann zu mir zurückkehren.«
    »Du mußt an dieser Stelle warten.« Der Drehfederhalter glitt in den Lift. Er war nicht größer als ein Toaster, aber er besaß zehn einziehbare Arme und konnte schneller als jede andere Maschine der Station lesen.
    Der Feldbesteller wartete geduldig auf seine Rückkehr, ohne den Öffner zu beachten. Draußen hupte eine Walze wie verrückt. Zwanzig Minuten vergingen, bis der Drehfederhalter zurückkam.
    »Ich werde dir meine Informationen draußen mitteilen«, sagte er kurz, und als sie an dem Öffner und den anderen Maschinen vorbeiglitten, fügte er hinzu: »Sie sind nicht für die niedrigen Klassen bestimmt.«
    Draußen erfüllte ein wildes Durcheinander den Hof. Viele Maschinen, die zum erstenmal seit Jahren ihre Aufgaben nicht wie gewohnt durchführen konnten, schienen verrückt geworden zu sein. Leider traf es zuerst die niedrigsten Gehirnklassen, die im allgemeinen für die großen Maschinen einfache Arbeiten verrichteten. Der Saatverteiler, mit dem der Feldbesteller erst vor kurzem gesprochen hatte, lag mit dem Gesicht nach unten im Staub und rührte sich nicht mehr; offensichtlich hatte ihn die Walze niedergerannt, die jetzt mit wildem Gehupe über ein bepflanztes Feld rollte. Verschiedene andere Maschinen stampften hinter ihr her und versuchten sie einzuholen.
    »Es wäre sicherer, wenn ich auf dich klettern könnte. Du gestattest doch? Man kann mich so leicht überwältigen«, sagte der Drehfederhalter. Er streckte fünf Arme aus und zog sich auf die Flanke seines neuen Freundes. Drei Meter über dem Boden machte er es sich auf einem Vorsprung neben dem Unkrautschacht gemütlich.
    »Von hier ist die Sicht umfassender«, erklärte er zufrieden.
    »Welche Informationen hast du vom Funkvermittler erhalten?« fragte der Feldbesteller.
    »Der Funkvermittler erhielt vom Vermittler in der Stadt die Auskunft, daß alle Menschen tot seien.«
    »Aber gestern lebten doch alle Menschen!« widersprach der Feldbesteller.
    »Nur einige Menschen lebten gestern. Und es waren weniger als am Tag zuvor. Seit Jahrhunderten gibt es nur noch wenige Menschen, und sie verringern sich ständig.«
    »Wir haben selten einen Menschen in diesem Sektor gesehen.«
    »Der Radiovermittler behauptet, daß eine Mangelkrankheit sie getötet hat«, fuhr der Federhalter fort. »Er sagt, daß die Welt früher übervölkert war, und dadurch erschöpfte sich der Boden so, daß nicht mehr die richtigen Nahrungsmittel wuchsen. Dadurch entstand die Mangelkrankheit.«
    »Was ist eine Mangelkrankheit?«
    »Ich weiß es nicht. Aber das waren die Worte des Funkvermittlers, und er hat ein Klasse-Zwei-Gehirn.«
    Sie standen schweigend im sanften Sonnenschein da. Der Öffner war auf dem Vorsprung erschienen und sah sehnsüchtig zu ihnen hinüber. Seine Schlüsselarme rotierten.
    »Was geschieht jetzt in der Stadt?« fragte der Feldbesteller.
    »In der Stadt kämpfen jetzt Maschinen.«
    »Was wird hier geschehen?«
    »Der Radiovermittler will, daß wir ihn aus seinem Raum heben. Er möchte uns seine Pläne mitteilen.«
    »Wie können wir ihn aus seinem Raum heben? Das ist unmöglich.«
    »Für ein Klasse-Zwei-Hirn ist fast nichts unmöglich«, sagte der Drehfederhalter. »Er hat mir folgendes aufgetragen…«
     
    *
     
    Der Steinbrucharbeiter hob seine Baggerschaufel wie eine riesige Faust und rannte damit gegen die Seitenwand der Station an. Die Wand bekam einen Riß.
    »Noch einmal«, sagte der Feldbesteller.
    Wieder donnerte die Baggerschaufel gegen die Wand. In einer Staubwolke brach das Gemäuer zusammen. Der Steinbrucharbeiter rollte hastig zurück, bis die Trümmer alle am Boden lagen. Der große Bursche mit seinen zwölf Rädern gehörte nicht zu den Bewohnern der Landwirtschaftsstation wie die meisten anderen Maschinen. Er hatte hier eine Woche lang Schwerarbeit zu verrichten, bevor er zu seinem nächsten Auftrag weiterzog, und nun gehorchte er mit seinem Klasse-Fünf-Gehirn willig dem Feldbesteller und dem Drehfederhalter.
    Als sich der Staub gelegt hatte, konnte man den Funkvermittler deutlich sehen. Er befand sich in seinem Raum im zweiten Stock und winkte nach unten.
    Wie befohlen zog der Steinbrucharbeiter die Schaufel ein und streckte einen riesigen Greifer in die Luft. Geschickt richtete er das Werkzeug in den Raum, immer wieder von Anordnungen aus allen Richtungen korrigiert. Dann

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