Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Menschen und Maschinen

Menschen und Maschinen

Titel: Menschen und Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
umgekehrt werden?«
    »Du meinst, ob wir die Zeit damit verkürzen können? Nein, nicht bei diesem Modell. Nimm ein größeres. Ich könnte dir in einer halben Stunde eines bauen. Aber wer würde die Zeit verkürzen wollen?«
    »Um das Zehntausendfache – oder zumindest um das Siebentausendfache. Ab morgen müssen wir über jede Ausgabe Rechenschaft ablegen. Ich möchte zwanzig Jahre in einen Tag pressen.«
    Beswun schüttelte den Kopf. »Nein. Das hatte ich befürchtet. Du mußt dir den Vorgang so vorstellen: Wenn du alles um das Zehntausendfache ankurbelst, rasen auch die Moleküle um das Zehntausendfache schneller dahin. Kannst du dir ausrechnen, welche Temperaturen dabei entstehen würden? Und diese Moleküle haben Energie! Sie würden die Wände glatt durchschlagen. Nein, es ist unmöglich.«
    »Welche Grenze würdest du schaffen?« fragte Senthree.
    Beswun überlegte. »Das Zehnfache – vielleicht sogar nur das Neunfache. Das ist die Höchstbelastung für die Schutzwälle – wenn wir den Versuch in der alten Grube unter dem Gebäude aufbauen.«
    Es genügte nicht; es würde immer noch mehr als zwei Jahre dauern. Senthree ließ sich auf einen Stuhl fallen und fragte sich geistesabwesend, weshalb er sich müde fühlen konnte, wenn sein Körper gar keine Müdigkeit kannte. Wahrscheinlich einer dieser komischen Gehirnstromkreise, an den sich die Psychologen nicht heranwagten.
    »Natürlich könnte man vier Felder verwenden«, meinte Beswun langsam. »Das größte außen, das kleinste innen. Neun hoch vier ist etwa sechstausendsechshundert. Damit kämen wir nahe heran – wenn wir die Neun noch ein wenig anheben, hast du deine zwanzig Jahre in einem Tag. Allerdings brauche ich ein paar Stunden für den Aufbau.«
    »Nicht, wenn du dein Arbeitsmaterial zusammenholst und jeweils ein Zeitfeld im anderen baust – dann geht es bei jeder Stufe schneller«, rief Ceofor. »Jemand muß gegen Ende hineingehen und ein paar Minuten im Innern bleiben, um die Ausbildungsbänder anzuschließen und das Menschenpaar zu erwecken.«
    »Das kostet Energie«, warnte Beswun.
    Senthree zuckte mit den Schultern. Sollte es doch. Wenn das Geld, das sie noch hatten, nicht ausreichte, würde das Direktorium irgendwie dafür aufkommen müssen. Außerdem konnte man das Biolabor nicht schließen, wenn der Mensch erst einmal geschaffen war. »Ich gehe hinein«, sagte er.
    »Nein, ich«, widersprach Ceofor. »Du hast dich schon beim Schaffen der Zelle hervorgetan.«
    Senthree gab zögernd nach, hauptsächlich, weil der jüngere Roboter größere Erfahrung im Erwecken von Menschen besaß als er. Er sah zu, wie Beswun das komplizierte Drahtnetz aufbaute. Bei der zweiten Lage wurden seine Bewegungen verwischt, so schnell schien er zu arbeiten. Das dritte Netz war plötzlich da, und dann stand Beswun vor ihm, wie aus dem Nichts gezaubert. Er hielt vier Finger hoch, ein Zeichen, daß alle vier Zeitfelder funktionierten.
    Ceofor jagte mit den kostbaren Zellen ins Innere der Anlage und brachte sie in den Inkubatoren unter. Hier sollten sie bis zur Reife gebracht werden. Der Körper des Roboters flimmerte und wurde verwischt. Und im nächsten Augenblick war er wieder zurück.
    Senthree sah noch eine Zeitlang zu, aber es gab nichts zu beobachten. Er zögerte wieder, wandte sich dann ab und verließ das Gebäude. Auf der anderen Straßenseite befand sich sein kleines Wohnquartier, in dem er sich mit seinen kostbaren beiden Büchern entspannen konnte. Sie waren fast vollständig, und sie stammten von den Menschen ab. Heute abend wollte er sich Komm, Dunkelheit vornehmen. Es sprach von seltsamen Wissenschaften des Menschen, die nicht einmal den Robotern vertraut waren. Er las es lieber als das Werk mit dem geheimnisvollen Titel Mein Kampf, dessen Text ihm rätselhaft blieb. Senthree stellte seine Energie auf Leerlauf, blätterte in dem Band und überlegte wieder einmal, weshalb die Menschen ihren Paarungsritus so kompliziert gestalteten. Das war vielleicht mehr Instinkt – der Mensch schien voll von Instinkten zu stecken.
    Und nun saß er mit dem Buch im Schoß da und grübelte, wie es sein mochte, wenn man Instinkte besaß. Es war sicher nicht immer angenehm. Aber man gewann den Eindruck, daß es auch Freude bereiten konnte. Nun, er konnte zwar nicht von sich aus erleben, was Instinkt war, aber in Kürze gelang es ihm vielleicht, die Reaktion an anderen zu beobachten. Der Mensch hätte zumindest einen Instinkt an die Roboter weitergeben sollen, um ihnen

Weitere Kostenlose Bücher