Menschen und Maschinen
Waffe vernichtet worden war. Nur die Roboter blieben übrig.
Jene ersten Roboter hatten in einer zerstörten Welt ganz von vorne anfangen müssen – in einer Welt, deren Bergwerke erschöpft und deren Fabriken zerfallen waren. Sie hatten gelernt, aus den Meeren Metalle zu gewinnen, und Jahrhunderte damit zugebracht, jene Maschinen zu restaurieren, mit denen man neue Roboter herstellen konnte. Es existierten nur noch zwei von ihnen, als diese Aufgabe erfüllt war, und es blieb ihnen kaum die Zeit, den ersten Roboter zu schaffen und ihn flüchtig auszubilden. Dann war ihre Energie endgültig zu Ende, und der neue Roboter hatte es übernommen, seine Rasse aufzubauen. Es war ein Anfang ohne Vorkenntnisse. Zwanzigtausend Jahre vergingen, bis die Roboter endlich eine Art Zivilisation erreicht hatten.
»Aber weshalb starb der Mensch?« sagte Senthree. »Das ist die eine Frage. Und die andere lautet: Steht uns das gleiche Geschick bevor? Wir wissen, daß wir Ähnlichkeit mit dem Menschen haben. Hat er sich in irgendeiner Weise gewandelt, die schädlich für ihn war? Können wir uns verändern, ohne vernichtet zu werden? Wir wissen, daß es tausend Möglichkeiten gäbe, um uns zu verbessern. Wir könnten uns schwerelos machen und unsere mühsamen Fortbewegungsapparate abwerfen. Wir könnten mehr Arme konstruieren. Wir könnten die nutzlosen Lippen entfernen und uns nur per Funk unterhalten. Wir könnten unseren Gehirnen neue Stromkreise hinzufügen. Aber wir wagen es nicht. Es heißt, daß niemand eine bessere Rasse schaffen kann als die eigene. Also muß der Mensch besser gewesen sein als wir – und wenn er uns so geschaffen hat, gab es einen Grund dafür. Nicht einmal die Psychologen verstehen alle Stromkreise in unseren Hirnen, aber sie wagen es nicht, sie zu berühren.
Wir breiten uns im Universum aus – aber wir können es nicht einmal wagen, die Veränderungen vorzunehmen, die wir zur Anpassung an fremde Planeten brauchen. Und das wird so bleiben, solange wir nicht den Grund für das Aussterben des Menschen kennen. Wir wissen, daß er die Absicht hatte, sich zu verändern. Wir haben Beweisfragmente. Aber er starb. Das Schlimmste an der Sache ist, daß wir unzählige Ausbildungsbänder besitzen, die wahrscheinlich alle Antworten enthalten – aber die Informationen sind für das Menschengehirn aufgeschlüsselt. Unsere Gehirne reagieren nicht darauf. Ein lebender Mensch – und er könnte uns die Bänder interpretieren. Oder wir könnten durch Vergleiche herausbringen, ob wir Veränderungen an uns vornehmen dürfen. Ich bin der Ansicht, daß es Veränderungsmöglichkeiten für uns gibt.«
Arpeten schüttelte zweifelnd den Kopf. »Sie scheinen zu wissen, woran der Mensch zugrunde ging.«
»Ich habe eine Theorie, ja. Der Instinkt! Das ist eine unwillkürliche Reaktion, ein Gedanke, der nicht erst eingelernt werden muß. Der Mensch besaß Instinkt. Wenn ein Mensch eine Klapperschlange hörte, floh er, auch wenn er das Geräusch bis dahin noch niemals vernommen hatte. Die Reaktion auf diesen Laut war ihm angeboren. Kein Band speicherte die Information, und er brauchte keinerlei Erfahrung. Wir kennen auch bei einigen Tieren Instinkte – so der Instinkt zum Kämpfen und Töten, den wir an Ameisen beobachten konnten. Ich glaube, beim Menschen war es folgendermaßen: Er konnte seine Instinkte nicht abschütteln, als er sie nicht mehr brauchte, und sie töteten ihn. Er hätte sich ändern sollen – und wir müssen uns auch ändern. Aber ich kann das nicht anhand von Tieren beweisen. Ich brauche intelligentes Leben, um feststellen zu können, ob der Instinkt oder die Intelligenz überwiegen werden. Und Roboter haben keine Instinkte – jedenfalls bin ich trotz langer Suche auf keine einzige Information gestoßen, die nicht eingespeist gewesen wäre. Es ist der grundsätzliche Unterschied zwischen uns und dem Menschen. Verstehen Sie, der Mensch ist der Schlüssel zu unserem Problem, ob wir uns verändern dürfen oder nicht.«
»Hm.« Die Stimme des Direktors war ausdruckslos. »Eine interessante Theorie. Aber wie wollen Sie erkennen, wann Sie nun einen echten Menschen vor sich haben?«
Senthree sah den Roboter mit größerer Achtung an. Er versuchte es zu erklären, aber er war sich seiner Sache selbst nie so sicher gewesen. Gewiß, sie besaßen Knochen und Gewebereste. Sie hatten die Gen-Struktur dieser Dinge untersucht und festgestellt, daß sie die gleiche war wie bei der Urzelle. Und sie hatten noch andere
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