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Menschen und Maschinen

Menschen und Maschinen

Titel: Menschen und Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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durchaus echt, aber sie enthielten keinerlei Informationen, die ihm etwas nützen konnten. Denn in Kürze würde er tot sein.
    Er beachtete mich nicht, während er las. Das war unnötig. Selbst wenn Gifford ein Attentat versucht hätte, so wäre es dem Robotergehirn im Keller des Hauses sofort aufgefallen, und es hätte entsprechend reagiert.
    Ich wußte das, und der Senator wußte es ebenfalls.
    Wir saßen da.
    22 Uhr 57.
    Der Senator furchte die Stirn. »Das ist alles, Gifford?«
    »Ich kann es natürlich nicht mit Sicherheit sagen, Sir. Aber wenn es noch Informationen zu diesem Thema gibt, dann sind sie sehr gut verborgen. So gut verborgen, daß nicht einmal die Regierung sie rechtzeitig finden würde, um sie gegen Sie einzusetzen.«
    »Mmmmm.«
    22 Uhr 58.
    Der Senator lachte. »Das wäre es«, sagte er, und die schmalen, zusammengepreßten alten Lippen bewegten sich kaum. »In einem Jahr haben wir die vollständige Kontrolle, Gifford.«
    »Das ist gut, Sir. Sehr gut.«
    Es ist nicht schwer, die Rolle eines Mannes zu spielen, der so gründlich unter Psychobelehrung stand wie Gifford.
    22 Uhr 59.
    Der Senator lächelte vor sich hin und sagte nichts. Ich wartete angespannt und hoffte nur, daß die Dunkelheit weder zu lange noch zu kurz sein würde. Ich warf keinen Blick auf die Pistole im Ärmel, aber ich war bereit, sie herauszureißen, sobald …
    23 Uhr 00!
    Die Lichter gingen aus – und flackerten wieder auf.
    Der Senator fand noch die Zeit zu einem überraschten und erschreckten Blick, bevor ich ihn ins Herz schoß.
    Ich verschwendete keine Zeit. Die Energie war im Großen Northwestern-Reaktor ausgefallen, der für Strom in der ganzen Gegend sorgte, aber der Senator hatte für diesen Fall seine Maßnahmen getroffen. Er besaß einen eigenen Notreaktor, der sich eingeschaltet hatte, sobald die Lichter ausgegangen waren.
    Aber wenn man einem Robotergehirn die Energie entzieht, dann ist das etwa das gleiche, als würde man einem Menschen einen Knüppel über den Kopf schlagen. Es dauerte eine Zeitlang, bis er sich erholte. In dieser Zeitspanne mußte ich Rowley töten und fliehen; denn sobald es wieder voll funktionierte, würde es seine tödlichen Verteidigungswaffen gegen mich einsetzen.
    Ich rannte auf eine Tür zu und stieß fast mit ihr zusammen, bis ich bemerkte, daß sie sich nicht von selbst öffnete. Ich mußte sie zur Seite schieben. Ich lief weiter zum Ausgang des Hauses. Niemand konnte wissen, wie lange der Roboter betäubt bleiben würde.
    Rowley hatte sich für besonders klug gehalten, als er einen einzigen Zentralroboter baute, der die gesamte Verteidigung des Hauses übernahm, anstelle von einzelnen Elektronengehirnen für jede Funktion. Und in gewisser Hinsicht hatte er wohl recht; denn die Jagdhütte konnte auf diese Weise als Einheit handeln.
    Aber Rowley war gestorben, weil er auf diesem komplizierten System bestanden hatte – je einfacher das Elektronengehirn, desto schneller erholte es sich.
     
    *
     
    Die Außentür ließ sich ohne weiteres öffnen; die Elektroschlösser funktionierten nicht. Ich war immer noch von Mauern umgeben; der nächste Ausgang war etwa eine halbe Meile entfernt. Doch das bekümmerte mich nicht. Ich würde ihn nicht benutzen. In den Wolken über mir wartete eine Hochleistungsmaschine.
    Ich hörte ihr Summen, als sie tieferging. Dann konnte ich sie sehen. Sie kam in einer immer schnelleren Spirale.
    Wumm!
    Ich war eine kleine Ewigkeit erstarrt, als ich sah, wie sich die Maschine in ein orangegelbes Flammenmeer auflöste. Eine Sekunde lang erhellte sie den Himmel, dann verglühte sie langsam.
    Ich erkannte, daß die schweren Geschütze der Jagdhütte zum Leben erwacht waren.
    Meine Gedanken waren inzwischen weitergeeilt. Noch während das Rot der Flammen am Himmel stand, drehte ich mich um und rannte zur Garage. Eines wußte ich: Der Roboter würde einen Wagen des Senators nicht vernichten – außer er hatte den Befehl dazu erhalten.
    Der Roboter war immer noch nicht völlig wach. Er hatte auf die Annäherung eines großen, schnellen Gegenstandes reagiert, aber er konnte einen fliehenden Menschen nicht wahrnehmen. Die Suchstrahler waren noch zu langsam.
    Ich schob das Garagentor auf und sah mich um. Die hellen Lichter zeigten nur Bodenfahrzeuge. Offenbar befanden sich alle Flugzeuge auf dem Dach.
    Ich hatte keine Wahl. Ich mußte weg von hier, und das möglichst schnell.
    Der Senator hatte großes Vertrauen in die Maschinen gesetzt, die sein Haus bewachten. In einem

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