Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Menschen und Maschinen

Menschen und Maschinen

Titel: Menschen und Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
aber ich benahm mich wie ein junger Mann. Ich zwang mich zur Ruhe, bevor ich antwortete.
    Das Mädchen trug Grün. Der knappe Anzug, die Sandalen, die Fuß- und Fingernägel, die Lippen, das Haar – alles grün. Nur ihre Gesichtshaut hatte einen rosigen Schimmer.
    »Sie brauchen nicht zu befürchten, daß man Sie sieht«, sagte sie. »Wir sorgen dafür – oh!«
    »Ich wußte, was das Oh bedeuten sollte. Sie hatte das Wohlfahrts-Braun meiner Jacke gesehen.
    »Tut mir leid«, sagte sie mit gerunzelter Stirn. »Wir können nicht …«
    Diesmal unterbrach ich sie. »Ich habe Geld, Kleine«, sagte ich lächelnd. »Und ich trage noch eine andere Jacke.« Ich schlug den Kragen um und zeigte ihr die giftgrüne Jacke.
    »Ich verstehe, Opa. Möchten Sie nicht hereinkommen?«
     
    *
     
    Ich folgte dem grünen Mädchen zum Schreibtisch. Hier stellte ein anderes Mädchen in Nachtblau die jeweiligen Abendprogramme zusammen. Ich umriß mit müder Stimme, was ich mir vorstellte, und wurde zu einem Privatzimmer gebracht.
    Ich sperrte die Tür hinter mir zu. Ein Plakat an der Tür trug den Stempel der Stadt.
     
    GARANTIERT UNGESTÖRTE INTIMSPHÄRE
     
    Dieses Zimmer wurde im Rahmen der Persönlichkeitsrechts-Akte inspiziert und versiegelt. Es enthält weder Suchstrahlen noch Mikrophone oder andere Vorrichtungen, die geeignet wären, die Intimsphäre zu verletzen.
     
    Das war alles schön und gut, aber ich war nicht sicher, ob diese Garantieerklärung stimmte. Ich nahm auf einer weichen, breiten Liege Platz. Die Vorführung hatte bereits begonnen. Ich hatte kein besonderes Interesse an den Fruchtbarkeitsriten der Anhänger Mahruds – nicht, weil ich grundsätzlich gegen solche Dinge bin, sondern weil ich krampfhaft überlegte, wie ich meine Haut retten konnte.
    Um seinen Machtbereich unter Kontrolle zu behalten, hatte Senator Rowley seinen Roboter mit den öffentlichen Einrichtungen der Stadt und den verschiedenen Geschäftskonzernen gekoppelt. Die letzteren wurden ohnehin von ihm unterstützt, wenn sie ihm nicht selbst gehörten.
    Aber mit dem Hauptcomputer stimmte etwas nicht. Aus irgendeinem Grund reagierte er unlogisch und falsch. Als mich beispielsweise die Sonarstrahlen des Polizeiwagens durchleuchtet hatten, war die Struktur des Tantalum-Ausweises sicher an die Zentrale weitergeleitet worden. Aber ganz offensichtlich hatte die Zentrale die falsche Auskunft gegeben.
    Was spielte sich ab? War der Senator noch am Leben? Schwieg er absichtlich, um mir besser nachspüren zu können? Und wenn ja, welche Order gab er dann dem Roboter? Ich kam zu keiner Lösung. Die Widersprüche waren zu stark.
    Ich sollte vor Morgengrauen zurück sein, aber ich erkannte jetzt, daß ich das niemals schaffen würde. Hier in Groverton gab es nicht viele Verbindungen zum öffentlichen Dienst. Der Roboter konnte mich nicht dauernd beobachten. Aber je weiter ich in die Stadt eindrang, desto häufiger würde ich Suchstrahlen begegnen. Ich konnte kein Privatauto benutzen, und ich wagte es nicht, ein Luft- oder Bodentaxi zu mieten. Auch die Untergrundbahn war mir nicht zugänglich. Man würde mich sofort festnehmen. Wie konnte ich mich nur aus dieser hoffnungslosen Lage befreien?
    Ich weiß nicht, woran es lag – entweder an der Musik oder den gedämpften Lichtern. Vielleicht auch nur an meiner Müdigkeit. Jedenfalls schlief ich ein, und als ich aufwachte, brachte mir das Mädchen die Zeitungen.
     
    *
     
    Sie trug Silber. Ich weiß nicht, wie die Kosmetiker das fertiggebracht hatten, aber wenn man in ihre Augen sah, glaubte man, einen Spiegel vor sich zu haben. Auch ihr Haar war nicht weiß, sondern schimmerte richtig silbern.
    »Guten Morgen, Opa«, sagte sie leise. »Hier sind die Zeitungen, nach denen Sie verlangt haben.«
    Ich war für das »Opa« dankbar; es erinnerte mich daran, daß ich wie ein alter Mann reagieren mußte.
    »Danke, Kleine, danke. Leg sie hierher.«
    »Ihr Kaffee kommt sofort.« Sie zog sich ebenso leise zurück, wie sie gekommen war.
    Etwas quälte mich; es war wie ein Traum – man wußte genau, daß man ihn erlebt hatte, konnte sich aber nicht mehr an die Einzelheiten erinnern. Nach einiger Zeit gab ich meine krampfhaften Überlegungen auf und wandte mich der Zeitung zu. Sie waren eben erst aus der Vervielfältigungsanlage gekommen.
    Es stand alles auf der Titelseite.
     
    GEHEIMNISVOLLE VORGÄNGE
    IN DER JAGDHÜTTE
    Polizei kann in das Gebäude nicht eindringen.
     
    Aus dem Polizeihauptquartier kam heute morgen die

Weitere Kostenlose Bücher