Menschen wie Götter
der künstliche, schrecklich zusammengestoßen und versuchten einander zu vernichten ein rotes Blitznest umflocht ihre Köpfe. Ein Drachen stürzte ab. Bei der Entfernung konnte ich nicht erkennen, ob er von Lussin oder Pseudo-Lussin geritten wurde.
Ich räusperte mich, damit meine Stimme nicht zitterte, und befahl André: ,,Funke den allgemeinen Rückzug!"
Die Heerführer vernahmen den Befehl und führten ihre Abteilungen nach und nach zurück. Trub war so in Fahrt, daß er den Befehl nicht beachtete. Seine Engel stachelten sich mit Gebrüll an und fielen mit der früheren Erbitterung über die Gespensterengel her.
Dennoch drohten sie zu unterliegen.
"Unverzüglich zu Trub!" befahl ich Romero. "Die Engel zurückziehen!"
Romero sprang auf einen Stabspegasus, und bald darauf verließen die Engel das Schlachtfeld.
Ich stieg vom Hügel und ging ins Lager.
In Marys Sanitätsstelle herrschte Hochbetrieb. Sanitäter-Engel kamen mit Verwundeten geflogen. Die verletzten Drachen krochen allein, die Pegasusse mußten getrieben werden. Selbst mit beschädigten Flügeln legten sie es darauf an, sich in die Luft zu erheben.
Die Schmerzen ertrugen sie ruhig, keiner wieherte böse, wenn die Chirurgen-Engel ungeschickt Skalpelle in die Krallen nahmen.
"Mary, mir war, als sei Lussin abgestürzt", sagte ich. "Wo ist er?"
"Lussin ist leicht verwundet, um den Donnerschleuderer steht es schlecht."
Lussins Kopf war verbunden, einen Arm trug er in der Schlinge. Bekümmert blickte er mich an. Der Donnerschleuderer lag bewußtlos auf der Seite. Seine Augen waren geschlossen, die herrliche Kampfantennen-Korona war zerdrückt, von den Spitzen rannen noch die bläulichen St.-Elms-Lichter, die den Tod ankündigten.
Ich kniete mich hin und hörte sein Herz ab. Es klopfte ungleichmäßig und gedämpft, mitunter erstarb es. Schweigend stand ich auf. Es gab keine Hoffnung.
"So ein Freund!" flüsterte Lussin weinend.
"Kopf hoch, mein Lieber!" sagte ich. "Jeder von uns könnte heute anstelle des Donnerschleuderers sein."
15
Wir hatten eine Niederlage erlitten, aber dabei erfahren, worauf sich die Verteidigung der Station gründete. Während der Schlacht hatten die Analysatoren die physischen Parameter der Phantome festgestellt. Diese Gebilde waren wahrhaftig phantastisch fast ohne Masse, doch optisch undurchdringlich, ein Bündel uns unbekannter Energiestrahlen.
"Ich hatte darauf hingewiesen, daß die Automaten Kraftfelder sind, fähig, jede Körpergestalt anzunehmen", erinnerte Orlan düster.
Sogar Trub war erschüttert. ,,Wir Engel nehmen es mit jedem stofflichen Feind auf. Gegen Phantome sind wir aber machtlos. Der Kampf gegen Gespenster ist nicht unser Element."
In der Schlacht gegen die Phantome halten wir weniger eine physische als mehr eine psychologische Niederlage erlitten. Ich entgegnete den in Panik Verfallenen: "Es ist blanker Unsinn, daß der Gegner immateriell sei. Selbstverständlich handelt es sich um Phantome, aber sie sind durchaus materiell, da sie aus Energiefeldern zusammengesetzt sind. Ist ein Kraftfeld etwa keine Materieform? Unsere Darstellungen auf den Raumbildschirmen und in den Videosäulen besitzen noch weniger Masse als jedes beliebige Phantom, warum erbleicht ihr nicht beim Anblick eines Raumbildschirms? Das Merkwürdige der Phantome besteht keineswegs in ihrer scheinbaren Immaterialität, sondern darin, daß es ihnen gelungen ist, uns glänzend zu kopieren. Da liegt das Rätsel, das physikalische Rätsel. Wir müssen es lösen, um nicht auf neue Listen hereinzufallen. Nicht vor überirdischen Kräften dürfen wir zittern, sondern uns über ein neues wissenschaftliches Problem klarwerden. Das ist es, was ich jetzt von allen fordere."
"Das physikalische Rätsel der Phantome ist einfach zu lösen", sagte André. "Wenn der Gegner außerordentlich schnell arbeitende Analysatoren hat, so können sie leicht sämtliche Besonderheiten unserer Struktur darstellen. Dann bereitet es keine Mühe, eine Gestalt zu bauen, die optisch mit unserer identisch ist. Die Videosäulen, die der Admiral erwähnte, funktionieren nach demselben Prinzip." "Einfach, leicht, bereitet keine Mühe!" sagte Oshima ärgerlich.
,,Wir haben erbärmliche Videosäulen, sie sind nichts weiter als optische Abbilder, während die Feinde über Kraftbilder verfügen. Das ist ein Unterschied." "Leider ist an etwas Ähnliches bei uns nicht zu denken", sagte Romero seufzend und unterstützte damit Oshima. "Ihre Erklärungen kann ich zur
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