Menschen wie Götter
Die Galakten sind da geschickter - ihre Augen sind freilich auch riesengroß.
"Das ist eine lange Geschichte", bemerkte Tigran.
Wir lagerten uns bequemer. Das Flüßchen führte sauberes Wasser, keine giftigen Nickellösungen wie der Fluß bei den Zerstörern. Das Grün, das die Ufer bedeckte, duftete nach irdischem Gras. Auch die fremdartigen grünen Bäume in den Wäldern, die sich wie Mauern erhoben, rauschten irdisch.
Der Platz war ideal, um sich still zu freuen und die Natur zu genießen, doch der Galakt erzählte bedächtig von schwarzen Jahrtausenden, von ausgestorbenen Sternenvölkern und zerstörten Planeten ...
6
Über die Ramiren wußten die Galakten nicht viel dunkle Überlieferungen, nichts Genaues. Dieses merkwürdige Volk hatte entweder vor dem Erscheinen der Galakten oder zu Beginn der Galaktenzivilisation - das wäre wohl die richtige Bezeichnung in den Perseusgruppen geherrscht. Weder vom Aussehen noch von der Lebensweise jener Wesen waren Nachrichten erhalten geblieben, die Spuren ihrer Tätigkeit waren ebenfalls vergangen, will man nicht die Planeten selbst als solche Spuren gelten lassen. Die Perseusgestirne besitzen den Worten der Galakten zufolge nämlich hundertmal mehr Planeten als die anderen Sterne der Galaxis. Im Perseus hat ein Stern zehn bis fünfzehn große Trabanten das ist dort nichts Besonderes. Die Überlieferung schreibt den Planetenreichtum im Perseus den Ramiren zu, die es verstanden, aus verdichtetem Raum kosmische Kugeln zu schaffen. Möglicherweise rühren die Perseusgruppen selbst daher, daß die Ramiren die Sterne gewaltsam einander näher brachten, nachdem sie den freien Raum zwischen ihnen erschöpft hatten.
"Die Tanew-Reaktion", flocht Romero ein. "Die Menschen benutzen sie, um ihre Sternennachbarschaft umzugestalten. Die Macht der Ramiren war derselben Ordnung oder allenfalls eine Ordnung höher als die gegenwärtige menschliche."
"Aber sie war höher als unsere", versetzte der Galakt. "Wir sind nicht imstande, Planeten zu schaffen, schon gar nicht, sie zu zerstören."
Die weiteren Nachrichten über die Ramiren wurden immer unbestimmter. Ein Teil der Ramiren siedelte zum Galaxiskern über, wo sie die Sternmassen gewaltig ummodelten, nach ihnen brachen neue Expeditionen auf. Allmählich verödeten die von den Ramiren geschaffenen Planeten. Schub um Schub strebte dem Galaxiskern zu. Dort ereigneten sich Sternkataklysmen, der Kern pulsierte, als würde er von ungeheuren Kräften aufgewühlt. Im Perseus gingen nach dem Verschwinden der Ramiren alle Planetensysteme in den Besitz der Galakten über.
"Doch wohl auch in den der Zerstörer?" fragte Romero. "Und soweit ich verstehe, teilten die Galakten und die Zerstörer den ihnen zugefallenen kosmischen Reichtum nicht."
"Der Perseus gehörte ungeteilt den Galakten, denn die Zerstörer oder, genauer, die Serven schufen wir später."
"Die Zerstörer sind eure Schöpfung?"
"Ja. Zu unserem Unglück! Wir schufen sie nicht, sondern fertigten sie an. Der Fehler lag darin, daß die Zerstörer zunächst als Mechanismen hergestellt wurden."
Von der Schlacht auf der Sigma her wußten wir, daß die Organismen der Augenköpfigen viel Synthetik enthielten Halbleiter, Widerstände, Kondensatoren und mechanische Gelenke. Ihr Herz war ein kleiner Gravitator. Die Unsichtbaren besaßen noch mehr Künstliches als die Augenköpfigen.
Aber daß die Serven auf dem Fließband montiert wurden, wobei man ihnen speziell gezüchtete biologische Gewebe einsetzte, war uns neu.
"Nachdem die Konstrukteure der Galakten die Serven geschaffen hatten, arbeiteten sie daran, sie zu vervollkommnen", sagte Tigran. ,,Von Generation zu Generation wurde der Anteil des Mechanischen vermindert und der Grad des Biologischen erhöht. Das biologische Gewebe ist energetisch das vollkommenste. Will man eine Maschine berechnen, die für eine Masseeinheit die größte Zahl von Fähigkeiten entwickelt, dann kann eine solche Maschine nur eine lebendige sein. Es war eine Notwendigkeit, keine Laune, den Anteil des Biologischen an den Serven zu erhöhen."
"Später schien es Ihnen genauso notwendig, den Serven Verstand und die Fähigkeit der Selbstreproduktion zu verleihen", bemerkte Romero ironisch "Mit Verstand hatten wir die Serven von Anfang an begabt. Serven ohne Verstand brauchten wir nicht, wir wollten Gehilfen, keine Sklaven. Und es wäre gewissenlos gewesen, ihnen die Gabe der Selbstreproduktion zu verweigern, nachdem ihnen alle anderen Merkmale eines
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