Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Menschen wie Götter

Menschen wie Götter

Titel: Menschen wie Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Snegow
Vom Netzwerk:
Punkt schrumpfen. Es wäre unverzeihlich, würden wir uns ein solches Ereignis entgehen lassen.“
    Und Vagabund bekannte, daß es immer sein Traum gewesen sei, sich einem kollabierenden Stern zu nähern. Einige Male habe er von fern den Kollaps von Sternen außerhalb des Perseus beobachtet, und das sei immer so grandios gewesen, daß sich seine Gehirngefäße zusammenzogen. Wenn er des Lebens eines mächtigen Gefängniswärters überdrüssig war, habe er sich vorgestellt, auf einen Kollapsar versetzt zu sein und mit ihm umzukommen, wobei er die gigantische Katastrophe von innen beobachtet. Das sei großartig gewesen - nicht der eigene Untergang, selbstverständlich, sondern das Bild des vergehenden Sterns.
    „Vagabund, du bist ein unverbesserlicher Romantiker“, sagte ich, und das war kein Tadel.
    Olga sandte eine neue Berechnung. Der Aufenthalt in der Nähe des Kollapsars war nicht ungefährlicher, als von dem Strahl ereilt zu werden, der den Roten getroffen hatte. Nur die intensive Arbeit der Materieannihilatoren konnte eine Katastrophe verhüten, falls sich der Stern vor dem Kollaps in eine Supernova verwandelte, das heißt ungefähr ein Viertel seiner Masse hinausschleuderte. Oleg ließ die Annihilatoren vorbereiten und erteilte den bei dieser Operation üblichen Befehl zur Gefechtsbereitschaft, obwohl es sinnlos gewesen wäre, gegen den Stern zu kämpfen; in den Bezeichnungen für unsere technischen Operationen spiegeln sich die menschlichen Tätigkeiten von einst.
    Aber der Stern verwandelte sich nicht in eine Supernova. Er war einst schon eine Supernova gewesen, die Explosion hatte sich viele Jahrhunderte vor unserem Erscheinen zugetragen. Jetzt war von dem Gestirn nur ein Rudiment des früheren Sternengiganten übrig, ein dichtes, seinen Glanz und sein Volumen fieberhaft veränderndes Sternchen, dessen Masse freilich dreimal so groß war wie die unserer Sonne. Und dieses Rudiment kollabierte vor unseren Augen. In allen Einzelheiten erblickten wir eine Antiexplosion, wie sie noch nie ein Mensch aus der Nähe beobachtet hatte.
    Das Geschwader umkreiste den Stern als kompakte Gruppeverwandelte sich für eine Weile in seinen Begleiter. Er wirkte zunächst ganz normal, äußerlich deutete nichts auf die unabwendbare Katastrophe hin. Doch plötzlich begann er einzustürzen. Das geschah buchstäblich „plötzlich“, denn zwischen dem ruhigen Zustand und der Implosion lag nur ein Augenblick. Der Stern implodierte, stürzte in sich zusammen. Er schrumpfte, raste seiner Tiefe, seinem Zentrum zu. Oleg befahl, näher heranzufliegen. Und während wir auf den Stern zuflogen, schien er von uns abzurücken. Sein Durchmesser, der im Moment der Implosion ungefähr drei Millionen Kilometer betragen hatte, verringerte sich auf eine Million, auf hunderttausend, tausend ... Der Stern wurde kleiner als die Erde, aber die ungeheuren Kräfte preßten ihn weiter zusammen. Er erreichte die Größe des irdischen Mondes und hörte nicht auf zu schrumpfen, wurde eine sich mehr und mehr verringernde Kugel, die so maßlos dicht war, daß ein Kubikzentimeter von ihr schon Milliarden, wenn nicht gar Trillionen Tonnen wog. Und dann ging der Stern unter, sein Durchmesser betrug nur drei, vier Kilometer, ein winziger Punkt nach kosmischen Maßstäben, er funkelte noch, rötete sich dann, wurde dunkel, und der Stern verschwand in der Unsichtbarkeit, in der absoluten Unsichtbarkeit, für Wellen, für Teilchen, für Kraftfelder. Das Kügelchen mit der ungeheuer verdichteten Masse war nicht mehr vorhanden, es gab ein schwarzes Loch in der Leere, ein unheilvolles Loch, das alles in sich hineinsaugte, was sich ihm näherte.
    Oleg befahl dem Geschwader zu bremsen. Es war gefährlich, weiterzufliegen. Im Gravitationsfeld des „schwarzen Lochs“ hätten uns weder die Materieannihilatoren noch die Metrikgeneratoren oder die Gravitationsschnecken retten können.
    Zum Glück fixierte die Schiffsmaschine alle Felder unterwegs. Hätte Oleg nicht stoppen lassen, wären die Bremsmotoren automatisch eingeschaltet worden, sobald sich die Gravitationsfelder des Kollapsars einer gefährlichen Größe näherten.
    Plötzlich tauchte rechts ein kosmischer Körper auf, vermutlich ein Sternenflugzeug. Wir trauten unseren Augen nicht. In diesem unerforschten Universumswinkel war alles zu erwarten, keine noch so merkwürdige Naturerscheinung hielten wir für unwahrscheinlich, doch eine Begegnung mit einem Sternenflugzeug, einer künstlichen Anlage vernunftbegabter

Weitere Kostenlose Bücher