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Menschen wie Götter

Menschen wie Götter

Titel: Menschen wie Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Snegow
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fähig sei, Entsetzen zu empfinden. Nun hatten sich die Umstände so gefügt, daß ihre unwandelbare vernünftige Ruhe wie fortgefegt war.
    Und ich begriff in diesem ersten Augenblick des wiederkehrenden Bewußtseins, daß ihr blindes Entsetzen nicht auswuchern durfte. Was mit dem Schiff auch geschah, der Kommandant war verpflichtet, einen klaren Kopf zu behalten, sonst stand es vollends schlecht um uns.
    „Keine Panik!“ schrie ich. „Gehen wir auf Handsteuerung über!“
    Aber wir konnten auf gar nichts übergehen, die Handsteuerung funktionierte ebensowenig wie die automatischen Systeme. Ich starrte, als hätte ich hundert Augen, auf die Handsteuerungstafel neben meinem Kommandeursessel, griff, als hätte ich hundert Finger, nach den Knöpfen und Hebeln, nichts war intakt! Und plötzlich fiel mir ein, daß es eine Kette gab, die man nicht abschalten, nicht blockieren konnte, die als einzige keinem gedachten Befehl, sondern nur einer mechanischen Schlüsseldrehung gehorchte die Kette eines Systems von Ladungen, die das Schiff sprengten. Das war meine Kette, in der Schule hatte ich sie berechnet, einst kannte ich jeden ihrer Kontakte, jede Leitungsverbindung. Sie war nur dazu bestimmt, das Schiff in einer außergewöhnlichen Situation von innen her zu vernichten. Das war eine Kette der Verzweiflung, nicht der Hoffnung. Nur sie konnte uns jetzt retten.
    „Der Schlüssel!“ brüllte ich und packte Olgas Hand. „Der Schlüssel zu den Sprengkammern!“
    Sie prallte zurück. Ihr ohnehin angstbleiches Gesicht wurde kreideweiß. „Vielleicht geht es gut ab!“ stammelte sie. „Eli, Eli, ich habe noch Hoffnung ... “
    Ich hätte sie erwürgen können. Es gab keine Hoffnung. Wir jagten genau auf die Schutthalde der Sternenflugzeuge zu.
    „Närrin! Ich denke nicht an Selbstmord! Gib sofort den Schlüssel, Olga!“
    Zitternd knöpfte sie sich die Jacke auf. Der Schlüssel hing ihr auf der Brust. Ihre ungelenken Finger konnten das Kettchen nicht lösen. Ich zerriß es und hatte den Schlüssel. Ich stürzte zu der abseits stehenden Tafel. Sie besaß nur eine versiegelte Öffnung.
    Niemand hatte das Recht, das Siegel zu entfernen. Ich riß es ab, führte den Schlüssel ein und drehte ihn vorsichtig. Ruhig, hörst du, ruhig! rief ich mir in Gedanken zu. Ein Drittel der Umdrehung, der erste Kontakt, ein Fehler ist nicht zu korrigieren!
    Eine schwere Explosion erschütterte das Schiff. Der rechte hintere Teil, derselbe, wo unsere drohenden Kampfannihilatoren eingebaut waren, hörte auf zu existieren. Eine mächtige Sternenfestung hörte auf zu existieren, die in der Lage gewesen war, Planeten zu zerstören und feindliche Flotten zu zerstreuen. Aber das Sternenflugzeug selbst lebte, obwohl es seine Bewaffnung eingebüßt hatte. Der schreckliche Stoß hatte es nach links abgetrieben, und es jagte, das verderbliche Feuer meidend, seitwärts fort - und das geschah möglicherweise in der letzten Sekunde, die uns zur Rettung verblieben war.
    Olga schrie auf und fiel in den Sessel.
    Eine Weile schwiegen wir. In den Kommandeursaal drangen die Geräusche des Schiffes nicht, doch in allen Räumen und Korridoren liefen Menschen und Sternenfreunde verwirrt umher. Sowohl das Grauen vor dem unvermeidlichen Untergang als auch die Freude über die unerwartete Rettung war ihnen vollauf zuteil geworden. Ich weiß nur nicht, was die Nerven stärker belastete, die Todesfurcht oder die Befreiung davon.
    Olga sagte mit schwacher Stimme: „Ach, Eli, solch eine Katastrophe! Ich begreife nichts! Was ist das für eine Kraft, die unsere gegen Fremdeinwirkung geschützten Schiffsmaschinen blockieren konnte? Warum schweigst du, Eli? Ich hab’ Angst, sprich doch, ich begreife ja nichts!“
    Ich sagte möglichst ruhig: „Ich habe geschwiegen, weil ich alles begreife. Die Ramiren haben uns den Krieg erklärt. Sie haben Allans Geschwader und deinen Mann ausgelöscht, Olga. Jetzt sind wir an der Reihe.“
    Sie schaute mich groß an, beinahe wie von Sinnen.
    „Ich bin es gewohnt, dir zu glauben, Eli, deine Worte habe ich nie bezweifelt. Aber sie konnten doch nicht wissen, daß ausgerechnet Petri die Operation beginnt, nicht ich, nicht Kamagin, nicht Oshima, sondern Petri! Das wußten nur wir auf den Schiffen. Dennoch haben die Ramiren allein Petri angegriffen!“
    „Wir haben auch etwas abbekommen. Vergiß nicht, daß unsere Schiffsmaschinen blockiert sind“, entgegnete ich finster. „Und die Frage, wie sie unsere Pläne erfahren konnten, ist einfach

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