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Menschen wie Götter

Menschen wie Götter

Titel: Menschen wie Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Snegow
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glänzenden Julius Caesar unterhalten, mit dem heimtückischen Claudius gekämpft und dem Intriganten Catilina eine Maulschelle verpaßt, und morgen werde ich mich mit Caesar auf den Feldzug nach Gallien begeben. Plötzlich verlegt mir Ihre Silhouette aus dem Sternenflugzeug den Weg. Ihre Silhouette aus einer entsetzlichen Ferne, aus irgendeinem Galaxiskern, von dem ich, ein alter Freund des alten Caesar, keine Ahnung habe ... “
    Es drängte mich unwiderstehlich, ihn zu schlagen.
    Er war nicht wahnsinnig, sondern hysterisch. Er griff sich an den Kopf; und ich fürchtete, er werde sich im nächsten Moment schreiend die Haare raufen und wütend die Augen rollen. Ich trat zu ihm, die Hände geballt. Er sah mich an und ließ die Arme sinken.
    „Sie wollen mich schlagen, Admiral? Schlagen Sie, ich halte still. Früher bezogen die Menschen Prügel.
    Mitunter half das.“
    Diese Worte, die er matt lächelnd sprach, bewahrten ihn vor einer Ohrfeige. Ich setzte mich und legte mir die Hände auf die Knie, damit sie nicht so arg zitterten. Ich begriff jetzt, was die Kapitäne auf den Schiffen durchgemacht hatten, wo die Bemannung den Gehorsam verweigerte. Hysterie in einer Situation fortwährender Katastrophen war gewiß nicht besser als Meuterei auf einem Segelschiff im Ozean.
    „Pawel, ich appelliere an Ihren Verstand, Ihren hellen Verstand, Pawel! Sie verübeln mir, daß ich die Tragödie ein äußerst interessantes Abenteuer nannte?
    Aber ist ein Abenteuer denn undenkbar ohne ein glückliches Ende? Und sind wir heute in gewisser Weise, nur in gewisser Weise - nicht die glücklichsten Menschen?“
    „Die glücklichsten Menschen?“ fragte er müde.
    „Eli, ich sagte Ihnen schon, ich bin Ihrer Paradoxe müde ... “
    Ich erinnerte ihn, daß Oleg seit seiner Kindheit von Reisen zum Galaxiskern träumte, der geheimnisvollsten und am wenigsten zugänglichen Stelle im Weltall, daß er als erster galaktischer Kapitän Sternenflugzeuge dorthin führte und daß er als Entdecker des Kerns in die Weltgeschichte eingehen werde, könne er unglücklich sein, selbst wenn er sein Leben um zehn Jahre früher beschließe? Und daß Romero, Altertumskenner, Spezialist für vergleichende Geschichte der Gesellschaften, die Möglichkeit erhielt, Lebensformen und vernunftbegabte Zivilisationen kennenzulernen, die man nie vermutet hatte, seien diese Entdeckungen etwa in die Kategorie der Mißgeschicke einzuordnen? Und daß Olga, Oshima und Kamagin stets den Hauptsinn ihres Lebens darin sahen, mächtige Schiffe auf unerforschten Sternentrassen zu führen, hätten sie vielleicht das Ziel ihres Lebens nicht erreicht, selbst wenn sie von dem Leben Abschied nehmen müßten? Und die Stimme, unser Hauptgehirn, unser ehemaliger Vagabund, sei er etwa unglücklich, nachdem er alles erfahren habe, was er sich wünschen konnte: die Macht der Gedanken, die Freuden eines ungestümen Körpers, die Herrschaft über einen weiten Raum des Universums? Und der Galakt und die Demiurgen? Verwirklicht nicht jeder das Beste in sich, setzt er nicht alles in die Tat um, wozu er in seinen Träumen fähig ist, in seinen Wünschen, seinem Wollen? Nein, suchen Sie andere Definitionen! Unglück, Verzagtheit, Verzweiflung, Reue, Enttäuschung - eignen sich nicht! Selbst wenn wir tragisch enden, ist unser Los beneidenswert!
    Er erhob sich, stützte sich auf seinen Stock. „Mein alter Freund Eli! Ich will mit Ihnen nicht streiten. Ich kann mit Ihnen nicht streiten. Admiral, ich gehe, um Ihren Befehl auszuführen und die Schiffsmaschine aus der Vergangenheit in die Gegenwart zu holen.“
    Ich schloß die Tür, damit Mary nicht hereinkommen konnte. Sie sollte mich nicht sehen, in diesem Augenblick. Als das Klopfen von Romeros Stock im Korridor verhallte, ließ ich mich auf den Diwan sinken und griff mir an den Kopf, wie es eben erst Romero getan hatte, und stöhnte vor Verzweiflung, vor Hoffnungslosigkeit, vor Entsetzen vor dem Ende, das ich sah. Die Hysterie, bei Romero abgewendet, schüttelte mich selbst, denn ich hatte mehr Grund, ihr zu verfallen. Und ich hatte niemanden, den ich um Hilfe bitten konnte, noch war die Zeit nicht reif, das Geheimnis zu lüften, zunächst mußte die Rettung vorbereitet werden.

3
     
    Ellon war beleidigt, als ich ihn bat, in den Zeittransformator einen Stabilisator der Art einzubauen, wie ihn die Natur in unseren Körpern geschaffen hat. Ich glaubte so fest an diese Hypothese Romeros, daß ich mit ihr wie mit einer Tatsache operierte. Ellons

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