Menschen wie Götter
einem unterirdischen Rohr geführt, das tief im Wald verborgen war. Der Eingang zum Rohr war mit Gras und Ästen bedeckt. Das Dechiffriergerät zeigte an, daß sich drinnen drei Wesen befanden, die noch lebten.
Ich versuchte in die Öffnung zu kriechen, doch sie war zu eng für mich. Da kroch Kamagin hinein. Er erbat Unterstützung, und Groman folgte ihm, der genauso schmächtig war. Zu zweit schleppten sie einen sterbenden Sechsflügler heraus. Er antwortete nicht auf unsere Fragen, rührte sich nicht, sein Atem war kaum wahrnehmbar, doch sein Gehirn arbeitete fieberhaft schnell ... Sie liegen dort /u Hunderten“, sagte Kamagin, „aber alle tot.“
„Zwei leben noch“, antwortete ich. „Das Gerät registriert ihre Gehirntätigkeit. Nehmen Sie das Bioskop.“
Mit dem kleinen Gerät, das Spuren von Leben ausfindig macht, kehrten sie in das Rohr zurück, Die beiden Planetenbewohner, die sie herauszogen, befanden sich in einem schlimmeren Zustand als der erste. Während einer sofort verschied, lebte der andere noch einige Minuten, und ich zeichnete die Ströme seines sterbenden Gehirns auf.
Danach ging ich wieder zu dem ersten und überzeugte mich, daß er noch lebte. Hoffnung auf Genesung bestand nicht, doch das erlöschende Leben in seinem zermarterten Körper ließ sich noch eine Zeitlang erhalten. Es wurde Abend, als wir sicher waren, daß sich auf dem Planeten keine Lebewesen mehr befanden. „Nehmen wir die Skulpturengruppe mit“, schlug Leonid vor.
Automaten hoben die drei Skulpturen von den Postamenten und trugen sie zum Planetenflugzeug.
„Von dem Schiff, das den Verderbern zu Hilfe kommt, haben wir immer noch keine Impulse“, sagte André. „Sein Schweigen macht mich nervös „
„Einsteigen!“ kommandierte Leonid. „Wir kehren zum Sternenflugzeug zurück.“
Ich schaute zum Himmel. Die Elektra war untergegangen, es wurde dunkel. Über der Stadt flammten Tausende Beleuchtungskörper auf. Sie allein funktionierten weiter. Es war traurig, diese prächtige Illumination im Reich des Todes und des Chaos zu betrachten.
10
Über der Sigma senkte sich die Nacht herab. Die von den Feinden ausgesandte Unterstützung näherte sich dem Planeten. Wir aber schwatzten, freuten uns des leicht errungenen Sieges!
„Hier sind die Nächte schön“, sagte ich zu André.
„Sogar diese automatische Illumination schmälert nicht den Glanz der Sterne.“
André hob den Kopf. Entzückt betrachteten wir den Himmel. Die Luft war wundervoll klar. Die abgeschirmten Feinde schwebten schon über uns, warteten auf den passenden Augenblick für den Sprung, indessen wir uns sorglos für die Gestirne der Plejaden begeisterten.
„Beeilt euch!“ rief Leonid ärgerlich. „Wir warten nur auf euch.“
Ich ging einen Schritt auf das Planetenflugzeug zu und hörte André aufschreien. Er röchelte, seine Stimme riß ab er wurde gewürgt, verzweifelt schlug er um sich. Ich spürte sein Feld pulsieren, niemals zuvor noch nachher hatte ich diese Empfindung, das Feld schien mich zu sprengen.
„Eli, Hilfe!“ schrie André. „Eli! Eli!“
Ich stürzte zu ihm. Sah ihn nicht. Über der schwarzen Erde funkelten die Sterne, die Luft war still und klar. Vielleicht drei Schritt von mir entfernt röchelte André und rief um Hilfe, ich hörte ihn deutlich, verstand jedes Wort, wußte, daß man ihm den Mund stopfte, daß er am eigenen Schrei erstickte, daß er den Kopf herumriß, für Sekunden sein Gesicht befreite und wieder schrie, wieder um Hilfe schrie und ich sah ihn nicht!
„Eli! Eli!“ hörte ich ihn jammern, „Eli! Eli!“
„Die Unsichtbaren!“ schrie ich rasend vor Wut und schleuderte mein Feld dorthin, wo André sein mußte, ohne zu überlegen, daß es für ihn ebenso gefährlich war wie für diejenigen, die ihn überfallen hatten.
Da erblickte ich André zum letztenmal. Mein Schlag hatte einen von seinen Entführern zurückgeworfen. Andrés Beine glitten in die Höhe sie stießen, schlugen aus, als wehrten sie sich dagegen, zusammengedrückt zu werden. Nur sie waren zu sehen. Dort, wo Rumpf und Kopf sein mußten, blinkten friedlich die Sterne. Seit damals sind viele Jahre vergangen, aber noch heute habe ich dieses Bild vor mir!
Obwohl ich mein Feld noch nicht zusammen hatte, führte ich den zweiten Schlag. Ich wußte, daß mir die Freunde zu Hilfe eilen würden. Bis dahin kam es darauf an, André nicht in die völlige Unsichtbarkeit schleppen zu lassen. Ich führte den zweiten Schlag, um meinen Freund ganz
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