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Menschenfänger

Menschenfänger

Titel: Menschenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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wir noch drin.«
    »Hm,« Albrecht Skorubski ging in die Hocke, »sieht so aus, als habe es hier sogar reingeregnet.«
    »Wann hat es denn das letzte Mal geregnet?«, fragte Michael Wiener, jüngstes Mitglied in Nachtigalls Team, überrascht. »Das muss doch ewig her sein, oder habe ich da was verpasst?«
    »Jaja, die jungen Leute und die Liebe. Umweltwahrnehmung spielt in dem Alter nur eine geringe Rolle. Wahrscheinlich mit anderen Dingen wahnsinnig beschäftigt gewesen?«, lachte der Kollege vom Erkennungsdienst und setzte dann, nachdem er Nachtigalls zornigem Blick begegnet war, ernst hinzu: »Am Dienstag der letzten Woche hat es abends geregnet. War ein richtiger Wolkenbruch. Danach nicht mehr.«
    »Dienstag der letzten Woche – dann wäre sie ja schon seit fast 14 Tagen tot! Kann das stimmen?«, fragte Nachtigall den Arzt und der zuckte mit den Schultern.
    »Dazu müssen Sie rausfinden, was das für Maden sind. Die Entomologen kennen die Entwicklungszeiten und können recht genaue Aussagen treffen. Fliegen gibt es hier viele, sehen Sie, da ist eine und dort, da drüben sitzen gleich drei, hier noch einmal vier, in der Küche sieben. Die, die wir aufgescheucht haben, gar nicht mitgerechnet. Eine schillernde, summende Wolke. Aber ob die nun von draußen reingekommen oder hier geschlüpft sind, kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen.«
    »Ich dachte immer, man riecht, wenn hinter einer Tür eine Leiche liegt.«
    »Um ehrlich zu sein – oft ist es so wie in diesem Fall. Die Nachbarn werden auf die Maden aufmerksam und nehmen den Verwesungsgeruch erst dann wahr, wenn sie sich zur Tür beugen. Und hier war für Lüftung gesorgt – deshalb ist der Geruch auch nur im Flur so belastend.«
    »Woran sie gestorben ist, können Sie mir auch nicht sagen, oder?«
    »Nein. Da müssen Sie auf das Ergebnis der Obduktion warten.«
    Die Wohnung war perfekt aufgeräumt, die Mülleimer geleert, die Kissen auf dem Sofa aufgeschüttelt und in der Mitte geknifft. Kein Geschirr in der Spüle, keine schmutzige Wäsche im Bad. Selbst den Kühlschrank hatte Frau Knabe ausgeräumt, abgetaut und den Strom ausgeschaltet. Vor ihrem Tod musste sie sogar noch das Abtropfbrett ausgekippt haben, damit das Tauwasser nicht auf den Küchenfußboden laufen würde.
    »Theoretisch hätte jemand über den Balkon einsteigen und sie ermorden können«, meinte Albrecht Skorubski.
    »Meinst du nicht, die Nachbarn hätten die Polizei informiert, wenn jemand im dritten Stock über die Balkonbrüstung steigt?« Peter Nachtigall runzelte die Stirn. »Es sei denn, er kam nachts. Aber selbst dann ist es schwierig, die Straße ist gut beleuchtet und eine so lange Leiter ist auffällig.«
    »Wir gehen davon aus, dass es sich bei der Toten um die Mieterin der Wohnung handelt? Haben wir Anhaltspunkte dafür oder glauben wir das nur, weil in der Wohnung einer Frau eine weibliche Leiche gefunden wurde?«, fragte er dann weiter.
    »Tja, wer sollte es sonst sein?«
    »Ein Einbrecherduo steigt ein, die Partnerin stirbt an einem Infarkt, der Einbrecher nimmt Frau Knabe als Geisel«, schlug Peter Nachtigall vor und machte dabei ein vollkommen ernstes Gesicht.
    »Der Hauswart und die Nachbarn hatten keinen Zweifel. Sie meinen, die Kleidung zu kennen, behaupten, die Haarfarbe stimme auch«, stellte Michael Wiener fest.
    »Das muss aber nicht zwingend bedeuten, dass es stimmt. Wir Menschen lassen uns gerne etwas vorgaukeln, wählen gerne die nahe liegende Lösung. Aber gut, gehen wir davon aus, dass es sich bei der Toten um Evelyn Knabe handelt. Wissen wir denn schon etwas über sie?«
    »Nein, noch nicht. Aber ich bin schon unterwegs und frage bei den Nachbarn, ob sie mir etwas über sie erzählen können.« Damit eilte er auf den Flur hinaus und entschied sich dafür, bei Frau Martens mit der Befragung zu beginnen.
    »Im Schlafzimmer lehnt ein Briefumschlag an einem der Blumentöpfe«, informierte ein anderer Schutzanzugträger Peter Nachtigall.
     

6
    »Oh – Sie sind von der Kriminalpolizei? Das hätte ich ja nicht gedacht! So ein junger Mann!« Damit lud Frau Martens ihn begeistert in ihr Wohnzimmer ein, in dem sich offensichtlich die meisten anderen Mitglieder der Hausgemeinschaft versammelt hatten.
    »Das ist Herr Wiener von der Polizei!«, stellte sie den Besucher vor, in einem Ton, als präsentiere sie dem abendlichen Kaffeekränzchen eine exotische Kuchenkreation, gebacken nach jahrhundertealtem Geheimrezept unter Zugabe von Jungfrauenblut.
    »Oh – Sie

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