Menschenfänger
einer Tür vorbei bis zur nächsten. Sie hielt an.
»Mach auf!«, forderte er, und sie stieß die Tür auf.
»Wow! Was für ein irres Schlafzimmer. Hier werden wir beide so richtig viel Spaß miteinander haben!«
Der ganze Raum war indisch gestylt. Rote, violette und orangefarbene Kissen mit goldenen Borten und Quasten lagen überall im Raum verteilt. Es gab sie in allen Größen, zum Sitzen und zum Kuscheln. Dunkle Holzmöbel drängten sich an der Wand entlang, fielen aber in der bunten Üppigkeit gar nicht auf. Die Wände waren in einem leuchtenden Orangeton gestrichen, und vor den Fenstern bauschten sich Vorhänge in tiefem Rot. Das Bett war ebenfalls in rot gehalten, über die seidig schimmernde Bettwäsche zogen sich goldene Ornamente. Ein hölzerner Elefant stand links vom Kopfteil, und sein breiter Rücken diente als Nachttisch. Von der Decke fiel ein rotes Mosquitonetz mit goldenen Pailletten, die sich bei jedem noch so kleinen Windhauch bewegten und im Licht funkelten.
Am Fußende des Bettes stand Armstrongs Körbchen, ausgestattet mit einem goldenen Ruhekissen mit roten Quasten an allen vier Ecken.
Heiner spürte, wie sie sich wieder versteifte, als er sie daran vorbeischob.
»Stell dich nicht so an! Von jetzt an läuft sowieso alles nach meinem Plan! Du hast keine Chance, mir zu entkommen!«
Er schlug ihr heftig ins Gesicht, warf sie aufs Bett, schwang sich auf ihre Körpermitte und nagelte ihre Arme mit den Knien fest. Heftig trafen ihre Knie seinen Rücken, doch das schien ihn nicht zu stören. Es dauerte keine 30 Sekunden und er hatte ihr den Mund verklebt, die Hände mit Klebeband an die Streben des Kopfendes gefesselt und die Füße am Fußende vertäut, obwohl sie sich wand wie eine Schlange. Doch Heiner wusste genau, was zu tun war – jeder Handgriff saß perfekt. Und er war stark. Schließlich hatte er während der letzten Jahre Zeit genug gehabt, seine Muskeln zu stählen.
Als sie endlich wehrlos vor ihm lag, klatschte er vor Freude in die Hände. Er hatte es mal wieder geschafft!
Rasch holte er den Rucksack aus der Küche, öffnete ihn und ließ sie sehen, was er extra für sie mitgebracht hatte.
Johanna Merkowski sog scharf Luft durch die Nase ein und in ihren Augen spiegelte sich helles Entsetzen, als sie sich auszumalen begann, wozu die einzelnen glänzenden Werkzeuge wohl gedacht waren, welche Schmerzen sie ihr an den unterschiedlichsten Stellen ihres wunderbaren Körpers zufügen würden.
Dann sah sie ihm dabei zu, wie er den Stecker der Nachttischlampe zog und einen Haarschneider anschloss. Als er mit dem zuckenden Messer über ihre Kopfhaut fuhr und ihr Haar in Bahnen abscherte, ließ sie ihren Tränen freien Lauf.
Heiner, alias Klaus Windisch, nahm sich viel Zeit für Johanna. Schließlich hatte er jahrelang auf dieses Erlebnis warten müssen, konnte es immer nur in seiner Fantasie aufleben lassen. Dabei hatte er dem ursprünglichen Ablauf immer neue Varianten hinzugefügt, um das Vergnügen noch vollkommener zu gestalten. Nun brannte er darauf, seine Träume blutige und für ihn befriedigende Realität werden zu lassen.
Als er nach vier Stunden auf die Frau im roten Bett blickte, war er ausgesprochen zufrieden mit sich. Ein wenig erschöpft vielleicht, aber das lag nur am mangelnden Training. Mit jeder Frau, die er sich ab heute nahm, würde es noch besser werden, bis er sich nicht mehr erschöpft, sondern regelrecht erfrischt fühlen würde, da war er sich sicher.
Nachdenklich runzelte er die Stirn, dann hatte er eine Idee.
Klaus Windisch lief in die Küche und holte den steifen Körper des Hundes.
Sanft legte er ihn der Frau in den schlaffen Arm, wusch seine Werkzeuge im Bad gründlich ab und packte sie sorgfältig in den Rucksack zurück.
Eine Kleinigkeit, dachte er, eine Kleinigkeit konnte er am Gesamtkunstwerk noch verbessern. In den Küchenschubladen suchte er nach einem Messer mit einer langen, spitzen Klinge, die nicht zu schmal sein durfte. Er fand ein Fleischmesser, ganz aus Edelstahl gefertigt. Damit kehrte er zu Johanna zurück, stach es links vom Bauchnabel ein, hob den Nabel mit der Klinge etwas an und führte die Messerspitze auf der rechten Seite des Nabels wieder aus dem Körper heraus.
Es sah aus wie ein silbern glänzendes Schmuckstück.
Fast ein bisschen wehmütig nahm er Abschied, raffte seine Habseligkeiten zusammen und verließ die Wohnung, ohne jemandem im Hausflur zu begegnen. Den Schlüssel mit dem Klangherzen als Anhänger nahm er
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