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Menschenfänger

Menschenfänger

Titel: Menschenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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billiger, mit dem Taxi und der Bahn zu fahren.« So leicht ließ sich der Hauswart nicht aus der Ruhe bringen.
    »Was, wenn ihr was zugestoßen ist? Herzanfall?«
    Der Hauswart hatte sich inzwischen zu einer Entscheidung durchgerungen. Schließlich würde von dem Müll über kurz oder lang eine Geruchsbelästigung ausgehen. Wenn er ehrlich war, konnte er den Gestank schon jetzt deutlich wahrnehmen, wenn er sich zur Tür beugte.
    »Herzanfall!«, widersprach Frau Münzer, »Quatsch! Dafür ist Frau Knabe doch noch zu jung!«
    »Das kann auch junge Menschen treffen!«
    »Was, wenn jemand sie ermordet hat?«
    Schweigen machte sich breit.
    Der Hauswart seufzte, kramte sein Handy aus dem Werkzeugkasten und wählte die Nummer des zuständigen Polizeireviers. Besser, er machte sich in deren Augen lächerlich, als vor den Mietern wie ein unfähiger Trottel dazustehen. Und so – mit diesem Getier im Hausflur – konnte es schließlich auch nicht bleiben.
     
    Als Klaus Windisch anderthalb Stunden später in Evelyns Straße einbog, standen mehrere Streifenwagen vor dem Hauseingang. Eine dichte Traube Menschen diskutierte auf dem Bürgersteig und gestikulierte wild in Richtung Haus.
    Hatte man Evelyn etwa schon unter Verdacht – oder war die Belastung für sie zu groß geworden und sie hatte selbst gestanden? Klaus Windisch zuckte gleichgültig mit den Schultern. Egal – dann würde er eben woanders unterkriechen. Und, beschloss er dann und grinste fies, er würde jetzt ohnehin erst einmal sein ›Spezialwerkzeug‹ einkaufen gehen. Dann käme alles andere fast von allein. Schließlich wusste er ja, wie so was geht, freute er sich und rieb sich die Hände.

5
    Hauptkommissar Peter Nachtigall saß in seinem Garten in Sielow.
    Der knapp zwei Meter große, massige Mann streichelte Casanova, seinen Kater, der sich auf seinem breiten Schoß zusammengerollt hatte. Missbilligend hatte die rot-getigerte Katze registriert, dass heute wohl nur Gemüse auf dem Speiseplan stand – zumindest für den Menschen des Hauses.
    »Mach dir keine Sorgen«, beruhigte Nachtigall seinen Mitbewohner, »für dich ist auch noch was Anständiges da.«
    S eufzend lehnte er sich zurück. Dies war sicher einer der letzten Tage in diesem Jahr, an dem man noch ohne dicke Jacke im Garten sitzen konnte. Die schwarze Kleidung, die er grundsätzlich trug, weil sie an jedem Ort die richtige Wahl war und man beim unüberlegten Greifen in den Schrank keinen Fehler begehen konnte, fing die Wärme ein und verstärkte das wohlige Empfinden.
    Der Wetterbericht hatte allerdings eine dramatische Veränderung vorhergesagt, die Temperatur würde nun über Nacht Novemberniveau erreichen. Kaum vorstellbar – aber er hatte das vor fünf Jahren schon einmal erlebt.
    »Hoffentlich friert es dann nicht wieder durch bis April.«
    Peter Nachtigall hatte seine üppigen, dunklen Haare zu einem Zopf zusammengebunden und seine grünen Augen funkelten amüsiert, als er den Blick des Katers auffing.
    »Denk nicht einmal daran – der Zopf ist kein Spielzeug. Ach, ich verstehe dich falsch, nicht wahr? Du meinst, jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, den Kühlschrank zu checken, ja?«
    Als hätte Casanova die Worte verstanden, sprang er vom Schoß und lief mit in die Höhe gerecktem Schwanz auf die Terrassentür zu.
    Nachtigall schlenderte langsam hinter ihm her und warf einen prüfenden Blick in den Himmel. Graue Wolken zogen sich zusammen.
    »Casanova – es brechen harte Zeiten an. Der Winter kommt!«
    In der Küche mischte sich Nachtigall eine Apfelschorle und füllte dem Kater etwas Katzenfutter in den Napf. Dankbar stieß der große Kopf gegen seine Hand, dann machte sich das eindrucksvolle Tier über sein Abendessen her.
    Das Radio dudelte leise, und gerade als der Hauptkommissar überlegte, ob er sich nicht doch noch ein schmackhaftes Wurstbrot richten sollte, wurde das laufende Programm von Radio Cottbus für eine Sondermeldung unterbrochen.
    »Vor wenigen Minuten erreichte uns die Mitteilung, dass einem Häftling der JVA in Dissenchen die Flucht gelungen ist. Die Bevölkerung wird um erhöhte Wachsamkeit gebeten. Klaus Windisch ist etwa 30 Jahre alt, hat kurze braune Haare und ein sympathisches, freundliches Auftreten. Er ist 1,74 Meter groß und schlank. Der Entflohene wurde wegen Vergewaltigung und Mordes zu insgesamt 15 Jahren Haft verurteilt. Wenn Sie Hinweise geben können oder verdächtige Beobachtungen machen, wenden Sie sich bitte an Ihre nächste Polizeidienststelle oder

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