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Menschenfänger

Menschenfänger

Titel: Menschenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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ein großer Name! Das ist gut für sein Selbstbewusstsein. Meine Oma, Heiners Frau, hatte auch so einen. Sie war ganz vernarrt in den Winzling. Meine Oma war eine stattliche, große Frau, die wahnsinnig gut kochen konnte. Leider hat sie auch selbst gerne gegessen und so wurde sie immer fetter.«
    Sie erreichten den ersten Treppenabsatz. Johanna drehte sich nach dem Portier um, doch die Kabine war leer.
    »Ja. Gut. Danke. Ich schaffe das prima alleine weiter«, erklärte die junge Frau entschlossen.
    »Ach was. Jetzt bin ich bis hierher mitgekommen, jetzt trage ich die Tüten auch noch bis vor die Tür.«
    »Aber ich wohne im vierten Stock! Armstrong hasst es, Aufzug zu fahren. Wir nehmen immer die Treppe«, protestierte sie schwächer.
    »Kein Problem. Meine Oma hat ihren Hund Kleopatra genannt. Wenn sie an irgendeiner Ecke stand und laut Kleopatra rief, sind die Leute stehengeblieben und haben sich neugierig umgedreht. Sah aber auch wirklich seltsam aus, meine große Oma und ihr Minihund. Meist hat sie ihn sowieso fest an ihren Busen gedrückt.«
    Er bückte sich und fuhr Armstrong mit einer raschen Bewegung übers Fell.
    Das gläserne Treppenhaus des Gebäudes in der Stadtpromenade erlaubte einen Blick über die Innenstadt. Schon bald würde man von hier aus auf eine der größten Baustellen Brandenburgs blicken können. Nachdem die Cottbuser endlich ihre Oberbürgermeisterin abgewählt hatten, stand der Verwirklichung des Projekts Carl-Blechen-Karree nichts mehr im Wege. Der neue Oberbürgermeister wirkte entschlossen, dem Investor nun alle Wege zu ebnen und der Stadt Perspektiven zu eröffnen. Aber noch war nichts davon zu sehen.
    »Schön hier«, stellte Heiner fest und erzählte dann weiter. »Meine Oma hat ihren Hund abgöttisch geliebt. Wie das eben häufig so ist bei alleinstehenden Damen. Ihr Mann, mein Opa, war leider früh an Lungenkrebs verstorben und außer meiner Mutter hatten die beiden keine weiteren Kinder. Nach seinem Tod hat Oma dann beschlossen, etwas so Anstrengendes wie Männer käme ihr nicht mehr ins Haus. Machen nur Arbeit und sind außerdem noch anspruchsvoll.« Wieder lachte er, und fröhliche kleine Fältchen bildeten sich um seine Augen.
    »Ach, hier wohnst du schon? Ich hätte mir vier Stockwerke hochzusteigen anstrengender vorgestellt. Aber das liegt natürlich an deiner angenehmen Gesellschaft«, erklärte er entwaffnend.
    Johanna Merkowski steckte den Schlüssel in die Tür und sah ihn unentschlossen an.
    »Danke für deine Hilfe. Reintragen kann ich die Sachen nun wirklich alleine.«
    Sie stellte ihre Einkaufstüte ab und wollte nach der in seinem Arm greifen, doch er wandte sich lachend mit einer koketten Drehung ab.
    »Na, die paar Schritte bis in deine Küche, die überlebe ich auch noch.«
    Überrumpelt von der Situation wusste sie nicht, wie sie dieses Angebot hätte ablehnen können, ohne unhöflich zu sein. Immerhin hatte er ihr spontan geholfen und einen sympathischen Eindruck machte er auch.
    Sie öffnete die Tür und stieß sie mit dem Fuß weit auf, um Armstrong in die Wohnung hineinstürmen zu lassen. Der kleine Hund rannte schnurstracks in die Küche, und die beiden Menschen folgten.
    Johanna wandte sich lachend zu ihrem Besucher um, der seine Last bereits abgestellt hatte. In dem Moment fiel ihr zum ersten Mal der Rucksack auf, den Heiner über der Schulter getragen hatte. Der stand nun leicht geöffnet auf der Anrichte.
    Johanna sah das blitzende Messer und wusste von einer Sekunde auf die andere, dass Unhöflichkeit ihr das Leben hätte retten können. Ihre Augen weiteten sich und sie öffnete den Mund – doch zu einem Hilfeschrei kam es nicht mehr. Heiner drückte seine weichen Hände auf ihren Mund und erstickte jedes Geräusch. Armstrong, der die Situation als neues Spiel missdeutete, lief um beide herum und bellte auffordernd. Heiner trat kraftvoll nach ihm und schleuderte den Kleinen gegen den Kühlschrank. Ein widerliches Knacken erfüllte den Raum, danach herrschte nur noch Stille. Armstrong glitt an der Tür nach unten, landete auf dem Boden und rührte sich nicht mehr.
    Johanna Merkowski weinte. Heiner spürte das Zittern ihres Körpers in seinem Arm, die warmen Tränen, die auf seine Hand tropften und grinste zufrieden.
    »Wo ist dein Schlafzimmer?«
    Als sie stocksteif stehen blieb, bohrte er die Spitze der Klinge in ihren Rücken. Am Zusammenzucken merkte er, dass er sie verletzt hatte.
    »Wo?«
    Langsam setzten sie sich in Bewegung. Über den Flur an

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